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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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man nicht gerade sprechen«, sagte der Diener, »der Hund hat den Maximiliansharnisch im Vestibül zu Fall gebracht und die Hellebarde bis zur Kellertür geschleift.«
    »Böser Hund«, schimpfte Rath und wandte sich Marquard zu. »Ich hoffe, das lässt sich wieder reparieren.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Diese Rüstungen halten einiges aus, dafür wurden sie schließlich gebaut. Ist nur eine Heidenarbeit, die zusammenzusetzen; ich hoffe, da ist nicht allzu viel auseinandergefallen. «
    »Ich möchte nur anmerken, dass es gar nicht so einfach war, den Hund von der Tür wegzubekommen. Er hat da irgendetwas gerochen, ich hoffe nur, wir haben keine Ratte im Keller. Bei den empfindlichen Filmgerätschaften des gnädigen Herrn.«
    "Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Albert. Und wegen dieser Ratte ... lassen Sie doch bei Gelegenheit mal den Gärtner nachschauen, ob er da was findet.«
    "Sehr wohl, gnädiger Herr.« Der Diener gab die Hundeleine mit spitzen Fingern an Rath und entfernte sich wieder. Kirie schnüffelte an Marquards Hosenbein. Das war dem Hausherrn sichtlich unangenehm, und Rath zog den Hund weg.
    "Sie haben Filmgerätschaften im Haus?«, fragte er.
    "Ich lebe für den Film«, sagte Marquard, "selbstverständlich muss ich mir auch zu Hause bei Bedarf ein paar Rollen anschauen können. Schon mein Vater hat im Keller einen Projektionsraum ... «
    Marquard wurde von Kiries Bellen unterbrochen. Der Hund hatte an einem der Sessel geschnüffelt und bellte aufgeregt, schaute Rath dabei immer wieder an, lief zwischen ihm und dem Sessel hin und her.
    "Ist ja gut, Kirie«, sagte Rath, doch das Tier ließ sich kaum beruhigen.
    »Was der Hund nur hat«, meinte er zu Marquard. "Ich glaube, das ist die ungewöhnliche Umgebung. Seit wir Ihr Haus betreten haben, ist er so aufgeregt, wie ich ihn noch nie erlebt habe.«
    "Wir haben hier ein paar Katzen. Vielleicht riecht er die.« Marquard lächelte ein säuerliches Lächeln.
    "Ich werde ihn nicht mehr von der Leine lassen, versprochen.« Marquard nickte nachdenklich. Er schien eine schwierige Entscheidung abzuwägen. "Herr Kommissar, ich glaube, ich muss Ihnen etwas zeigen «, sagte er schließlich. »Vielleicht könnte das einige Ihrer Fragen beantworten. In puncto Yangtao, meine ich.«
    Rath zog die Augenbrauen hoch. "Was denn?« fragte er. "Folgen Sie mir einfach und schauen sich's an! Dann werden wir sehen, ob es Ihnen weiterhilft.«
    Er musste aufpassen, dass ihn diese warme, charmante Stimme nicht einlullte. Auch den Armagnac hätte er besser nicht getrunken, der stieg ihm schon zu Kopf. Während er Marquard eine schmale Wendeltreppe hinauffolgte, das genaue Gegenteil der ausladenden Riesentreppe im Vestibül, tastete Rath nach der Mauser in seinem Schulterholster und fühlte sich gleich sicherer. Dieser freundliche, wohlerzogene Wolfgang Marquard war ihm nicht ganz geheuer, und dieses seltsame Gemäuer hier noch weniger. Rath musste daran denken, wie sehr sich dieser Mann ans Gestern krallte. Diese düstere Zwingburgvilla, in der er wahrscheinlich sein ganzes Leben verbracht hatte, passte irgendwie dazu: Mehr aus der Mode als dieses nachgemachte Mittelalter konnte Architektur wohl kaum sein.
    Kirie war immer noch nervös, Rath hatte sie kaum von dem Sessel im Salon fortreißen können, und jetzt schnüffelte sie aufgeregt hinter Marquards Füßen her, der die steinernen Stufen so schnell nahm, dass sie ihm kaum folgen konnten.
    Oben angekommen, standen sie in einem halbrunden Raum, von dem einige Türen abgingen.
    »Das hier sind meine Privaträume, die bekommt außer Albert kaum jemand zu sehen«, sagte Marquard und lächelte. »Ich hoffe, Sie wissen das zu schätzen.«
    »Aber natürlich«, sagte Rath. »Vor allem bin ich neugierig, was Sie mir hier oben zeigen wollen.«
    Statt einer Antwort öffnete Marquard eine Tür und machte eine einladende Handbewegung.
    »Was halten Sie davon«, sagte er, »habe ich zu viel versprochen?«
    Rath schaute durch die Tür und staunte tatsächlich, im ersten Moment erschrak er sogar. Dieses Gesicht hatte er hier nicht erwartet. Kirie fing an zu bellen, und im selben Moment spürte Rath einen Schlag am Hinterkopf. Es blitzte hell wie tausend Sonnen durch seine Gedanken, bevor alles um ihn herum in eine tiefe Dunkelheit stürzte und ihn mitriss, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.

Kapitel 51
    Er hatte an der Wohnungstür geklingelt. Fehlanzeige. War dann zum Nassen Dreieck, dessen wortkarger Wirt ihm ein eindeutiges

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