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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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sich um. Hatte sie etwa die Balkontür offen gelassen?
    In einer Zimmerecke bewegte sich ein Schatten. Sie erschrak.
    »Hallo, C. J.«

Kapitel 21
    Will.
    Sie ließ den Apfel fallen, der auf ihren Fuß prallte und von dort unter das Bett rollte.
    »Wie bist du hergekommen?«
    Er trat näher. »Mit dem Auto.«
    »Nein, ich meine …« Sie glotzte ihn an. Er hatte einen stoppeligen Mehrtagesbart, und in seinen Augen funkelte es gefährlich.
    »Wie bist hier reingekommen?
    »Es war nicht abgesperrt.«
    Sie drehte sich zum Balkon. Bis zum Boden mussten es mindestens drei Meter sein.
    Er drückte ihr eine Jeans in die Hand. »Zieh dich an. Wir verschwinden.«
    »Waaas?«
    »Wir verschwinden. Und zwar sofort.«
    »Ich will hier nicht weg. Ich gehe nirgendwohin.«
    Aber er hörte ihr gar nicht zu, sondern schnappte sich den Rucksack von ihrem Stuhl und stopfte ihre Handtasche hinein. Danach ging er ins Bad, und sie hörte, wie er ihre Sachen einpackte.
    »Hör auf! Hör sofort auf damit!« Sie stürzte ihm nach, aber das Badezimmer war zu klein, als dass sie beide darin Platz gehabt hätten, und so wurde sie gegen
die Wand gepresst. Sie hatte ganz vergessen, wie groß er war.
    Er zog den Reißverschluss zu und schulterte den Rucksack. »Wir müssen los.«
    Er nahm sie beim Arm und zog sie zur Tür. Im selben Moment klopfte jemand.
    Sie erstarrten und sahen sich an.
    Er war hier. Sie hätte es kaum geglaubt, wenn er ihren Ellenbogen nicht so fest umklammert hielt, dass sie sich wie ein Verbrecher vorkam. Er sah ihr in die Augen, und sein Gesicht kam ihr so wunderbar vertraut vor, dass sie ihn am liebsten umarmt hätte. Er war zu ihr gekommen. Sie fand die Vorstellung so wunderbar, dass sie einen Kloß im Hals spürte und ihr alles vor den Augen verschwamm.
    »Frag, wer da ist.« Seine Stimme war so leise, dass sie ihn kaum verstand.
    Sie räusperte sich. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s.«
    Pauline. Courtney befreite sich aus Wills Griff und öffnete die Tür einen Spalt. »Hi.« Weil sie nur spärlich bekleidet war und nasses Haar hatte, hoffte sie, Pauline würde denken, sie hätte sie beim Duschen gestört.
    »Tut mir leid, wenn ich störe, C. J., aber deine Schwester hat eine Nachricht hinterlassen. Du sollst dringend zu Hause anrufen.«
    Wie hatte Fiona bloß herausgefunden, dass sie hier war? Hatte Will es ihr gesagt?
    »Danke.« Courtney lächelte bemüht. »Ich melde mich gleich bei ihr.«

    Sie schloss die Tür und drehte sich zu Will. Er stand mit verschränkten Armen unmittelbar hinter ihr.
    Sie mochte es immer noch nicht glauben, dass er hier war, bei ihr in Silver Creek. Stumm standen sie sich gegenüber und betrachteten sich im Schein der Wohnzimmerlampe. Es schien, als könnten die vier Wochen lang aufgestauten Gefühle sich jeden Augenblick entladen. Er war wütend. Und noch etwas anderes arbeitete in ihm. Etwas, das sie sofort bemerkte, als sein Blick ihre nackten Beine hinab- und wieder hinaufwanderte. Ihr Herz tat einen Sprung, als er sich zu ihr vorbeugte.
    Erneut packte er sie am Arm, und einen kurzen Moment lang dachte sie, er würde sie aufs Bett zerren. Doch er ging daran vorbei und zog sie zur geöffneten Balkontür.
    »Da entlang.«
    »Wir sind im zweiten Stock!«
    »Ich werde dir helfen.« Im Vorbeigehen schnappte er ihre Jeans vom Bett und hielt sie ihr zum zweiten Mal hin. Als sie ihn anblickte, wurde ihr schlagartig klar, dass sie die Hose entweder anzog oder bald im Slip durch den Wald laufen würde.
    Sie schlüpfte in die Jeans. Will sah ihr dabei zu, wie sie Reißverschluss und Knopf zumachte. Ihre Füße tasteten nach den Flipflops.
    »Zieh deine Wanderstiefel an.«
    Ihre Augen wurden schmal. Wie lange hatte er sie schon beobachtet? Sie holte die Stiefel aus dem Schrank und zog sie schnell über die getragenen Strümpfe, die sie in den Schuhen stecken gelassen hatte.
    Anschließend folgte sie ihm auf den Balkon. »Können
wir denn nicht wie normale Menschen die Tür benutzen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Statt einer Antwort hörten Sie, dass jemand an die Tür klopfte.
    »Mach dir keine Sorgen. Ich fang dich auf.«
    Geschockt sah sie ihm zu, wie er über das Geländer stieg und sich vornüberbeugte. Dann ließ er sich fallen und verschwand in der Dunkelheit. Als Nächstes hörte sie einen sanften Aufprall.
    Ging’s noch? Sie würde sich doch nicht mitten in der Nacht von einem Balkon stürzen! Sie blickte über das Geländer und schüttelte den Kopf.
    Er nickte und bedeutete ihr zu

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