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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Möglichkeit, dass er dieser »Freund« war, bei dem Courtney die vergangene Nacht verbracht hatte? War er der Typ, vor dessen Wohnung Alex sie mit Reisetasche und einer Tüte chinesischen Essens abgeliefert hatte?
    Niemals.
    Courtney Glass war dreist, aber nicht so dreist, dass sie mit dem Cop ins Bett ging, der wegen Mordes gegen sie ermittelte.
    Es sei denn -
    »Wo ist sie?« Er ballte eine Faust und schlug auf das Auto. Da wurde Alex klar, dass es keine Einbildung war. Dieser Mann wollte sie finden, koste es, was es wolle. Hier war auf alle Fälle etwas Persönliches mit im Spiel.

    Allerdings war damit noch lange nicht alles in Ordnung. Viele Männer wollten um jeden Preis die Frau finden, die sie verlassen hatte. Und manche suchten nach ihr mit der Waffe in der Hand.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Alex. »Ich kann sie nicht erreichen. Aber ich kann ihr etwas ausrichten, falls sie sich bei mir meldet.«
    Er trat einen Schritt zurück und fuhr sich mit der Hand durch das kurz geschnittene Haar. »Sagen Sie ihr – verdammt, sagen Sie ihr einfach, sie soll mich anrufen.« Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche und bot sie ihr an. »Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dasselbe gilt auch für Sie. Wenn Sie irgendetwas erfahren, sagen Sie es mir. Das ist meine Handynummer.«
    Alex zuckte mit den Schultern und steckte die Karte ein. »Ich sehe zu, was ich tun kann.«
    »Sagen Sie mir noch eins.«
    Sie blickte zu ihm auf. Und wieder sah sie dieses Drängen in seinem Blick.
    »Geht es ihr gut? Wissen Sie etwas? Gestern hat jemand ihr Haus durchwühlt, und seither hat sie niemand mehr gesehen.«
    Alex hob die Brauen. Er schien den Atem anzuhalten.
    »Ich habe gestern Vormittag mit ihr telefoniert. Sie klang in Ordnung.« Alex sah es seinem Gesicht an, dass dies nicht die Antwort war, die er sich erhoffte.
    Er seufzte und nickte. »Danke. Und das mit dem Anrufen ist ernst gemeint. Ganz egal wann, am Tag oder in der Nacht.«

    Wills Pressesprecher präsentierte Fionas Zeichnungen einer gespannt lauschenden Reporterschar. Das Sitzungszimmer war gesteckt voll, weil die Medien aus ganz Texas ihre Vertreter geschickt hatten, um die neuesten Informationen über den Fall zu erhaschen. Will betrachtete ihre gierigen Gesichter, ohne seinen Abscheu zu verhehlen. Sein kurzes Leben über hatte ihr junger Anonymus keinerlei Zuneigung erhalten. Erst jetzt, da sein Körper bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt war, schenkte ihm die Öffentlichkeit ihre Aufmerksamkeit.
    Will warf einen Blick auf Fiona, die nur ein paar Schritte von ihm entfernt stand. In ihrem schwarzen Hosenanzug wirkte sie sehr steif und ernst, und sie sah gestresst und müde aus. Wahrscheinlich genau wie er selbst, nachdem er eine schlaflose Nacht mit dem Telefon auf dem Schoß auf der Couch verbracht hatte.
    Will drückte den Rücken durch und verdrängte den in ihm nagenden Frust. Einmal stand er stundenlang bewegungslos in dem beißenden Wind des Korengaltals, den Blick auf einen Straßenabschnitt gerichtet, der als wichtige Versorgungsroute gegen terroristische Angriffe gesichert werden musste.
    Da würde er ein paar Minuten vor einer Reportermeute leicht durchstehen.
    Vor allem musste er einen kühlen Kopf behalten und sich auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren. Und das war in diesem Fall die Identifizierung des Jungen und derer, die ihn umgebracht hatten.
    Aber immer wenn er daran dachte, schweiften seine Gedanken zu Courtney ab. Und zu Walter Greene. Und
den dicken Packen Unterlagen, die er hatte kopieren und gestern Nachmittag per Express von Los Angeles herschicken lassen. Nicht den ganzen Greene-Fall – das Material umfasste zwei volle Kartons, wie ihm der Beamte von der Polizei in L. A. am Telefon mitgeteilt hatte. Das war nur der Teil der Akten, die mit Courtney und ihrer wahrscheinlichen, aber nicht beweisbaren Beteiligung an Greenes Ermordung zu tun hatte.
    Die Reporter erhoben sich und strömten zu den Ausgängen. Es war zu Ende. Will sah, dass Fiona ebenfalls den Raum verlassen wollte, und lief eilig zu ihr.
    »Warte.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah, wie in ihren Augen Zorn aufblitzte. Sie wollte nicht mit ihm sprechen. Pech. Er geleitete sie durch die Tür und den Gang entlang, bis sie in einer Nische mit einem Snack-Automaten ein wenig ungestörter waren.
    Sie blickte ihm ins Gesicht. »Ich habe sie nicht gesehen.«
    »Hast du mit ihr gesprochen?«
    Will versuchte abzuschätzen, ob sie aufrichtig war. »Oder eine E-Mail

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