Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
Vom Netzwerk:
ein bisschen früher als anderswo.
    Sich beeilen und warten.
    Als er sich mit etwas Laubwerk tarnte und hinter dem Stamm verbarg, fühlte er sich zum ersten Mal seit Jahren wieder wie ein Soldat.
     
    Alex öffnete die Augen und stöhnte. Es war zu hell. Stechender Schmerz durchzuckte sie. Sie schloss die Lider und versuchte nachzudenken. Ihr Kopf schien kurz vorm Platzen. Die Lippe war dick.
    Sie wappnete sich gegen den Schmerz und probierte es erneut. Ins Licht blinzelnd sah sie sich um. War er hier? War sie allein? Wo war sie überhaupt? Ihr Blick fiel auf eine umgestürzte Kiste mit Akten, und sie begriff, dass sie noch in ihrem Büro war. Das von einem Tornado verwüstet worden war. Sie lag seitlich auf dem Boden, um sie herum die zerpflückten Reste dessen, was sich vorher auf ihrem Schreibtisch befunden hatte.

    Sie setzte sich auf, und Übelkeit überkam sie. Erneut schloss sie die Augen. Als das Schwindelgefühl vorüber war und sie sie wieder aufschlug, sah alles noch viel schlimmer aus. Das reinste Chaos. Und ihr Computer war weg. Ihr Computer! Das Surren des Deckenventilators über ihr ließ sie die relative Stille wahrnehmen.
    Sie war allein.
    Ihre Arme schmerzten. Sie versuchte sie zu bewegen, doch sie waren aneinander gefesselt.
    Alex atmete tief durch und versuchte, einen Plan zu fassen. Instinktiv wusste sie, dass sie besser nicht aufstand. Also hockte sie sich auf die Knie und ließ ihren Körper sich ein wenig an die neue Haltung gewöhnen.
    Ihr Schädel dröhnte. Auch ihre Arme taten höllisch weh, aber sie glaubte nicht, dass sie gebrochen waren. Wieder ließ sie ihren Blick durch das verwüstete Büro gleiten. Schließlich blieb er an dem schwarzen Telefon hängen, das verkehrt herum auf dem Boden lag. Langsam und unter Schmerzen kroch sie auf Knien dorthin und drehte den Apparat um. Als sie ihn vor sich liegen sah und die Ziffern anstarrte, konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen. Dann aber kniete sie sich mit dem Rücken zum Telefon und tippte auf die Tasten, den Kopf möglichst weit über die Schulter gewandt, um die Zahlen zu sehen. Sie hörte, dass die Verbindung zustande kam, und drückte auf Lautsprecher.
    »Sie haben den Notruf gewählt. Worum geht es?«
    »Ähm … ich … ich wurde in meinem Büro überfallen.« Alex versagte die Stimme, als ihr bewusst wurde, dass sie auch tot sein könnte. Sie berichtete der Notleitzentrale die Einzelheiten und legte auf.

    Hilfe war unterwegs. Sie lebte. Aber nun war das Zittern schlimmer geworden, so als würde ihr ganzer Körper erwachen und registrieren, was passiert war. Wieder blickte sie auf das schwarze Telefon. Ihr fiel ein, dass Nathan vor knapp einem Monat angerufen hatte und sich nach Courtney Glass erkundigt hatte, genau wie der Kerl in der Skimaske. Sie kniete sich wieder mit dem Rücken zum Telefon, drückte auf die Pfeiltaste und durchsuchte die Anrufliste. Sie fand das passende Datum und die Nummer. Sie drückte auf Wahlwiederholung und dann erneut auf Lautsprecher und wartete.
    »Devereaux.«
    Sie konnte nicht sprechen.
    »Hallo?«
    »Nathan?« Plötzlich rannen ihr die Tränen über die Wangen, und ihre Nase begann zu laufen. Mit den Händen auf dem Rücken, konnte sie sie nicht abwischen.
    »Alex? Was ist los?«
    Sie versuchte durchzuatmen und sich wieder in die Gewalt zu bekommen. »Er war hier -«
    »Wer?«
    »Dieser Kerl. Suchte nach Courtney. Er hat meinen Computer mitgenommen -«
    »Bist du verletzt?«
    »Ja. Nein. Nicht so schlimm, glaube ich -«
    »Ich bin gleich bei dir.«
     
    Will kämpfte gegen seine Schläfrigkeit an. Schon drei Stunden kauerte er in seinem Versteck, doch von Courtney keine Spur. Er streckte sich, um seine Beine
wieder besser zu durchbluten. Allmählich machte sich der Schlafmangel bemerkbar. Seit er die Telefonnummer auf Fionas Handy entdeckt hatte, war er ohne Unterlass beschäftigt gewesen. Erst hatte er die Nummer zu dieser Telefonzelle zurückverfolgt und war in einem Stück quer durch Texas und New Mexico gefahren. Mit einem Flugzeug wäre er schneller gewesen, aber er wollte keine Spuren hinterlassen. Also hatte er das Auto genommen. Und war so lange gefahren, dass er jetzt kaum noch die Augen offen halten konnte.
    Konzentration. Er richtete die Aufmerksamkeit wieder auf das Café, das offensichtlich der beliebteste Treffpunkt des Städtchens war. Ein weiterer Baseballkappen-Träger schlenderte mit einem überteuerten Getränk heraus, und Will fügte einen Strich auf seiner mentalen Liste

Weitere Kostenlose Bücher