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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Achselzucken gezeigt hatte. Und jetzt hatte Berthold Weinert sich wieder auf den Weg zurück zum Luisenufer gemacht. Eine Chance würde er dem Mann noch geben, jetzt, wo er sowieso in der Gegend war, aber dann war Schluss!
    Das konnte doch nicht wahr sein!
    Gereon Rath konnte es doch nicht allen Ernstes wagen, ihn ein zweites Mal zu versetzen! Euer Hochwohlgeboren! Weinert konnte es nicht glauben, aber es sah alles danach aus! Und das heute, wo er das Auto brauchte!
    Als er den Hof überquerte, traten ein Mann und eine Frau aus dem Hinterhaus. Die Frau kam ihm bekannt vor, er musste sie vor Kurzem auf einem Foto in der Redaktion gesehen haben, irgend so eine Halbprominente, deren Namen er sich nie merken konnte. Oder ... Dann fiel der Groschen.
    »Entschuldigung«, rief er, bevor das Pärchen durch den Torbogen entwischen konnte, »kenne ich Sie nicht irgendwoher?«
    Die beiden blieben stehen, die Frau drehte sich um und schaute ihn neugierig an.
    »Sie sind eine Schauspielerin, habe ich recht?«, fragte Weinert.
    Der blonde Mann grinste, die Frau schaute weniger belustigt. »Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte sie.
    »Waren Sie nicht neulich auf dem Funkturm? Zusammen mit Gereon Rath?«
    »Sind Sie von der Presse?«
    »Sieht man mir das so deutlich an? Das ist mir aber peinlich!« Die Frau lachte. »Sie müssen von der Presse sein, sonst würden
    Sie mich nicht für eine Schauspielerin halten. Sie kennen also das Foto vom Funkturm. Wollen Sie deswegen zu Gereon?«
    »Nicht ganz.« Weinert trat näher und gab ihr die Hand. »Vielleicht sollten wir die Ratespiele beenden: Mein Name ist Weinert, ich bin ein alter Freund von Gereon. «
    »Charlotte Ritter. Ich hab früher mal mit ihm am Alex gearbeitet. Und das hier ist ebenfalls ein alter Freund von Gereon. Paul Wittkamp aus Köln.«
    »Angenehm.« Der Blonde hatte einen festen Händedruck. Er wollte offensichtlich lächeln, aber daraus wurde ein breites Grinsen.
    »Tja«, sagte Weinert, »wie's aussieht, hat Gereon uns wohl alle versetzt.«
    »Dabei waren wir nicht einmal verabredet, und er wagt es dennoch, nicht zu Hause zu sein«, sagte Wittkamp in gespielter Empörung. »Ich reise morgen früh ab«, erklärte er, »und wollte mich noch verabschieden. Aber nicht einmal mit der schönsten Frau Berlins kann ich ihn locken.«
    Die schönste Frau Berlins wurde ein wenig rosa um die Wangen. »Ich versuche schon seit Tagen, ihn zu erreichen«, sagte sie, »habe aber immer nur seine Sekretärin an der Strippe gehabt. Paul ebenso. Haben Sie eine Ahnung, wo er sich rumtreiben könnte?«
    »Eigentlich müsste er jetzt genau hier sein«, sagte Weinert. »Ich für meinen Teil bin nämlich mit ihm verabredet. Aber Fehlanzeige. Und in seiner Stammkneipe ist er auch nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Dabei war ich mir sicher, dass er mich diesmal nicht wieder versetzen würde. Er hat sogar gewettet.«
    Wittkamp lachte. »Dann machen Sie sich mal keine Sorgen!
    Wetten verliert Gereon höchst ungern.«
    »Ich könnte mir nur vorstellen, dass er kurzfristig zu einem dringenden Einsatz musste und mir nicht mehr absagen konnte.«
    »Das können wir leicht rausfinden«, sagte die Frau. »Ein Anruf im Präsidium reicht.«
    »Am Wassertorplatz steht ein Fernsprecher.«
    Sie machten sich gemeinsam auf den Weg. Unterwegs erfuhr Weinert, dass Charlotte Ritter einmal als Stenotypistin in der Mordinspektion gearbeitet hatte, das Jurastudium ihr im Moment aber keine Zeit mehr dazu ließ.
    »Ich kenne Gereon aus seiner alten Wohnung in der Nürnberger Straße«, verriet er. »Ich wohne noch immer da.« »Bei der Behnke?«, fragte sie.
    »Sie kennen Frau Behnke?«
    »Eher indirekt.«
    Weinert dachte sich sein Teil und schwieg.
     
     
    Sie hatten die Telefonzelle erreicht, und er suchte in seinem Portemonnaie nach zwei Groschen. Sie nahm die Münzen und warf sie in den Apparat.
    »Berolina Nullnull dreiundzwanzig«, sagte sie, »die Mordbereitschaft bitte.« Sie musste einen Moment warten, bis die Verbindung hergestellt war und jemand abnahm. »'n Abend, Reinhold. Haben sie dich zum Spätdienst verdonnert? Charly hier .... Jaja, viel um die Ohren wegen der Prüfung. Reinhold, weswegen ich anrufe: Habt ihr gerade einen größeren Einsatz? ... Nein? ... Schon gut ... Nur ein alter Freund, der sich von Gereon Rath verabschieden möchte. Du weißt nicht zufällig, wo er steckt?«
    Sie zuckte mit den Schultern, als sie eingehängt hatte. »Dienstlich liegt nichts Außergewöhnliches an«, sagte

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