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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Tag legen muss, das gehört zu seinen wichtigsten pflichten. Gerade in den heutigen Zeiten, wo die Presse nur auf unsere Fehler lauert. Merken Sie sich das!«
    » Jawohl, Herr Polizeipräsident.«
    »Gut. Dann will ich Sie nicht länger von Ihrer Arbeit abhalten, Kommissar Rath. Nehmen Sie sich die Sache bitte zu Herzen und ... «
    »Was!?« Brenner konnte seine Wut und seine Enttäuschung nicht länger im Zaum halten. »Das ist alles? Eine laue Entschuldigung, und dann ist die Sache für den feinen Herrn Rath erledigt? Wenn das so ist, muss ich aber schwer überlegen, ob ich nicht doch ein Strafverfahren wegen Körperverletzung gegen den Kollegen anstrengen soll! Das haben Sie und Ihr feiner Vipoprä mir ja auszureden versucht, und ich Idiot lasse mich auch noch darauf ein! Aber noch ist nicht aller Tage Abend!«
    Brenner war rot angelaufen, er hatte sich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle. Fast hätte er mit seiner rechten Hand auf den Tisch gehauen.
    Zörgiebel blieb ganz ruhig. »Kommissar Brenner, ich glaube, Sie sollten sich gut überlegen, was Sie da fordern. Wenn Sie ein Strafverfahren wollen, dann müsste ich auf einer amtsärztlichen Untersuchung bestehen, wollen Sie das wirklich?«
    Brenner zuckte zurück. »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte er. »Das würde ich gerne mit Ihnen allein besprechen, mit Ihnen und Kriminalrat Brückner. Deswegen wollte ich Kommissar Rath auch gerade hinausbitten. Bevor Sie mich unterbrochen haben.« »Entschuldigung, Herr Präsident.«
    Wie Brenner auf einmal kuschte! Schwante ihm langsam, was ihn erwartete, obwohl er das nicht einmal ansatzweise wissen konnte?
    Rath wäre zu gerne im Raum geblieben und hätte gehört, wegen welcher Vorwürfe Brenner sich gegen Zörgiebel und Brückner würde verteidigen müssen - aber so ungefähr ahnte er das ja.
    »Kann ich denn jetzt gehen, Herr Polizeipräsident?«, fragte er mit Unschuldsmiene.
    »Natürlich, mein lieber Rath!« Zörgiebel wedelte ihn förmlich hinaus. »Gehen Sie an Ihre Arbeit!«
    Mit einer Verbeugung und seinem freundlichsten Lächeln verabschiedete sich Rath von den drei Männern.
    Das würde hart werden für Brenner, dachte er, als er an Dagmar Klings Schreibmaschinengeklapper vorbei aus dem Büro spazierte. Urkundenfälschung, Diebstahl, da käme eine Menge zusammen. Wahrscheinlich würde Zörgiebel das meiste unter den Teppich kehren. Aber irgendeinen Preis würde Brenner dafür zahlen müssen. Normalerweise drohten sie einem immer mit einer Versetzung zum Kriminalamt Köpenick, jotwede, weit vor den Toren der Stadt. Dann hätte Raths Kostümierung im Resi ja gewissermaßen einen prophetischen Sinn gehabt.
    Er hatte gerade angefangen, sich über den für ihn so günstigen Verlauf dieser Affäre zu freuen, da fiel ihm deren Ursache wieder ein.
    Charly.
    Und ihr Cowboy. Der Grinsemann, der ihm heute die Tür geöffnet hatte. Der Mann, der Brenners Prügel eigentlich verdient gehabt hätte.
    Es war zwanzig nach drei, als er die Glastür zum Trakt der Mordinspektion wieder öffnete. Er klopfte bei Gennat an, und Trudchen Steiner sagte ihm, dass Böhm noch beim Buddha saß.
    »Ich frage mal nach, ob Sie stören dürfen.«
    Rath durfte. Böhm und Gennat saßen in der grünen Sitzgruppe und aßen Kuchen.
    »Setzense sich doch«, sagte Gennat, als Rath eintrat, »wollense auch ein Stück? Trudchen, bringen Sie dem Kommissar doch bitte eine Tasse Kaffee und einen Kuchenteller.«
    Rath setzte sich. Dass der Buddha sich nach einem Besuch im Leichenschauhaus gleich wieder über Kuchen hermachen konnte, ließ auf einen stabilen Magen schließen. Böhm wirkte nicht ganz so glücklich, er kaute mit Todesverachtung auf einem Stück Nusskuchen herum.
    »So«, sagte Gennat, »dann setzen Sie sich mal und erzählen, was Sie so herausgefunden haben in Sachen Yangtang ...«
    »Yangtao, Herr Kriminalrat. Hier, ich habe auch noch eine für Sie.« Rath fischte eine aus der Tasche und teilte sie mit dem Kuchenmesser. »Können Sie mit der Kuchengabel auslöffeln.« Gennat probierte und nickte anerkennend. »Und das kommt aus China? «, fragte er.
    »Ich habe heute sogar jemanden kennengelernt, der Yangtao in Berlin anpflanzt, aber das ist die Ausnahme. Sonst bekommt man es wahrscheinlich nur in China. Jedenfalls eine sehr exklusive Frucht, auch nicht gerade billig.«
    »Also das Richtige für Filmschauspielerinnen.«
    »Vielleicht ist das in diesen Kreisen gerade in Mode. Wo die Fastré ihre Früchte gekauft hat, weiß ich noch

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