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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Winter hatte sich viel zu sehr auf Krempin gestürzt und den Produzenten völlig außer Acht gelassen. Warum hatte Gräf nicht auf ihn gehört? Wo doch von Anfang an offensichtlich war, dass Bellmann Kapital aus dem Tod seines Stars schlug.
    Rath stieg wieder ein, was der Hund mit einem Schwanzwedeln und einem kurzen Beller quittierte, und fuhr weiter. Auf dem Weg zum Alex kam er an zwei weiteren Riesenplakaten vorbei, auf denen Betty Winter sehnsüchtig in den Morgen schaute.
    Er fühlte sich voller Tatendrang, den das frühlingshafte Wetter noch steigerte. Zum ersten Mal seit Langem hatte er richtig gut geschlafen. Leider hatte Charly nicht mehr im Bett gelegen, als er heute Morgen aufgewacht war, erst die zuschlagende Wohnungstür hatte ihn geweckt. Ihr Duft hing noch in den Kissen, und er war einen Moment liegen geblieben, bevor er aufstand. Sie hatte sogar dem Hund zu fressen gegeben, wie er feststellte, als er die Küche betrat. Und auch schon Kaffee aufgebrüht. Ein paar Worte hatte sie ihm hinterlassen, die hatte er ins Jackett gesteckt.
    Ich habe Dich ja gewarnt, Langschläfer: Ich muss früh raus!
    Hoffe, wir sehen uns bald. C.
    Selbst der Zettel roch nach ihr. Wenigstens bildete er sich das ein, auch deshalb hatte er ihn eingesteckt.
    Als er in der Burg das Treppenhaus hinaufstieg, grüßte er freundlich jeden, den er kannte und auch nicht kannte. Kirie, die kräftig an der Leine zog, trug ihren Teil dazu bei, dass ihm heute Morgen nur freundliche Gesichter begegneten.
    Um halb neun war er im Büro. Erika Voss wusste schon, wen sie gestern gefunden hatten.
    »Ach, du armer Hund«, sagte sie und beugte sich zu Kirie. »Hast nun gar kein Frauchen mehr!«
    »Werden hier nur noch Hunde begrüßt?«, fragte Rath, als er seinen Hut auf den Haken hängte.
    »Entschuldigen Sie, Herr Kommissar. Aber das arme Tier! Wer kümmert sich denn nun darum?«
    »Vorerst wohl wir«, sagte Rath, »das heißt: im Augenblick Sie.
    Holen Sie doch ein Schälchen Wasser. Und vielleicht können Sie gleich mal mit ihr ein wenig vor die Tür gehen. Der Hund braucht Auslauf.«
    »Gerne, Herr Kommissar. Arme Kirie! Weißt noch gar nicht, dass du jetzt ein Waisenhund bist.«
    Kirie war guter Dinge. Sie freute sich über das Wasser, das Erika Voss ihr hinstellte.
    Rath wusste den Hund bei seiner Sekretärin gut aufgehoben, er schloss die Tür, um sich in Ruhe die Gesprächsprotokolle vom Samstagnachmittag anzuschauen. Viel hatten die Telefonate nicht ergeben. Derjenige, der Jeanette Fastré zuletzt lebend gesehen hatte, war offensichtlich ihr Hauswart. Sie schien tatsächlich ziemlich zurückgezogen zu leben, ungewöhnlich für eine Schauspielerin. Wenigstens das Rätsel ihres Namens hatten sie geklärt: Sie hieß eigentlich Vanhaelen, hatte als Schauspielerin aber den Mädchennamen ihrer Mutter angenommen.
    Bevor er in die Konferenz ging, machte Rath noch einen Abstecher ins Passamt und fand schnell, was er suchte: Gertie hieß tatsächlich Gertrud. Gertrud Hagedorn. Andere Gertie Hagedorns gab es nicht, jedenfalls keine weiblichen. Und die Adresse lag ganz in der Nähe des Schlesischen Bahnhofs: Bernauer Straße 11O. Das musste sie sein, die Freundin von Anton Schmieder. Rath schrieb die Adresse auf und machte sich auf den Weg.
    Als er den kleinen Konferenzsaal betrat, saß Gennat bereits auf dem Podium und studierte irgendwelche Akten.
    »Morgen, Herr Kriminalrat. «
    Gennat antwortete mit einem Grunzen und ließ sich bei seiner Lektüre nicht stören. Rath suchte sich einen freien Platz, während immer mehr Mordermittler in den Saal strömten.
    Schließlich kam auch Böhm herein, und gleich hinter ihm, den Arm noch immer in der Schlinge, Frank Brenner.
    Na warte, dachte Rath, mit dir bin ich auch noch nicht fertig! Brenner schien Ähnliches zu denken, er warf Rath einen feindseligen Blick zu, als er sich setzte. Einige Kollegen begannen zu tuscheln. Lange erschien als Letzter und setzte sich auf den freien Platz neben Rath.
    Die Stimmen im Saal erstarben erst, als Böhm ans Rednerpult trat.
    »Liebe Kollegen«, begann der Oberkommissar, »bevor wir heute beginnen, lassen Sie mich Kriminalrat Gennat begrüßen. Er wird ab heute wieder die Leitung der Mordinspektion übernehmen.«
    Die beste Nachricht, die Böhm seit Langem verkündet hatte.
    Gennat stand auf, und die Kollegen trommelten respektvoll mit ihren Fäusten auf Tischplatten und Stühle.
    »Guten Morgen, die Herren«, sagte der Buddha. »Schön, wieder bei Ihnen zu sein.« Er

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