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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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aufgekreuzt. Er hatte ähnliche Vokabeln benutzt.
    »Herr Kommissar«, sagte Weiß, »kommen wir gleich zur Sache.« Der Vipoprä schaute ihm fest in die Augen, als er weitersprach. »Wie würden Sie selbst Ihr Verhältnis zu Kriminalkommissar Frank Brenner bezeichnen?«
    Daher also wehte der Wind! Brenner hatte ihren kleinen privaten Streit an die ganz große Dienstglocke gehängt.
    »Nicht gerade freundschaftlich«, sagte Rath, »eher ... sagen wir kollegial.«
    »Soso.« Weiß nickte. »Mir liegt eine interne Beschwerde vor«, fuhr er fort. »Kommissar Brenner behauptet, Sie hätten in der Nacht auf Sonntag im Tanzlokal Residenz-Casino mehrfach und grundlos auf ihn eingeschlagen.« Selbst als Weiß eine Pause machte, blickte er Rath unverwandt an. »Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Ich habe den Kollegen Brenner geschlagen, Herr Vizepräsident «, sagte Rath. »Aber nicht grundlos.«
    »Was für einen Grund kann es geben, in aller Öffentlichkeit auf einen Kollegen einzuschlagen?«, fragte Weiß. »Sie wissen doch, dass wir immer und überall auf den Ruf unserer Behörde bedacht sein sollten.«
    »Wir waren als Polizisten nicht zu erkennen«, sagte Rath, »es war ein Maskenball, wir waren beide verkleidet.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht.«
    »Es gab einen Grund, Herr Vizepräsident, allerdings einen privaten«, sagte Rath. »Kommissar Brenner hat die Ehre einer Dame verletzt.«
    »Die Ehre einer Dame?«
    »Einer gemeinsamen Bekannten.«
    »Herr Kommissar, die Zeiten, in denen man sich wegen einer Dame duellierte, die sind Gott sei Dank vorbei. Halten Sie Ihre Reaktion nicht für etwas übertrieben?«
    »Ich habe den Kollegen Brenner gewarnt - ich habe ihn gebeten, mit diesen Reden aufzuhören.«
    »Was für Reden?«
    »Unanständiges, widerliches Zeug, Herr Vizepräsident. Ich
    möchte das hier nicht wiederholen.«
    »Um welche Dame handelt es sich denn?«
    »Tut mir leid, aber das kann ich Ihnen auch nicht sagen.« »Wieso nicht?«
    »Mit Verlaub, aber das geht die Herren nichts an! Meine Auseinandersetzung mit dem Kollegen Brenner war eine Privatangelegenheit.«
    »Wenn Sie als Polizeibeamter jemanden schlagen, sei es einen Kollegen oder einen Zivilisten, dann ist das alles andere als Ihre Privatangelegenheit !«
    Weiß war laut geworden. Rath merkte, dass er die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte.
    »Entschuldigen Sie, Herr Vizepräsident, so war das nicht gemeint. Aber dennoch möchte ich die betreffende Dame nicht in diese Sache hineinziehen.«
    »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, Herr Kommissar«, sagte Weiß. Er klang nun wieder versöhnlicher. »Es geht nur darum, eventuelle Zeugen zu benennen, die im Zweifel zu Ihren Gunsten aussagen könnten. Kommissar Brenner hat Kriminalsekretär Czerwinski benannt, der wohl Zeuge dieses Vorfalls war.«
    »Was sagt Czerwinski denn?«
    »Wir haben ihn noch nicht zu dem Vorfall befragt.«
    »Eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Kollegen - ich weiß nicht, ob man das als Vorfall bezeichnen muss.«
    »Versuchen Sie nicht schon wieder, die Sache kleinzureden!
    Kommissar Brenner hat mit dem Gedanken gespielt, Strafanzeige gegen Sie zu stellen und ein Disziplinarverfahren anzustrengen, doch ich habe ihn - zu Ihrem Glück - davon überzeugen können, dass es sinnvoller ist, diese Angelegenheit intern zu regeln. Was meinen Sie, was hier los ist, wenn die Presse von so einer Sache Wind bekommt?«
    »Warum ist Brenner denn nicht hier? Dann könnten wir uns die Hand geben, und die Sache wäre vergessen. So würde ich eine solche Sache aus der Welt schaffen.«
    »Kommissar Brenner ist aufgrund seiner Verletzungen derzeit arbeitsunfähig«, sagte Weiß, immer noch in seinem höchst sachlichen Tonfall. Rath musste schlucken. So schlimm hatte er den Dicken doch gar nicht zugerichtet. Ob Brenner unglücklich gestürzt war? Er musste an den Arm in der Schlinge denken.
    »Das tut mir leid«, sagte er.
    »Das sollte es auch.« Weiß schaute ihn ernst an, Rath kam sich vor wie ein Geißeltierchen unter dem Mikroskop. »Passiert Ihnen das öfter, dass Sie die Beherrschung verlieren?«, fragte Weiß schließlich.
    »Wie meinen, Herr Vizepräsident ?«
    »Ich denke, meine Frage war eindeutig. Haben Sie Ihr Temperament im Griff?«
    Sollte das eine Anspielung sein? Rath war nicht sicher, was Zörgiebels Vize von den Ereignissen in Köln wusste. Aber das hatte nichts mit seinem Temperament zu tun gehabt, das konnte er nicht meinen.
    »Natürlich, Herr

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