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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Vizepräsident. Ich bin mir meiner Verantwortung als Polizeibeamter stets bewusst.« »Bis auf dieses eine Mal offensichtlich.« » Jawohl, Herr Vizepräsident. «
    »Gut, dann sorgen Sie dafür, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Morgen möchte ich Ihren Bericht über den Vorfall auf meinem Schreibtisch haben.«
    »Jawohl, Herr Vizepräsident. «
    Rath glaubte, er sei entlassen. Mit einem Seitenblick auf Gennat, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, erhob er sich aus seinem Sessel.
    »Moment, Herr Kommissar«, sagte Weiß, »wir sind noch nicht mit Ihnen fertig!«
    Was kommt denn jetzt noch?, dachte Rath und setzte sich wieder hin.
    »Wir hätten gern Ihre Meinung hierzu gehört«, sagte der Vize und legte die aktuelle Ausgabe der B.Z. am Mittag vor Rath auf den Tisch. Die Zeitung war druckfrisch, Rath kannte den Artikel noch nicht, auf den der Zeigefinger von Bernhard Weiß zeigte. Wohl aber den Namen in der Autorenzeile.
    Stefan Fink.
    Schnell überflog er den Artikel. Fink hatte nur die alten Gerüchte aufgewärmt und Bellmann noch ein paar Verschwörungstheorien entlockt, allerdings an den geeigneten Stellen Kriminalkommissar Gereon Rath zitiert, um nicht zu sagen: an den entscheidenden Stellen.
    Immer noch fahndet die Polizei nach einem flüchtigen Beleuchter. »Der Tod von Beuy Winter war kein Unfall«, verriet Kriminalkommissar Gereon Rath unserer Zeitung. Sucht man in dem Flüchtigen also einen Mörder? Kommissar Rath spricht von einem »wichtigen Zeugen«, aber das wäre nicht das erste Mal, dass die Polizei mit dieser Umschreibung einen dringend Tatverdächtigen in Sicherheit wiegen will. Wie weit ist die Polizei? Wann wird sie einen mutmaßlichen Mörder, der mitten unter uns weilt, endlich festnehmen? Oberkommissar Wilhelm Böhm, der die Ermittlungen im Fall Winter leitet, konnte diese Frage nicht beantworten. Rath dazu: »Einer trägt immer die Verantwortung, wir anderen machen die Arbeit.«
    Scheiße! Diese Ratte!
    »Ich habe Kriminalrat Gennat bereits gesagt, dass ich keinen großen Wert darauf lege, in diesen Zeitungsartikeln zu erscheinen.« Rath schaute den Buddha an. Der schwieg noch immer. In seinem Gesicht war nichts zu lesen, allerdings wirkte er nicht so gemütlich wie sonst.
    »Was ich sagen will«, meinte Rath, »ich werde in diesem Artikel gegen meinen Willen zitiert.«
    »Dann kennen Sie diesen Fink gar nicht? Haben ihn nie getroffen?«
    Weiß machte den Eindruck, als habe er sich informiert. »Getroffen ist das falsche Wort. Er hat mich angesprochen, wollte mich anzapfen. Aber ich habe abgelehnt.«
    »So liest sich der Artikel aber nicht gerade. Hat er sich das etwa alles aus den Fingern gesogen?«
    »Jedenfalls aus dem Zusammenhang gerissen.« Rath spürte, dass er aufpassen musste. Ohne Frage hatte Weiß schon mit der Redaktion telefoniert. »Dieser Fink ist ein Schmierfink«, fuhr er fort. »Dem ist nicht an der Wahrheit gelegen, sondern an Sensationen. Und daran, Polizisten an den Pranger zu stellen, die ihm die Zusammenarbeit verweigern. Oberkommissar Böhm kommt ja auch nicht gerade gut weg!«
    »Dank Ihres Kommentars, Herr Kommissar!« Weiß war lauter geworden. »Dank Ihres Kommentars! Wie kommen Sie dazu, sich Urteile gegenüber Ihrer Behörde und Ihrem Vorgesetzten zu erlauben? Noch dazu gegenüber der Presse!«
    »Aber das habe ich nicht getan!« Der Tonfall des ehrlich Empörten gelang Rath ganz gut. Vielleicht weil er tatsächlich so fühlte. »Sie wollen behaupten, Sie hätten das nie gesagt?«
    »Wenn ich Sätze dieser Art gesagt habe, dann in einem völlig anderen Zusammenhang! Und in keiner Weise hat Herr Fink deutlich gemacht, dass er mich in seiner Zeitung zitieren möchte.«
    Weiß hatte wieder diesen prüfenden, beinahe sezierenden Blick auf ihn gerichtet.
    »Ihr Glück, dass ich diesen Fink kenne«, sagte er schließlich. »Sie haben recht, er ist ein skrupelloser Vertreter seiner Zunft.
    Sonst würde es mir schwerfallen, Ihnen zu glauben.« Weiß beugte sich nach vorne. »Sie müssen noch viel lernen im Umgang mit der Hauptstadtpresse, Herr Kommissar«, sagte er. »Unbedachte Äußerungen können fatale Folgen zeitigen, wie Sie sehen! Wir als Polizei brauchen die Presse, gar keine Frage, aber geben Sie sich nicht der Illusion hin, Sie könnten mit der Presse spielen! Die spielt mit Ihnen!«
    »Was soll ich tun, Herr Vizepräsident? Eine Gegendarstellung verlangen?«
    Weiß winkte ab. »Bloß nicht! Das macht die Sache nur noch schlimmer. Lassen Sie die Dinge, wie

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