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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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interessierten sie nicht. »Warum sollten sie einen Gedanken an die Anwälte verschwenden, wenn sie mit der Geschichte von der eifersüchtigen Geliebten zufrieden sind?«
    »Wie sieht es denn mit den Klägern aus? Der Mann dieser Maklerin profitiert von der Sache doch am allermeisten.«
    »Der Kerl scheint so sauber wie nur irgendwas. Die Hälfte des Geldes hat er schon für wohltätige Zwecke gespendet.« Will seufzte und rieb sich die Augen. »Aber, scheiße, ich kaufe ihm das nicht ab. Vielleicht ist das nur ein weiteres Ablenkungsmanöver.«
    »Du klingst ziemlich bitter.«
    »Bin ich auch. Ich meine, man erwartet doch, dass die Vertreter der Anklage sich vor allem um die Belange des armen Kerls kümmern. Aber das stimmt nicht. Es geht nur ums Geld. Alle diese Menschen sind nur wegen des Geldes gestorben.«
    Devereaux stand auf, schnappte dabei Wills Handy vom Schreibtisch und hielt es ihm hin. »Los jetzt, du sitzt hier schon viel zu lange. Lass uns essen gehen.«
    Will sah noch einmal nach, ob er nicht doch neue E-Mails erhalten hatte, und fuhr den Computer herunter.
    Während Devereaux ihm durch das schwach beleuchtete
Gewirr an Büroparzellen vorauslief, munterte er Will auf. »Wir finden sie. Ganz bestimmt.«
    Doch Will antwortete nicht. Er spürte sein Handy in der Hosentasche. Zentnerschwer.
     
    Will fuhr auf. Sein erster Blick galt der Uhr. Vier Uhr achtundvierzig. Er nahm das Handy vom Nachttisch.
    »Hodges.«
    »Ich habe gerade einen Anruf von einem Kollegen aus Corpus Christi bekommen.«
    Sofort war Will hellwach. Man hatte sie gefunden.
    »Man hat ihn gefunden«, sagte Devereaux.
    »Wen ihn?«
    »Martin Pembry.«
    Zwei Minuten später stand er vor dem Badezimmerspiegel und schluckte mehrere Aspirin. Es war ein Fehler gewesen, mit Devereaux ins Smokin’ Pig zu gehen. Will fühlte sich so verkatert, wie er aussah. Kein Vergleich zu dem Top-Zustand, in dem er vor nicht einmal zwei Monaten den Dienst in Austin angetreten hatte. Er schlüpfte in Shorts und Turnschuhe.
    Als er zum Fitnessstudio lief, fand das Pochen in seinem Kopf ein Echo im regelmäßigen Klatschen der Schuhe auf dem Asphalt. Eigentlich war das Studio nur fünf Meilen von seiner Wohnung entfernt, aber in dem lahmen Tempo, das er draufhatte, würde er bestimmt vierzig Minuten brauchen. Doch da das Studio um sechs öffnete, würde er noch etwa eine Stunde Zeit haben, um vor der Arbeit seine Sünden auszuschwitzen.
    Der Fall hatte eine neue Wendung genommen.
    Die Ermittler in Corpus Christi hatten gesagt, dass
es Mord war. Die Leiche war zwar von Aasfressern verstümmelt, doch hatte man bei ihr eine Kreditkarte gefunden, die einem Martin D. Pembry gehörte. Und es war noch erkennbar, dass man den Mann mit Stacheldraht erdrosselt hatte, ehe der Körper in die Laguna Madre geworfen worden war.
    Der Kopfschmerz begleitete Will die ganze Congress Avenue entlang bis zur hell erleuchteten Kuppel des Kapitols. Schon so früh am Morgen war die Luftfeuchtigkeit erdrückend. Ihm schwante, dass er einen verdammt harten Tag vor sich hatte.
    Pembry war tot. Höchstwahrscheinlich von denselben Leuten ermordet, die es auch auf Courtney abgesehen hatten. Der einzige Lichtblick angesichts der düsteren Nachrichten war, dass dieser Mord Courtney erheblich entlastete. Die Theorie der eifersüchtigen Geliebten ließ sich nicht mehr aufrechterhalten, ohne dass man sich lächerlich machte. Nun musste die ganze Sache in Zusammenhang mit einem größeren Verbrechen neu aufgerollt werden. Einem Verbrechen, das jemand inszeniert hatte, der über viel Geld, Macht und Brutalität verfügte.
    Will quälte sich weiter. Er tröstete sich, dass er wenigstens in seinem Fall Fortschritte machte, wenn auch nur in einem Punkt, der Entlastung Courtneys. Im zweiten Punkt, nämlich einen anderen Verdächtigen zu finden, war er keinen Schritt weiter.
    Sein Herz schlug noch etwas kräftiger, als er daran dachte, wie sie im Bett unter ihm gelegen hatte. Er wollte sie zurück. Er wollte sie in Sicherheit wissen. Er wollte sie auf jede erdenkliche Weise und das in einer
Dringlichkeit, die ihm Angst machte. Noch nie hatte er für einen anderen Menschen so empfunden, und er konnte es kaum fassen, dass er das Gefühl für eine Frau mit dunkelroten Haaren und einem Eintrag ins Strafregister hegte. Für eine Frau gegen die er ermittelte.
    Er konnte immer noch nicht glauben, dass sie weggelaufen war. Und dass er vor Lust so blind gewesen war, dass er es nicht geahnt hatte.
    Außerdem

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