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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Anwältin, Lindsey Kahn.«
    Vor ihnen lag das lange Band der Straße, und mit ihr das Schweigen und die Nacht. Sie war in Sicherheit. Sie war bei ihm. Dennoch fühlte er sich nicht wohl. Es gab noch so viele Dinge zu bereden, vor allem was die Gefühle betraf. Doch genau das fiel ihm so schwer.
    Wenn er es überhaupt jemals konnte.
    Sie blickte aus dem Fenster und seufzte wehmütig. »Mir hat es in Silver Creek gefallen.«
    »Warum?«
    Sie zuckte die Achseln. »Es war einfach schön. Und ruhig.«

    »Aber kein besonders kluges Versteck.«
    Sie fuhr herum. »Was soll das heißen?«
    »Es ist ein abgeschlossenes Tal, Courtney. Ein echter Alptraum. Es gibt nur einen Weg rein und einen raus.« Noch immer wütend darüber, dass sie sich ausgerechnet so einen Ort als Versteck ausgesucht hatte, knirschte er mit den Zähnen. Die verdammte Stadt war an drei Seiten von Felswänden umgeben. Natürlich war das malerisch, aber falls sie jemand aufgespürt hätte, wäre sie schnell zur tödlichen Falle geworden.
    Und man hatte sie dort aufgespürt.
    Will erinnerte sich an den Chrysler Sebring. Wer sie heute Abend besuchen wollte, hatte sein Ziel nur um wenige Minuten verpasst.
    »Bin ich eigentlich verhaftet?«
    Er warf ihr einen Blick zu. »Vielleicht.«
    »Was heißt das denn? Fiona hat gesagt, es gibt einen Haftbefehl.«
    »Das heißt, wenn du dich nicht anständig benimmst, bringe ich dich ins nächstgelegene Gefängnis.«
    Sie verdrehte die Augen und blies den Atem geräuschvoll aus. Das wiederum ließ seinen Puls schneller schlagen. Er merkte, dass er genau diese Widerspenstigkeit von ihr vermisst hatte, und sie jetzt wieder zu erleben, erregte ihn. Am liebsten hätte er angehalten und sie zu sich auf den Schoß gezerrt. Oder sie geschüttelt, bis sie zur Vernunft kam.
    Stattdessen fuhr er weiter. Und während er fuhr, spürte er, wie sie, nur wenige Zentimeter neben ihm, von Minute zu Minute unruhiger wurde. Ihr gefiel die neue Situation nicht, und er hätte darauf gewettet, dass
sie sich den Kopf zermarterte, um einen Ausweg zu finden.
    Schließlich erreichten sie die Autobahnauffahrt. Er bog auf den vierspurigen Highway Richtung Süden, der sie zur Interstate 40 bringen würde.
    Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt schon, dass das illegal ist. Du hast mich nicht einmal über meine Rechte aufgeklärt.«
    »Ich habe dich ja auch nicht verhaftet.« Gegen sie bestand nicht einmal mehr ein Haftbefehl, aber das behielt er zunächst für sich. Außerdem fiel es ihm bestimmt nicht schwer, einen Grund zu finden, um sie festzunehmen. Wenn er wollte, würde er sie in null Komma nichts dazu bringen, dass sie sich zu einer Beamtenbeleidigung hinreißen ließ.
    »Was zum Teufel soll das dann? Ich werde gegen meinen Willen hier festgehalten. Das ist Freiheitsberaubung!«
    »Ach ja? Tut mir wirklich leid. Vielleicht hätte ich dich doch in diesem gottverdammten Tal lassen sollen und zusehen, wie lange du gegen einen bezahlten Killer durchhältst.«
    Er stellte das Radio an und drehte so lange am Senderknopf herum, bis er wenigstens einen krächzenden und rauschenden Country-Sender eingestellt hatte. Gerade war ihm zum ersten Mal klar geworden, wie sehr er sich über sie geärgert hatte. Vier Wochen lang quälende Sorge – und nun, da sie in Sicherheit war, hätte er sie am liebsten angebrüllt. Das würde eine lange Fahrt werden. Er sah auf den Tacho, dann auf die Uhr. Er wollte möglichst schnell eine große Distanz zwischen
dem Suburban und Silver Creek bringen. Und er musste sichergehen, dass ihnen niemand folgte.
    Er dachte noch einmal an den Anruf von Devereaux. Nun war der Mann mit der Skimaske auch gefilmt worden. Damit war Courtney vollständig entlastet. Jetzt musste man nur noch den Kerl finden, beziehungsweise ihn und seine Komplizen, sowie seine Hintermänner ermitteln. Will tippte auf Wilkers, dessen Firma in Osttexas einen schwarzen Cadillac Escalade besaß und der im LivTech-Fall ordentlich Reibach gemacht hatte.
    Will drehte die Musik leiser. »Hat Fiona erzählt, dass bei dir eingebrochen wurde?«
    Sie sah ihn besorgt an. »Ja.«
    »Was haben sie denn gesucht?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Und warum folgt man dir nach New Mexico, um dich zum Schweigen zu bringen?«
    Diese direkte Frage ließ sie zusammenzucken. »Wegen Eve Caldwell, nehme ich an. Ich kann belegen, dass sie und David während des Verfahrens Kontakt hatten. Sie haben sich E-Mails geschrieben. Das wäre doch standeswidriges Verhalten oder die Beeinflussung

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