Der stumme Tod
Ansatz wissen, was hier los ist, sollten wir die Leute da draußen nicht verrückt machen. Also: kein Wort zur Presse!«
»Da scheint sich jemand auf Filmschauspielerinnen spezialisiert zu haben, sollten wir die nicht wenigstens warnen?«
»Das ist eine der Fragen, die wir morgen früh in der Besprechung klären werden. Wenn ich das aber richtig sehe, besteht kein Grund zur Eile. Vivian Franck wurde am achten Februar zuletzt gesehen und wahrscheinlich nicht viel später getötet. Und Frau Fastré hier ist höchstens ein paar Tage tot. Unser Unbekannter scheint sich also Zeit zu lassen. Zwischen den beiden Taten liegt ungefähr ein Monat.«
»Wenn es kein anderes Opfer gibt, das wir noch nicht gefunden haben ... «
»Malen Sie den Teufel nicht an die Wand! Sie haben doch alle Vermisstenfälle geprüft, oder?«
»Alles miteinander abgeglichen. Die Fastré war die erste vermisste Schauspielerin seit Jahren.«
»Dann wird er sich für die nächste wohl noch Zeit lassen.« Gennat schaute nachdenklich auf die Leiche. »Was meinen Sie«, fragte er, »warum mordet er? Ein Triebtäter?«
Rath zuckte die Achseln. »Bei der Leiche der Franck wurden keine entsprechenden Spuren gefunden.«
»Die sind auch schwer auszumachen, bei einem derartigen Verwesungsstadium. Insofern ein Glücksfall, dass wir hier nun eine derart gut erhaltene Leiche haben. Bin gespannt auf die Untersuchungen von Doktor Karthaus.«
Rath schielte zu Böhm. Der hatte den Schupo entlassen und sprach nur noch mit dem Zivilisten, wahrscheinlich dem Mann, der die Polizei hereingelassen hatte. Gennat trat zu dem Gerichtsmediziner. Karthaus hatte die Leiche inzwischen umgedreht. »Wie sieht's denn aus?«, fragte der Buddha.
Karthaus zuckte die Achseln. »Keine äußeren Einwirkungen, soweit ich sehe.«
»Keine Einstichstelle? Von einer Spritze?«, fragte Rath.
»Gleich mehrere, aber kaum zu sehen, wahrscheinlich subkutan.
Woher wissen Sie?«
»Vivian Franck«, sagte Rath, mehr zu Gennat als zu Karthaus, »bei ihr hat Schwartz auch eine Einstichstelle gefunden. Vielleicht eine Giftinjektion.«
Böhm war jetzt ebenfalls herangekommen, würdigte Rath aber immer noch keines Blickes. Gennat schien das zu bemerken, sagte aber nichts.
»Können Sie schon sagen, woran sie gestorben ist?«, fragte er den Doktor.
Karthaus zuckte die Schultern. »Auf den ersten Blick würde ich sagen: eines natürlichen Todes. Mal schauen, ob wir bei der Obduktion noch Spuren einer Vergiftung finden.« Er zeigte auf den toten Körper, wie er da so engelsgleich vor ihnen lag. »Nur eines kann ich Ihnen mit Sicherheit jetzt schon sagen: Diese Leiche ist gewaschen worden.«
»Ernsthaft?« Gennat war überrascht.
Karthaus nickte. »Normalerweise«, sagte er, »sind Leichen keine besonders wohlriechende Angelegenheit, nicht nur wegen der Verwesung - die Schließmuskel versagen im Augenblick des Todes, aber in diesem Fall ... keinerlei Exkremente, alles sauber. Ich glaube sogar, sie ist parfümiert worden, bevor man sie hier abgelegt hat.«
»War das bei der Leiche der Franck auch so?«
Diese Frage hatte Gennat an Rath und Böhm gleichermaßen gestellt. Rath ließ dem Oberkommissar den Vortritt.
Böhm hob die schweren Schultern zu einem Achselzucken. »Geschminkt war sie, aber gewaschen? Keine Ahnung. Davon hat Schwartz nichts gesagt, und auch nicht die Spurensicherer vom ED. Jedenfalls: Als wir sie gefunden haben, hat die Franck definitiv nicht mehr gut gerochen! War ja schon ein paar Wochen tot.«
Gennat nickte. »Und wie lange ist diese Frau hier schon tot?« Die Frage war an den Gerichtsmediziner gerichtet.
Karthaus überlegte kurz. »Höchstens zehn Stunden, würde ich sagen.«
»Kennen Sie die Akte Franck?«, fragte Rath den Doktor. »Warum?«
»Weil wir wissen müssen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es in diesen beiden Todesfällen gibt.«
»Werde mir die Akte morgen anschauen, bevor ich die Leiche öffne.«
»Können Sie denn jetzt schon feststellen, wie ihre Stimmbänder aussehen?«
»Ne«, sagte Karthaus. »Dazu müsste ich sie aufschneiden. Aber das mach ich nicht hier. Ein bisschen Geduld müssen Sie schon noch haben.«
Kirie schlief bereits, aber Charly war noch wach, als Rath nach Hause kam. Wieder einmal viel später als gedacht. Sie saß im Wohnzimmer bei einem Glas Rotwein und legte ein Strafrechtsbuch beiseite, als er hereinkam.
Er gab ihr einen Kuss. »Danke, dass du auf die Kleine aufgepasst hast. Wäre bestimmt ein Schock für sie
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