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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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dieselbe Adresse. Das passte zu Bellmann: Auch so konnte man Geld sparen - wenn man auf eine teure Repräsentanz an der Kantstraße verzichtete und stattdessen in der biederen Pistoriusstraße residierte. In Weißensee waren die Mieten bei Weitem nicht so hoch wie in Charlottenburg.
    Punkt fünf Uhr rollten die Wagen vor, ein Opel mit den Kriminalbeamten an Bord, Böhm vom neben dem Fahrer, Kriminalassistent Mertens, Rath hinten im Fond neben Gräf, den Gennat ebenfalls zu diesem Einsatz verdonnert hatte, obwohl der Kriminalsekretär eigentlich Spätdienst in der Burg hätte schieben müssen, dann ein Mannschaftswagen mit den Bereitschaftspolizisten und schließlich ein Lieferwagen, um die beschlagnahmten Gegenstände zu verstauen.
    Bellmann wohnte in einer gutbürgerlichen Mietwohnung im Vorderhaus, das Büro der La Belle befand sich im ersten Hinterhaus. Ein unauffälliges Messingschild wies den Weg in eine Art Atelier mit großen Fenstern, das aussah, als sei es einmal für einen Bildhauer gebaut worden, der viel Platz brauchte. Nur dass hier jetzt ein paar Schreibtische und ein Konferenztisch standen, alles etwas unordentlicher, altmodischer und zusammengewürfelter als Oppenbergs aufgeräumte Moderne in der Kantstraße.
    Rath hatte es dem ranghöheren Böhm überlassen, im Büro vorzusprechen und dem verdutzten Bellmann den Durchsuchungsbefehl unter die Nase zu halten. Die Wutattacke des Produzenten war nur von kurzer Dauer, dann hängte sich Bellmann ans Telefon und rief den Anwalt an, mit dem er so gerne drohte. Wahrscheinlich derselbe, der in dem juristischen Kleinkrieg gegen Manfred Oppenberg schon eine Menge Geld verdient hatte. Keine Viertelstunde nach dem Anruf traf der Rechtsanwalt ein, konnte aber auch nicht mehr tun, als dumm herumzustehen und dabei zuzuschauen, wie Polizeibeamte Aktenordner und Filmrollen in Kisten packten und nach draußen trugen. Immer wieder hob Bellmann zu seinen Protesten an, wollte Böhm und Rath dafür verantwortlich machen, sollte die Liebesgewitter-Premiere verschoben werden müssen, weil die Polizei ihn und sein Büro in der Arbeit behindere.
    Doch die Proteste klangen nur halbherzig, als sei Bellmann nicht ganz bei der Sache, als beschäftigten ihn eigentlich ganz andere Gedanken.
    In langen Jahren der Polizeiarbeit hatte Rath ein Gefühl dafür entwickelt, wann eine Hausdurchsuchung Ergebnisse versprach und wann nicht; er hatte gelernt, das schlechte Gewissen der Menschen zu lesen, die dagegen protestierten, dass man ihre vier Wände auf den Kopf stellte, er konnte ehrliche Entrüstung von vorgeschobener Empörung unterscheiden, die eigentlich nur die Angst vor Entdeckung überspielen sollte. Und Bellmann hatte etwas zu verbergen, das war mit Händen zu greifen. Rath und Böhm kümmerten sich nicht weiter um den Mann und seine Wutausbrüche, passten nur auf, dass niemand heimlich etwas verschwinden ließ. Es gab eine ganze Menge einzupacken, hauptsächlich Aktenordner. Rath kam sich vor wie bei der Steuerfahndung, und vielleicht fiel ja auch etwas ab für die Kollegen von der Finanzverwaltung, man konnte nie wissen. In seiner Privatwohnung hatte Bellmann ein kleines Arbeitszimmer, auch aus dem holten sie sämtliche Akten und Papiere, dazu ein paar alte Terminkalender, Notizbücher und Drehbücher.
    Neben dem Arbeitszimmer hatte der Produzent einen kleinen Vorführraum eingerichtet, und Rath ließ alle Filmdosen sicherstellen, die sie hier fanden, inklusive der Rolle, die noch im Projektor eingelegt war.
    Sie waren so gut wie fertig mit ihrer Arbeit, alles, was sie mitnehmen wollten, war bereits verstaut, da rauschte eine Frau in einem grauen Wintermantel durch die Wohnungstür und schaute sich hektisch um, bis sie Rath erkannte.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Cora Bellmann. »Hausdurchsuchung«, sagte Rath. »Oberkommissar Böhm kann Ihnen den Durchsuchungsbefehl gerne zeigen.« Er wies ins Nebenzimmer, wo Böhm gerade eine Liste der beschlagnahmten Gegenstände unterschrieb, die der Anwalt eingefordert hatte.
    »Wenn irgendetwas Wichtiges fehlen sollte«, schimpfte Bellmann, während er die Aufstellung überflog, »oder Ihre Leute irgendetwas kaputt gemacht haben sollten, dann ... «
    » . .. dann ersetzt Ihnen der Freistaat Preußen selbstredend den Schaden«, unterbrach Böhm. Er reichte Bellmann ein weiteres Schreiben. »Das hier ist eine Vorladung«, sagte er. »Finden Sie sich bitte morgen früh um zehn im Polizeipräsidium am Alexanderplatz ein.«
    »Sie haben

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