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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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verschwinden? Was glaubt sie denn, wie weit sie mit ein paar tausend Dollar kommt?«
    »Sie könnte deinen Wagen verkaufen.«
    Vor Ärger knirschte Will mit den Zähnen. »Wohl kaum ohne den Fahrzeugbrief«, fauchte er. »Außerdem kriegt sie sowieso nichts dafür. Er hat fast zweihunderttausend Kilometer auf dem Tacho.«
    »Weißt du das mit dem Brief überhaupt sicher?«
    »Ja!« Schäumend vor Wut hatte Will seine Unterlagen durchgesehen, noch bevor er mit einem Taxi zur Arbeit fuhr.
    »Fahren wir zurück ins Büro«, sagte Devereaux. »Ich muss das alles Cernak zeigen. Du und Webb, ihr müsst euch mal die Kläger vornehmen, die all die Kohle kassiert haben. Vielleicht entdeckt ihr etwas. Und dann sind da noch die Anwälte. Ich mag sie nicht, keinen von ihnen. Wir müssen ihre Finanzen unter die Lupe nehmen.
    »Ich wette, die sind so makellos wie ihre glatt polierten Fressen«, knurrte Will.
    »Na ja, wir wissen, dass Alvin falsch gespielt hat. Jetzt fragt sich, ob er’s auf eigene Rechnung tat, oder ob noch jemand mit von der Partie war.«
    Während Will den Wagen durch den Verkehr zurück zur Polizeidirektion steuerte, legte er sich einen Plan
für den Nachmittag zurecht. Auf jeden Fall würde er seine Zeit nicht mit diesen Anwälten vergeuden. Er musste Courtney finden, und zwar sofort. Amy Harris hatte angegeben, dass sie Courtney schon seit einer Woche nicht mehr gesehen hatte. Aber sie hatte einen schwarzen Escalade bemerkt, der vorgestern in ihrer Straße parkte.
    Jemand hatte es auf Courtney abgesehen, und wenn sie sich nicht wirklich gut versteckte, bestand die Gefahr, dass er sie vor Will fand.
    Will preschte in den Parkplatz und sprang aus dem Wagen. Vielleicht sollte er sich heute Nachmittag freinehmen und es auf eigene Faust versuchen. Das war sicher nicht die klügste Entscheidung für einen Detective auf Bewährung, aber im Moment war Will herzlich egal, was Cernak von ihm dachte. Der Kerl zählte Courtney im Mord an Alvin immer noch zum Kreis der Verdächtigen, obwohl doch jedem mit nur einem bisschen Verstand im Schädel klar sein musste, dass sie ein Opfer war und nicht der verdammte Täter.
    »Beruhig dich erst mal«, ermahnte ihn Devereaux, als sie durch die Hintertür das Präsidium betraten.
    »Ich bin ruhig.«
    »Du siehst eher so aus, als wolltest du dem Nächsten, der dir begegnet, an die Gurgel gehen. Entspann dich, okay? Wir finden sie schon. Und ich werde es auch niemand stecken, dass du sie vögelst. Darüber brauchst du dir also auch keine Sorgen zu machen.«
    Will funkelte ihn an. Sicher hatte Devereaux nicht zufällig genau dieselben Worte gewählt wie er selbst, als er ihn nach seinem Verhältnis zu Fiona gefragt hatte.

    »He, wann ist denn die Hochzeit?«, fragte Will.
    »Was, die von Fiona und Jack?«
    »Ja.«
    »In knapp einem Monat. Warum?«
    Sie fuhren im Aufzug hinauf zu ihrem Dezernat, als Will ein Gedanke durch den Kopf ging. »Sie ist doch Courtneys einzige Verwandte, oder? Außer dem Großvater? Ihre Hochzeit wird sie also unter gar keinen Umständen verpassen wollen.«
    Devereaux grunzte etwas Unverständliches, als sie durch das Gewirr an Büroparzellen gingen. Vermutlich dachten sie beide an dasselbe – dass ein Monat eine verdammt lange Zeit war, wenn jemand untertauchen wollte. Wenn sie Courtney in dieser Zeit nicht fanden, würde es ihnen wahrscheinlich gar nicht gelingen.
    Will ging zu seinem Schreibtisch und lockerte die Krawatte. Er öffnete eine Schublade und holte die Aspirin-Schachtel heraus, die er dort vor ein paar Tagen deponiert hatte. Als Nächstes hörte er seine Mailbox ab. Sechs Nachrichten, aber keine von Courtney.
    »Lang nicht mehr gesehen.«
    Er blickte auf. Über die Trennwand seiner Büroparzelle hinweg glotzte ihn das Bild einer Bulldogge von einer Kaffeetasse an.
    »Ich dachte, ihr geht bloß Mittagessen«, sagte Webb. »Wo wart ihr den ganzen Nachmittag?«
    »Arbeiten.«
    »Ach, wirklich? Na ja, während ihr an der frischen Luft ward, haben wir im Alvin-Fall einen Durchbruch erzielt.« Webb trat an Wills Schreibtisch und legte ihm ein Fax hin.

    »Was ist das?«
    »Walter Greene.«
    »Und wer ist das?«
    »Ein Pfarrer aus Los Angeles. Er starb vor fünf Jahren beim Brand eines Hauses.«
    Will zerrte sich die Krawatte vom Kragen und stopfte sie in die Tasche seines Jacketts. Devereaux trat hinzu und bewahrte ihn so davor, sich weiter mit Webbs Mist befassen zu müssen. Der Kerl war einfach ein Angeber.
    »Und was hat das mit uns zu tun?«

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