Der stumme Tod
ändert sich, Herr Kriminalrat! «
»Sie haben sich keinen Deut geändert! Sie wussten nur, dass Sie Oppenberg mehr schaden konnten, wenn Sie den Sabotageversuch pressetauglich ausschlachten. Was Sie dann ja auch gemacht haben!«
»Ich konnte doch nicht ahnen, dass Betty sterben würde!« »Und dennoch haben Sie ihren Tod ausgenutzt. Um Ihren Konkurrenten anzuschwärzen, obwohl Sie wussten, dass er es nicht gewesen sein kann. Und um auf recht makabre Art und Weise Werbung für Ihren neuen Film zu machen.«
»Ich bin es Betty schuldig, dass ich ihren letzten Film so ankündige, wie er es verdient. Wie sie es verdient!«
»Mir kommen die Tränen«, grunzte Böhm.
Bellmann schaute die Bulldogge irritiert an, als fürchte er, jeden Moment von dem bulligen Oberkommissar angefallen zu werden.
»Herr Bellmann«, sagte Gennat, »selbst wenn nicht Sie oder einer Ihrer Leute für den Mordanschlag verantwortlich sein sollten, haben Sie doch zweifellos die polizeilichen Ermittlungen behindert und in die Irre geführt. Dafür werden Sie sich in jedem Fall verantworten müssen.«
»Mein Mandant ... «, fing der Rechtsanwalt wieder an, doch Gennat unterbrach ihn.
»Das wär's vorerst von unserer Seite«, sagte der Buddha. »Sie sind entlassen.«
Bellmann schien es kaum zu glauben. »Dann kann ich jetzt zurück ins Atelier?«, fragte er.
»Nein«, sagte Gennat ganz ruhig. »So schnell schießen die Preußen nicht. Kriminalrat Lanke von der Inspektion E möchte Sie noch sprechen. Bei der Sichtung Ihrer Filmrollen haben wir pornographisches Material gefunden.« Der Anwalt sprang auf und wollte protestieren, doch Gennat sprach ungerührt weiter. » Das nennt man Zufallsfund, das muss ich Ihnen ja nicht erklären, Herr Rechtsanwalt, dass man so etwas ans zuständige Ressort übergibt. Ist nicht weit, auf derselben Etage. Ein Polizeibeamter wird Ihnen und Ihrem Mandanten den Weg zeigen.«
Bellmanns Kinnlade klappte herunter, und er schaute seinen Anwalt an.
»Sehen Sie, Herr Bellmann«, sagte der, »jetzt wissen Sie doch noch, warum Sie mich mitgenommen haben.«
Trudchen Steiner kam mit Kuchennachschub, kaum waren Bellmann und sein Anwalt verschwunden.
»Tja, meine Herren«, sagte Gennat, während er Böhm und Rath je ein Stück Kuchen auf den Teller schaufelte, »da haben wir nun einen Schritt nach vorne getan und gleich zwei wieder zurück.« Er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich denke, wir können ausschließen, dass dieser Krempin ein Mörder war, nicht einmal ein fahrlässiger. Dummerweise nur war Heinrich Bellmann es auch nicht.«
»Sind Sie da so sicher?«, fragte Böhm. Er schaute auf sein Stück Nusskuchen, als wünsche er sehnlichst, es möge sich in eine Bulette mit Senf verwandeln. »Ich trau diesem Mann nicht für fünf Pfennig.«
»Ziemlich sicher. Wenn er den Tod der Winter wirklich zu verantworten hätte, hätte er uns nicht so viel erzählt. Er hat ihren Tod weidlich ausgeschlachtet, aber er hat ihn nicht verursacht.«
»Irgendjemand muss den Draht wieder angebracht haben«, sagte Rath. »Und es muss jemand gewesen sein, der das Atelier kannte und das Drehbuch. Wenn nicht Bellmann selbst, dann jemand aus seiner Firma.«
»Ich glaube nicht, dass jemand aus der Truppe im Auftrag seines Chefs zum Mörder würde«, sagte Böhm. »Eine der wenigen Behauptungen, die ich diesem Widerling vorhin geglaubt habe.« »Vielleicht nicht im Auftrag seines Chefs«, meinte Rath, » vielleicht aber auf eigene Faust. Vielleicht hatte jemand aus Bellmanns Truppe noch eine eigene Rechnung mit Betty Winter offen und die Gelegenheit genutzt.«
Gennat nickte. »Das heißt, wir müssen die Suche nach weite Motiven forcieren, die letzte Woche leider etwas vernachlässt wurde. Das Cui-Bono-Prinzip, wie es Bellmanns Anwalt so schön formuliert hat: Wer alles hat Nutzen aus ihrem Tod gezogen?«
»Bellmanns Tochter eventuell«, meinte Rath. »Ich glaube, hat ein Auge auf Victor Meisner geworfen, vielleicht hat sie ' zum Witwer machen wollen, um ihn dann trösten zu können.« »Dann kann es genauso gut er selbst gewesen sein«, sagte Bö »vielleicht mit ihr zusammen. Die Liebe hat schon viele zu Komplizen gemacht.«
»Ich glaube nicht, dass er von ihrem Tod profitiert«, sagte Rath. »Meisners Karriere lief nur noch, weil seine Frau ihn mitzog. Da hätte sie eher ihn umbringen können, er war der Bremsklotz ihrer Karriere.«
»Wer auch immer es gewesen sein mag«, sagte Gennat, »er sie muss gewusst haben, welche
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