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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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»zufällig« in Greenes Wagen gefahren war. Dreimal hintereinander, auf dem Parkplatz eines Kinos. Ein Zeuge hatte angegeben, dass die Fahrerin »verrückt« und »betrunken« gewirkt hatte, aber ein Alkoholtest war negativ gewesen. Greene hatte sich geweigert, Anzeige zu erstatten, und gemeint, das sei eine Familienangelegenheit, obwohl er und Courtneys Mutter inzwischen seit mehreren Jahren geschieden waren.

    Zwei Wochen später verbrannte Greene in seinem Haus. Als man mehrere Kugeln vom Kaliber.22 in seinem Schädel fand, wurde Courtney von der Polizei verhört.
    Will sah auf die Uhr. Es war schon nach elf. Morgen war ein neuer Tag. Und falls er nicht schon um drei Uhr morgens an einen Tatort gerufen würde, gedachte er, ihn in dem schicken Büro von Wilkers & Riley zu verbringen. Er würde sie alle befragen. Wenn es sein musste noch einmal. Aber vor allem die Anwälte, die beim ersten Mal nicht er, sondern Webb verhört hatte. Und er würde mit dem Kläger sprechen, dem verwitweten Millionär. Er würde sie ein zweites Mal in die Mangel nehmen, und zwar so lange bis er jemand fand, der so aussah, dass er Geschworene kaufte und ein paar Killer engagierte, um die Mitwisser zu beseitigen.
    Ein weiterer Tag mit nichts als Verhören. Ein Tag voller Lügen und Halbwahrheiten, an dem er die wichtigen Fitzelchen Information wie eine Nadel im Heuhaufen suchen musste. Die Leute logen beinahe ständig. Wichtig war nur, den winzigen Rest Wahrheit aus dem Gelüge herauszufiltern.
    Das Telefon klingelte. Als Will aufsprang und danach griff, goss er sich Bier über das Hemd.
    »Hallo?«
    Stille.
    »Hallo?« Er schaltete den Fernseher aus und lauschte. Er hätte geschworen, dass er Atmen gehört hatte.
    »Courtney … sag was.«
    In der Leitung klickte es. Aufgelegt.

Kapitel 18
    Einen nenne nie. Will starrte gebannt auf den Bildschirm. Er bekam diesen verdammten Satz einfach nicht aus dem Kopf.
    Nach einem ganzen Tag am Schreibtisch war Will erledigt. Noch dazu, weil er mehr als eine Stunde mit einem Anwalt telefoniert hatte – einem Freund aus Kindertagen, der ihm einen Crashkurs im Strafprozessrecht gegeben hatte. Wills Notizen dazu umfassten mehrere Seiten. Diese blätterte er nun durch und konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sich hinter dem juristischen Fachchinesisch der Schlüssel zum Mord an Alvin verbarg.
    Der LivTech-Prozess war eine Produkthaftungsklage und wurde an einem Bundesgericht verhandelt. Daran beteiligt waren die Familie einer toten Börsenmaklerin, ein Richter und vierzehn Geschworene – zwölf aktive und zwei Ersatzgeschworene. Dazu kam eine Armada von Anwälten auf beiden Seiten, obwohl im Gerichtssaal nur eine Handvoll von ihnen zugelassen war.
    Als die Streitsache noch vor einem Berufungsverfahren beigelegt wurde, erhielt die Familie des Opfers dreißig Millionen Dollar Entschädigung. Der Anteil von Wilkers & Riley belief sich auf zwanzig Millionen, und davon gingen je fünf Millionen an die beiden
Anwälte. Diese riesigen Summen, die auf Wills Notizblock standen, verschwammen ihm vor den Augen. Dagegen war sein Jahreseinkommen ein Klacks. Er glaubte auch, dass Courtney neulich recht hatte, als sie vermutete, mehr zu verdienen als er.
    Damit kehrten seine Gedanken zu Courtney zurück, und er sah auf sein Handy. Seit einer Woche war sie nun verschwunden, und jeder einzelne Tag davon war ihm wie eine Woche vorgekommen.
    »Du bist ja immer noch da.«
    Will hob den Kopf. Devereaux stand neben seiner Büroparzelle. »Ja.«
    »Wie war’s in Dallas?«
    »Fehlanzeige.«
    Nachdem er einen Anruf erhalten hatte, dass er seinen Suburban von einem Abschlepphof in der Nähe des Busbahnhofs von Austin abholen könne, hatte Will einen Greyhound-Mitarbeiter ausfindig gemacht, der sich erinnern konnte, dass Courtney eine Fahrkarte nach Dallas gekauft hatte. Daraufhin war Will sofort zum Busbahnhof von Dallas gefahren. Ohne Erfolg.
    »Hast du dir auch die Bilder der Überwachungskameras angesehen?«, fragte Devereaux.
    »Ja.«
    »Hmm. Ich vermute, sie hat da einige Tricks auf Lager. Die Frau ist Kosmetikerin. Die ändert ihr Aussehen vermutlich im Handumdrehen.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Ich habe noch einmal mit Fiona geredet.« Ohne auf Wills Sarkasmus zu achten, fuhr Devereaux fort. »Noch immer nichts Neues.«

    Will spielte mit einem Bleistift. Fiona war ihre aussichtsreichste Verbindung zu Courtney, und er war verblüfft, dass sie sich noch nicht bei ihrer Schwester gemeldet hatte. Eigentlich war

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