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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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täuschst du dich.«
    Ihr Blick fiel auf seinen Hintern, der ihr sogar noch hübscher vorkam, als sie ihn in Erinnerung hatte. Sie zog die Augenbrauen in die Höhe.
    »Denk lieber gar nicht daran. Auf diesen Mist falle ich kein zweites Mal rein.« Er hielt den Kopf unter den Wasserstrahl, und sie wandte sich ab, damit er ihren Gesichtsausdruck nicht sah.
    Diesen Mist? Was sollte das denn heißen? Dachte er etwa, dass sie nur mit ihm geschlafen hatte, um … was? Ihn abzulenken? Einfluss auf die Ermittlungen zu nehmen?
    Empört stand sie auf und schaltete den Fernseher an. Neben den erwarteten Bezahl-Pornos kamen nur Tele-Shopping-Sendungen und Fernsehprediger. Schnell schaltete sie wieder ab. Dann löste sie die Senkel ihrer Stiefel, streifte sie von den Füßen und schälte sich aus ihrer Jeans. Sie schlug den schäbigen Überwurf zurück, legte sich aufs Bett und schloss die Augen.
    Das Wasser wurde abgestellt. Er betrat das Zimmer,
und sie hörte, wie ein Handtuch über einen Stuhl geworfen wurde. Als Nächstes vernahm sie, wie Jeansstoff über Haut raschelte, als er seine Hose anzog. Schließlich war ein leises Ploppen zu hören, als etwas Hartes auf seiner Seite des Bettes auf den Boden gelegt wurde. Seine Pistole? Als er sich auf die Matratze fallen ließ, rollte sie gegen ihn.
    »He!«
    »Entschuldige.« Er drehte sich auf den Bauch, so dass er beinahe quer im Bett lag. Seine Füße standen dennoch über, und sein rechter Ellenbogen berührte fast ihr Gesicht. Die Augen hatte er geschlossen.
    Schlief er jetzt etwa ein? Niemals. Sie lag halbnackt neben ihm, und sie erinnerte sich noch an den Gesichtsausdruck, mit dem er sie im Silver Creek Inn betrachtet hatte.
    Plötzlich stützte er sich auf die Hände, griff in seine Gesäßtasche und zog Handschellen heraus.
    »Ich hab noch was vergessen.« Ehe sie reagieren konnte, schloss sich das kalte Metall um ihr Handgelenk.
    »Autsch!«
    Er drehte sich auf den Rücken und befestigte die zweite Handschelle an seinem linken Arm.
    »Was soll das denn?«
    Er schloss die Augen und machte es sich wieder bequem. »Ein Nickerchen unter Kampfbedingungen.«
    Sie starrte auf seinen nackten, perfekt austrainierten Oberkörper und sein Grinsen auf dem Gesicht. Sie musste sich fast die Zunge abbeißen, um ihn nicht laut anzubrüllen.

    »Du hast genau drei Sekunden Zeit«, drohte sie leise.
    »Wozu?« Er schlug die Augen auf und griff zum Lichtschalter. Im Zimmer wurde es dunkel. Nur das Zimmer-frei-Schild vor dem Parkplatz schimmerte bläulich herein.
    »Um mir diese Dinger abzunehmen. Andernfalls reiße ich dich in Stücke.«
    Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Das möchte ich sehen.«
    »Will -«
    »Leg los.« Er drehte sich auf die Seite, legte den freien Arm um sie und presste sie gegen die Matratze.
    Da begriff sie. Er wollte sie provozieren. Wollte, dass sie auf ihn losging und mit ihm zu ringen begann, einen Kampf, den sie natürlich verlieren würde. Das war seine Rache. Nun genoss er die Macht, die er über sie hatte, nachdem sie ihn ohne ein Wort stehengelassen hatte. Was hatte er vorhin gesagt? Reizender Abgang . Sie hatte ihn verletzt, doch anstatt das zuzugeben, zog er jetzt so eine Macho-Macht-Posse ab. Was er allerdings wirklich wollte, war natürlich Sex – das, was jeder Mann immer wollte. Sie sah, wie sich seine Brust hob und senkte. Seine kräftigen Arme, die sie so vermisst hatte. In ihr regte sich etwas, und sie gestand sich ein, dass auch sie dem Sex mit ihm nicht abgeneigt war.
    Aber garantiert nicht in Handschellen.
    Dass er sie gefesselt hatte, sollte überhaupt nicht ihre Flucht verhindern. Es zeigte nur, dass er sich wie ein Neandertaler benahm.
    Oder etwa nicht?

    Sein Atem war tief und gleichmäßig. Sie runzelte die Stirn. War er denn wirklich schon eingeschlafen?
    Auf keinen Fall. Das ging viel zu schnell.
    Aber sein Arm lastete so schwer auf ihrem Oberkörper, und außer dass sich seine Brust hob und senkte, bewegte er sich nicht.
    Sie wandte sich um und starrte die Wand an. Sie war wütend, verwirrt und frustriert zugleich. Sie dachte an die vielen einsamen schlaflosen Nächte im vergangenen Monat. Bisher hatte es ihr noch nie etwas ausgemacht, alleine zu schlafen, doch das war neuerdings anders. Sie fühlte sich so allein. Diese nicht enden wollenden Stunden in dem kleinen, vollgestellten Hotelzimmer. Ohne Fernseher. Ohne Freunde. Nur mit Büchern und ab und zu etwas Yoga, um sie von ihren deprimierenden Gedanken abzulenken.
    Sie wollte

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