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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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springen.
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    Er nickte ihr aufmunternd zu.
    Das Klopfen an der Tür wurde lauter.
    Was war nur los? Sie hatte seit Wochen keinen Besuch mehr gehabt, und jetzt ging es in ihrem Zimmer zu wie in einem Taubenschlag. Sie blickte wieder zur Tür, dann hinunter zu Will, der schon sehr ungeduldig wurde.
    Okay. Das war wahrscheinlich nicht das Verrückteste, das sie je getan hatte, aber ein Kandidat für die Top Ten war es allemal. Sie stemmte sich auf das Geländer und schwang die Beine darüber. Will postierte sich unter ihr und streckte ihr die Arme entgegen.
    »Wenn du mich fallen lässt«, zischte sie, »verzeihe ich dir das nie.« Anschließend schloss sie die Augen und ließ los.

    Er fing sie. Einfach so. Und sie fand sich gegen seine Brust gedrückt wieder. Sie sah zu ihm auf und fragte sich, in was für einer Gefahr sie sein musste, dass er neunhundert Meilen fuhr und sie von Balkonen springen ließ.
    Da ließ er einen Arm sinken, und ihre Füße berührten den Boden. Er nahm sie bei der Hand und zog sie in den Wald.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie.
    »Erst einmal weg von hier.«
     
    Er zog Courtney hinter sich her. Dabei fluchte er innerlich, jedes Mal wenn etwas unter ihren Schuhen raschelte oder knackte. Da könnten sie ja gleich mit einem ganzen Orchester im Schlepp durch den Wald wandern! Er hielt ihre Hand fest umklammert, während sie am Rand des Grundstücks entlangschlichen, bis sie den Eingang des Silver Creek Inn einladend in der Dunkelheit schimmern sahen.
    Er drehte sich zu Courtney. »Bleib hier. Falls du weg bist, wenn ich wiederkomme, finde ich dich trotzdem. Und dann werde ich wirklich wütend, das verspreche ich dir.«
    Noch bevor sie antworten konnte, verschwand er im Dunkel des Waldes. Er schlich auf den Eingangsbereich zu, wo mehrere Fahrzeuge parkten, deren Fahrer vermutlich beim Check-in waren. Der Minivan war zwar schon da gewesen, als Will sich vorhin beim Hotel umgesehen hatte, doch der blaugrüne Chrysler Sebring war neu. Auf seiner Stoßstange entdeckte Will einen Aufkleber, der seinen Verdacht bestätigte. Ein Mietwagen.
Er überlegte kurz, ob er sich noch näher an den Wagen heranpirschen sollte. Vielleicht konnte er ja einen Blick hineinwerfen und darin befindliche Unterlagen erkennen? Aber dann traten eine Frau und ein Mädchen aus dem Hotel und gingen zu dem Minivan.
    Will hatte zwei Möglichkeiten. Entweder ging er zu Courtney zurück oder er heftete sich auf die Fersen dessen, der es auf sie abgesehen hatte. Die zweite Möglichkeit war verlockend. Und das hatte etwas Erschreckendes. Denn er hätte diesem Kerl am liebsten den Hals umgedreht, und das machte ihm Angst. Aber sein Auftrag lautete, finden und zurückbringen. Und die, die er vier Wochen gesucht und nun endlich gefunden hatte, konnte jeden Augenblick wieder verschwinden.
    Ein weiterer Tourist verließ mit Angelrute und Angelkasten das Hotel. Will traf seine Entscheidung. Es waren einfach zu viele Zivilisten hier, als dass er es zur Auseinandersetzung kommen lassen wollte.
    Er lenkte seine Schritte zu Courtney zurück. Und sie stand noch genau da, wo er sie zurückgelassen hatte, inmitten eines Dickichts von Bäumen.
    »He«, flüsterte er.
    Sie erschrak und wirbelte herum. Heftig schlug sie ihm auf den Arm. »Tu das ja nie wieder!«
    »Nicht so laut.«
    »Wo warst du denn?«
    »Mich etwas umsehen.« Er ergriff erneut ihre Hand und wollte weiter in den Wald, doch sie riss sich los.
    »Sag mir sofort, was los ist.« Sie flüsterte, doch ihre Stimme vibrierte vor unterdrückter Wut.
    »Später.«

    »Ich brauche ein Telefon. Ich muss Fiona anrufen.«
    »Warum?«
    »Zu Hause gibt es doch irgendeinen Notfall.«
    Er zog sie tiefer in den Wald und sprach mit leiser Stimme. »Hast du Fiona gesagt, wo du bist?«
    »Nein, ich dachte, du warst das.«
    »Und hast du etwa Besuch erwartet? Heute Abend, bei dir auf dem Zimmer?«
    »Nein. Außer meiner Chefin und den anderen Mitarbeiterinnen kenne ich hier niemanden.«
    Erleichtert atmete er aus. Und überrascht, weil er schon befürchtet hatte, dass sie jemand kennen gelernt haben könnte.
    »Es gibt keinen Notfall«, stellte er klar.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das erkläre ich dir später. Jetzt müssen wir erst mal weg von hier.« Diesmal packte er ihre Hand noch fester und zog sie hinter sich her. »Und versuch mal, nicht so zu trampeln wie eine Herde Elefanten.«
    Das genügte. Beleidigt folgte sie ihm und achtete darauf, leiser

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