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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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in einen Teppich eingerollt und irgendwohin fortgeschafft, um sie einfach wegzuwerfen?
    Sie hatte keine Teppiche.
    Er ging Zimmer um Zimmer durch, um herauszufinden, ob etwas fehlte – ein Betttuch vielleicht, ein Duschvorhang oder auch nur ein Handtuch. Aber soweit er es beurteilen konnte, war alles da.
    Er steckte die Waffe zurück ins Holster und rief Devereaux an.
    »Ich bin bei Courtney.«
    »Verhaftest du sie?«, fragte Devereaux. Da fiel ihm der Haftbefehl wieder ein. Cernak hatte am Abend den Staatsanwalt gebeten, bei einem Richter auf einen hinzuwirken. Das kam Will so absurd vor, dass er nicht weiter daran gedacht hatte.
    »Sie ist nicht da«, entgegnete Will. Ihn schmerzte es, ihre Sachen in einem solchen Durcheinander zu sehen. »Aber jemand anders war hier. Das Haus ist durchsucht worden. Schubladen, Schränke, alles. Und mit ›alles‹ meine ich alles, bis zur letzten Müslipackung.«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es still, bis Devereaux diese Neuigkeit verarbeitet hatte.
    »Irgendjemand hat was gesucht.«

    »Das sieht ein Blinder,« fauchte Will.
    »Nach irgendwas außer Courtney. Hast du eine Idee, was das sein könnte?«
    »Wenn ich das nur wüsste. Aber so wie es hier aussieht, hat er nichts gefunden. Jedenfalls war er frustriert.« Will betrachtete das Landschaftsgemälde, das von der Wand gerissen und zerschnitten worden war. »Und ziemlich wütend.«
    »Vielleicht finden wir ein paar Fingerabdrücke«, hoffte Devereaux.
    Will war weniger optimistisch. Er stellte fest, dass ein Luftabzug ausgeschraubt, der Filter herausgenommen und zerlegt worden war. Wer auch immer hier gewesen sein mochte, er hatte gewusst, was er tat. Und bestimmt Handschuhe getragen.
    »Hodges? Bist du noch da?«
    »Ich bin dran.«
    »Behalte die Leute von der Spurensicherung im Auge. Wir brauchen einen Hinweis.«
    »Verstehe.«
    »Wir brauchen irgendwas Persönliches, was auf eine Identität schließen lässt. Und wir müssen diese Typen erwischen, ehe sie Courtney kriegen.«
     
    Alex fuhr auf den Parkplatz vor ihrem Büro und zog das Handy aus ihrer Handtasche. Dann schrieb sie eine SMS an einen Kunden und drückte auf SENDEN.
    Als jemand an die Scheibe des Wagens klopfte, erschrak sie. Ein Baum von einem Mann stand vor der Tür. Er hielt ihr eine goldene Polizeimarke hin.

    Sie öffnete die Tür einen Spalt weit. »Ja?«
    »Will Hodges. Polizei Austin. Ich muss mit Ihnen sprechen.«
    Verdammt.
    Nachdem sie aus dem Auto gestiegen war, lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Tür und verschränkte die Arme. »Ich bin spät dran.« Sie sah auf die Uhr. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich suche nach einer Mandantin von Ihnen, Courtney Glass.«
    Alex machte ein unbeteiligtes Gesicht, aber innerlich verfluchte sie sich, dass sie Nathan Devereaux den Namen genannt hatte. Was hatte sie an dem Kerl nur gefunden? Sie hatte ein halbes Bier mit ihm getrunken und eine halbe Stunde seinem süßen Akzent zugehört, und schon hatte sie ihm alles erzählt.
    »Es tut mir leid, aber darüber kann ich nicht sprechen -«
    »Ich habe einen Haftbefehl gegen sie.« Er beugte sich näher zu ihr, bis seine breite Brust bedrohlich über ihr schwebte. »Sie wird wegen Mordes gesucht«, fügte er hinzu, so als könnte sie das einschüchtern.
    Volltreffer. Es gehörte zu Alex’ Geschäftspolitik, keine zweifelhaften Fälle zu übernehmen. Wenn eine Frau bei ihr auftauchte und behauptete, dass ihr Mann sie bedrohte und sie sich verstecken müsse, verlangte Alex Polizeiberichte oder Krankenhausunterlagen. Aufträge von Kriminellen nahm sie überhaupt nicht an. Schon gar nicht von Mördern.
    »Wo ist der Haftbefehl, bitte?«, forderte sie.
    »Was?«

    »Sie sagten, Sie hätten einen Haftbefehl. Zeigen Sie ihn mir.«
    »Ich habe ihn nicht bei mir -«
    »In diesem Fall habe ich auch keine Informationen für Sie.« Sie wollte gehen, aber er versperrte ihr den Weg, indem er eine Hand auf ihr Autodach legte.
    »Beihilfe ist ebenfalls strafbar. Sie könnten dadurch Ihre Lizenz verlieren, das wissen Sie, oder?«
    Alex musste sich zusammenreißen, um diesen Riesenkerl mit seiner Polizeimarke nicht zum Teufel zu schicken.
    Sie betrachtete ihn genauer. Er hatte dunkle Augen, die vor Wut Funken zu sprühen schienen. Dieser Cop wollte seinen Mann. Oder, in diesem Fall, seine Frau. Aus seinem Blick sprach eine gewisse Verzweiflung, die Alex näher hinsehen ließ.
    War es möglich …? Nein, das konnte nicht sein … Aber bestand nicht doch die

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