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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Weiß gesagt hat.«
    Das war Gennats letztes Wort. Der Buddha begann Papiere zu sortieren und würdigte den Kommissar keines weiteren Blickes. Rath hatte den Bogen überspannt. So nannte man das wohl.

Kapitel 23
    Gräf hatte sich immer noch nicht gemeldet und war auch nirgends zu erreichen. »Ist unterwegs«, sagte Erika Voss, die in
    zwischen wieder aufgetaucht war. Erst zur nächsten Dienstbesprechung morgen früh werde er wieder im Präsidium erwartet. Als ob Böhm es darauf angelegt hätte, Gereon Rath von seinem Partner zu trennen.
    Auch die Bulldogge selbst war ausgeflogen. Erika Voss zeigte Rath nur ein entschuldigendes Schulterzucken.
    »Dann machen Sie mit seiner Sekretärin einen Termin aus, lassen Sie um Rückruf bitten, irgendetwas«, raunzte er die Voss an. » Jedenfalls muss ich den Oberkommissar heute noch sprechen.«
    Rath knallte die Tür zu seinem Büro zu und setzte sich an seinen Schreibtisch. Ihm war danach, die Papierberge einfach auf den Boden zu fegen, aber er beherrschte sich und zündete sich eine Overstolz an.
    Er spürte, wie ihn die Zigarette langsam ruhiger machte. Gleich nachdem er sie ausgedrückt hatte, griff er zum Telefonhörer.
    »Erika«, sagte er, »gehen Sie doch bitte zum ED hoch und suchen mir alles raus, was Kronberg und Kollegen zu einem Mann namens Höhler, Albert, erkennungsdienstlich so gesammelt haben.«
    Das würde sie eine Weile beschäftigen. Und vor der Versuchung bewahren, seine Telefonate mitzuhören.
    Nachdem er das Türzuschlagen gehört hatte, schaute er noch nach, ob die Voss wirklich verschwunden war. Dann erst hängte er sich wieder ans Telefon. Als Erstes ließ er sich mit der Redaktion der B.Z. am Mittag verbinden.
    »Der Kollege Fink ist heute aber begehrt bei der Polizei«, sagte die Redaktionssekretärin, bevor sie durchstellte. Weiß hatte also tatsächlich schon angerufen.
    »Kommissar Rath!« Der Reporter klang überschwänglich erfreut. »Haben Sie sich doch noch entschieden, mir ein bisschen mehr zu erzählen?«
    Rath überfiel ihn ohne Vorwarnung. »Was fällt Ihnen ein?«, brüllte er ins Telefon. »Was schreiben Sie da in Ihrem Blatt?«
    »Nur das, was Sie gesagt haben.« Fink blieb ganz ruhig. Wahrscheinlich waren solche Anrufe für ihn nichts Besonderes. »Die Sache ist doch die, Herr Kommissar: Sie und viele Ihrer Kollegen glauben, mit Schweigen könne man eine Berichterstattung verhindern, aber das ist ein Irrtum. Wenn ich eine Geschichte schreiben will, dann schreibe ich sie. Wenn Sie mich kurzhalten wollen, muss ich eben alles an Information zusammenklauben, was Sie mir absichtlich oder unabsichtlich gegeben haben, und den Rest aus diesen Informationen logisch kombinieren. Wenn Sie mich hingegen umfassend informieren, haben Sie erstens mehr Kontrolle über die Berichterstattung und zweitens einen neuen Freund.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich einen Freund suche!« »Wie gesagt: Es soll Ihr Schaden nicht sein.«
    »Aber es ist mein Schaden, wenn ich nicht mit Ihnen spreche, wollen Sie mir das damit sagen?«
    »Wenn Sie meinen Artikel meinen: Ihr Oberkommissar kommt
    da deutlich schlechter weg ... «
    »Sie haben mich gegen meinen Willen zitiert!«
    »Sie wussten doch, dass Sie mit einem Reporter sprechen!« »Aber nicht, dass Sie das, was ich sage, auch schreiben wollen!«
    »Das ist mein Beruf.«
    »Nichts liegt mir ferner, als mich in aller Öffentlichkeit abfällig über Kollegen zu äußern.«
    »Wenn Ihnen das so fernliegt, dann sollten Sie es künftig auch nicht mehr tun.«
    Dieser Mistkerl fand auch immer eine neue Antwort. Gegen den zu argumentieren war ähnlich aussichtslos wie einer Hydra die Köpfe abzuschlagen. Kaum hatte man einen erwischt, wuchsen zehn neue nach.
    »Sie hätten mir sagen müssen, dass Ihre Äußerungen vertraulich sind«, fuhr der Journalist fort, »ich halte mich an solch Absprachen.«
    »Wir haben überhaupt nichts abgesprochen!«
    »Dann sehen Sie also ein, dass wir das wohl besser getan hätten.«
    »Ich hatte und habe Ihnen nichts zu sagen. Und dennoch hält man mich am Alex jetzt für Ihren Informanten. Wie erklären Sie sich das?«
    »Wenn das so ist, dann werden Sie es doch.« »Wie bitte?«
    »Werden Sie mein Informant. Ich meine, wenn man Sie ohnehin schon dafür hält ... Arbeiten Sie mit mir zusammen, und ich verspreche Ihnen, Sie werden nie wieder in eine Lage kommen wie diese, in der Sie ... «
    Rath legte auf. Er konnte diesen Kerl nicht länger ertragen.
    Er hatte Glück, als er die

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