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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Augustnacht.
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte sie, wie elektrisiert von dem Gefühl, dass seine Hand auf ihrem Arm lag.
    »Sie suchen.«
    »Ja, aber warum?«
    »Ich muss mit Ihnen sprechen.«
    Sie begann zu gehen, wurde aber mit jedem Schritt unsicherer. Woher hatte er gewusst, dass sie hier war? Würde er sie verhaften? Und festhalten, um sie weiter zu verhören? Ihre Erleichterung, ihn zu sehen, verwandelte sich in Angst.
    »Dann sprechen Sie.« Sie zog ihren Arm weg und wandte sich ihm zu. Er trug einen schwarzen Anzug,
der zu seiner düsteren Miene passte. Als er die Hände in die Hüften stemmte, bemerkte sie, wie der Griff seiner Pistole aus dem Jackett hervorlugte.
    »Sie haben eine neue Frisur.«
    »Sehr gut, Detective«, erwiderte sie und verschränkte die Arme. Aus dem Ebenholz-Ton mit scharlachroten Strähnen war ein dunkles Burgunderrot geworden. Ihr Haar hatte eine Veränderung nötig gehabt. Jordan hatte es ihr auch ein wenig geschnitten und die längeren Partien aufgefrischt. »Worüber wollten Sie sprechen? Außer über mein Haar?«
    Er sah sich um. »Nicht hier.«
    »Von mir aus. Gehen wir wieder rein.« Ihr war alles recht. Alles außer dem Polizeirevier. Das war ihr zuwider. Zweimal war sie in den vergangenen Monaten dort gewesen. Jetzt beunruhigte sie allein der bloße Gedanke, dahin zurückkehren.
    Da öffnete er die Tür eines alten Chevrolet Suburban. »Steigen Sie ein. Ich bring Sie nach Hause.«
    »Ist das Ihr Wagen?«
    Er nickte.
    Sie schürzte die Lippen und besah sich das Auto. Der Van hatte allein an der Beifahrerseite drei Dellen. Sie traf höchst selten jemand, der ein noch älteres Auto fuhr als sie.
    Courtney stieg ein und staunte über die vielen Risse im Sitzbezug. Offensichtlich fuhr Will den Wagen nicht, um Frauen zu beeindrucken. Dafür war sie ihm richtig dankbar.
    »Passen Sie auf die Füße auf.« Die Tür quietschte laut, als er sie zuschlug.

    Während er um das Auto herum zur Fahrertür ging, strich sie sich erst das Haar, dann das schwarze schulterfreie Kleid glatt. Es wäre genau passend gewesen, um mit Jordan einen Abend im Emilio’s zu verbringen, aber jetzt fühlte sich Courtney fast etwas nackt darin. Sie bekam Gänsehaut auf den Armen, obwohl es draußen kein bisschen kühl war.
    Vielleicht lag es an Will. Er hatte eine so männliche Ausstrahlung, wie sie es lange nicht mehr erlebt hatte. Jedes Mal wenn er in ihre Nähe kam, schlugen ihre Nerven an.
    Will setzte sich ans Steuer, und der Motor sprang erstaunlich mühelos an.
    »Woher wussten Sie, dass ich hier bin?«, fragte sie ihn.
    »Ihre Schwester hat’s mir erzählt.«
    Also hatte er mit Fiona gesprochen. Sie wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Fiona hatte vor etwa einer Stunde eine Nachricht auf ihre Mailbox gesprochen, und nun wünschte Courtney, sie hätte sie abgehört.
    »Und woher wussten Sie, dass ich ein Taxi brauche?«
    »Sie haben doch kein Auto.«
    Richtig. Aber sie hätte doch auch eins mieten können. Hatte er sie beobachtet?
    Natürlich hatte er das. Er war schließlich Detektiv. Und sie war Teil seines Falls. Courtney faltete die Hände im Schoß und zwang sich, ruhig zu sitzen. Sie spürte, dass er ihr gleich Fragen stellen würde, und sie wollte sich dafür wappnen.
    »Was haben Sie heute gemacht?«, fragte er, während er in den Verkehr einfädelte.

    »Gearbeitet.«
    »Was noch?« Er warf einen Blick auf ihre Beine, und mit einem Anflug von Befriedigung stellte sie fest, dass dieser große Robocop auch nur ein Mann war.
    »Ein bisschen Hausarbeit.« Sie nahm ihre Handtasche auf den Schoß und suchte nach ihrem Lipgloss.
    »Und sonst?«
    Sie sah ihn an. Sein Blick war auf die Straße gerichtet, so dass sie sein Profil betrachten konnte. Er hatte ein kräftiges, eckiges Kinn und eine gerade Nase. Sein Nacken war breit, und die Arme, die das Lenkrad des Vans hielten, spannten den Stoff seines Jacketts. Er war einschüchternd groß, aber es war nicht die Größe, die sie sich unbehaglich fühlen ließ.
    »Das war eigentlich alles.« Sie klappte die Sonnenblende herunter. Kein Schminkspiegel, na klar. Also trug sie das Lipgloss einfach so auf. Sie hatte sich einen Schmollmund hingeschminkt, der gepflegt werden musste, sowie dramatische Smokey Eyes. Es war ihr ultimativer Abends-Ausgeh-Look.
    Sie hielten an einer Kreuzung, und er sah sie erneut an. Sein Blick blieb an ihrem Mund hängen.
    »Was ist los?« Sie legte das Lipgloss in die Handtasche zurück.
    »Ich versuche zu begreifen,

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