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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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mitzählen, aber irgendwie war es ihr zur Gewohnheit geworden. Eines der erklärten Ziele in Courtneys Leben war, nicht so zu enden wie ihre Mutter.
    »Noch einen Cape Cod?«
    Der Barkeeper lächelte sie an und deutete mit einem Nicken auf ihr leeres Glas.
    »Nein, danke.« Sie erwiderte das Lächeln, jedoch ohne einen Flirt zu beginnen. Sie war nicht in der Stimmung, und ihre Kopfschmerzen waren stärker geworden.
    Und wo zum Teufel steckte Jordan?
    Als ihre Freundin sie gefragt hatte, ob sie auf ein paar Drinks und Tapas ins Emilio’s mitkommen wollte, hatte Courtney erst nein gesagt. Aber Jordan wiederholte die Einladung so hartnäckig, dass Courtney schließlich nichts anderes übrig blieb. Sie hatte die ganze Woche über schlecht geschlafen, und die endlosen Abende allein ließen sie schier verrückt werden.

    Als Courtney ein paar Takte Gwen Stefani hörte, zog sie ihr Telefon aus der Handtasche. Das schlanke Klapp-Handy war eine neue Errungenschaft, ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk, um sie nach einer katastrophalen Woche wieder aufzumuntern.
    »Ogottogottogott, es tut mir so furchtbar leid!«, kreischte ihr Jordan ins Ohr.
    »Wo bist du denn?«
    »Wartest du schon lang?«
    »Fast eine Stunde«, sagte Courtney. »Ich habe aber erst drei Schälchen Oliven gegessen.«
    »Briana hat mich dabehalten und Inventur machen lassen!«, jammerte Jordan. »Ich werde wahrscheinlich die ganze Nacht hier sein. Wusstest du, dass wir unsere Pflegelinie wechseln?«
    »Ich hab’s heute Morgen mitbekommen.«
    Briana, die Inhaberin des Haarstudios, hatte erst kürzlich beschlossen, den Anbieter ihrer Pflegeprodukte zu wechseln, nachdem ihr bisheriger Hauptlieferant nun auch Supermärkte belieferte. Doch wenn das Bella Donna auf etwas Wert legte, dann auf Exklusivität. Am Nachmittag hatte Courtney gesehen, dass sich im Büro ihrer Chefin Kartons bis zur Decke stapelten, und jetzt war sie froh, dass sie nicht mit Jordan dageblieben war.
    »Brauchst du Hilfe?«, bot Courtney dennoch ihre Hilfe an. In ihr leeres Haus zurückzukehren, war ebenfalls keine große Verlockung. In den vergangenen vier Nächten hatte sie jeden Schrank und jede Kommode in ihrem kleinen Zuhause ein- und ausgeräumt. Sie hatte die Dusche entkalkt. Sie hatte sich Gesichtsmasken gemacht.
Jetzt fiel ihr nichts mehr ein, und wenn sie noch eine Minute irgendeine Reality-TV-Show ansehen musste, wäre sie selbst eine Kandidatin für die Gummizelle.
    »Auf keinen Fall!«, rief Jordan. »Kein Mensch sollte den Donnerstagabend so verbringen müssen. Das verstößt gegen die Menschenwürde. Eigentlich sollten wir jetzt feiern!«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, beruhigte Courtney. »Ich habe sowieso erst nächste Woche Geburtstag.« Sie bedeutete dem Barkeeper, ihr die Rechnung zu bringen, während Jordan weiter über ihre Chefin schimpfte. Doch nachdem sie noch einmal ihr Mitgefühl bekundet hatte, legte Courtney auf.
    »Ich habe auch nächste Woche Geburtstag.«
    Sie blickte kurz auf die Seite. Der Typ neben ihr glotzte schon seit fünfzehn Minuten zu ihr herüber. Jetzt hielt er das wohl für eine Gelegenheit, sie anzusprechen.
    »Ach ja?« Sie lächelte und versuchte dabei einzuschätzen, wie viel Gel er verwendet hatte, damit sein Haar aussah wie ein Otterfell. Sein BMW-Schlüssel lag deutlich sichtbar auf dem Tresen. Das gab noch einen Punktabzug wegen Angeberei. »Dann sind Sie also noch Schütze? Oder schon Steinbock?«
    Einen Augenblick schaute er verwirrt. »Äh, Steinbock.«
    Alles klar. Sie holte eine Zwanzig-Dollar-Note aus dem Portemonnaie und legte sie unter ihr Glas.
    »Und wie steht’s mit dir?« Er lächelte und beugte sich näher zu ihr. »Was ist dein Sternzeichen?«

    Sie hängte die Handtasche über die Schulter und rutschte von ihrem Stuhl. »Sagen wir einfach, das ist schnuppe.«
    »He, warte mal.« Der Dauerlächler ließ sich nicht entmutigen. »Möchtest du vielleicht noch was trinken?«
    »Nein, danke.«
    »Ach, komm schon. Du hast doch Geburtstag.«
    »Nein. Vielen Dank.« Sie drehte sich um. Und wäre beinahe gegen eine große, breite Brust geprallt.
    »Schon am Gehen?« Will Hodges’ haselnussbraune Augen blickten sie an.
    »Ich versuch’s zumindest.«
    Er warf dem Otterkopf einen drohenden Blick zu.
    »Kommen Sie.« Er ergriff ihren Ellenbogen. »Ich bring Sie nach Hause.«
    Ehe sie antworten konnte, geleitete er sie durch die Menge und öffnete die schwere Holztür. Aus der lauten Bar traten sie in die schwüle

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