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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Sie das verstanden?«
    Rath nickte. »Mir ist durchaus bewusst, wie wichtig diese Dinge sind, Herr Kriminalrat. Und ich weiß auch, dass ich diese Forderungen in den letzten Tagen nicht immer erfüllen konnte. Aber im Eifer des Gefechts passiert es schon mal, dass ... «
    »Im Eifer des Gefechts! Wir sind hier unter uns, also erzählen Sie mir keinen Blödsinn! Sie haben sich dünne gemacht, weil Sie geahnt haben, dass Böhm die Leitung der Ermittlungen übernehmen wird! Sie wollten es ihm unmöglich machen, Sie zurückzupfeifen. Das ist Ihnen ja auch gelungen, für ein paar Tage wenigstens, war aber überaus kurzsichtig. Dass es so endet wie heute, hätten Sie eigentlich kommen sehen müssen. Hätten Sie normal gearbeitet, hätte Böhm Sie sicher in der Ermittlungsgruppe mitarbeiten lassen, wenn auch nicht als Leiter. Nun sind Sie ganz draußen.«
    »Mit Verlaub, Herr Kriminalrat, aber das ist unklug von Oberkommissar Böhm. Ich habe die meisten Erkenntnisse in diesem Fall zusammengetragen, da wäre es sinnvoll, wenn er ... «
    »Oberkommissar Böhm ist Ihr Vorgesetzter«, unterbrach Gennat ihn abrupt, »und wenn der Sie zum Kloputzen schickt, ist das seine Sache!« Der Buddha war laut geworden, es schien ihn selbst zu überraschen, so etwas passierte höchst selten. Er senkte seine Stimme gleich wieder und kehrte zu seinem gewohnten, väterlich ruhigen Tonfall zurück. »Und Sie tun gefälligst, was Ihre Vorgesetzten sagen. Verstanden?«
    Rath schwieg, er überlegte, ob und wie er widersprechen sollte. »Ob Sie das verstanden haben?«
    Der Buddha schien es ernst zu meinen. Rath nickte.
    Gennat schaute ihn immer noch an. Rath begann zu verstehen, warum so viele Menschen unter diesem Blick weich wurden und die schlimmsten Verbrechen gestanden.
    »Sie haben sich das selbst zuzuschreiben«, sagte Gennat, »allein Ihre Eigenmächtigkeiten haben Sie in diese Situation gebracht.« »Jawohl, Herr Kriminalrat.«
    »Hören Sie auf zu katzbuckeln. Ändern Sie lieber Ihr Verhalten! Oberkommissar Böhm werden Sie noch ein paar Jährchen vor der Nase sitzen haben. Gewöhnen Sie sich schon mal an diesen Gedanken! Ich glaube, ich sage Ihnen das nicht zum ersten Mal.«
    »Nein.«
    »Dann nehmen Sie sich das endlich mal zu Herzen! Wir müssen alle zusammenarbeiten. Persönliche Animositäten haben da keinen Platz. Und dass Böhm nicht gerade Ihr bester Freund geworden ist, kann man ihm wirklich nicht übel nehmen. Aber ich will die alten Geschichten hier nicht aufwärmen ... «
    »Mit Verlaub, Herr Kriminalrat, Oberkommissar Böhm ist derjenige, der Persönliches mit Beruflichem vermengt. Seit er Ihre Vertretung übernommen hat, lässt er mich am ausgestreckten Arm verhungern. Nicht einen einzigen anständigen Fall habe ich seitdem ... «
    »Beschweren Sie sich nicht! Polizeiarbeit kann ganz schön langweilig sein und gleichzeitig verflucht anstrengend. Und so unspektakulär, dass sich keine einzige Zeitung dafür interessiert. Aber das ist nicht Ihre Sache, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Erledigen Sie die Aufgaben, die Ihnen zugeteilt werden. Und erledigen Sie die eintönigste dieser Aufgaben genauso gut und gewissenhaft wie jede andere, dann wird man das in dieser Behörde auch bemerken, glauben Sie mir. Auffallen um jeden Preis funktioniert nicht; Ihrer Karriere jedenfalls könnte es förderlich sein, künftig etwas weniger häufig unangenehm aufzufallen.« Gennats Stimme klang wieder versöhnlicher. »Sie sind ein guter Ermittler, Rath. Aber zeigen Sie auch, dass Sie zum Polizeicorps gehören, verdammt noch mal! Und - so ein Gespräch bei Doktor Weiß brauche ich so bald nicht wieder. Ich habe Besseres zu tun als mich um prügelnde Kommissare zu kümmern! Sehen Sie zu, dass Sie zu so etwas keinen Anlass mehr geben!«
    »Jawohl, Herr Kriminalrat.« Rath unternahm einen letzten Versuch. »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe. Dennoch möchte ich Sie bitten, sich dafür einzusetzen, dass Böhm mich wieder in die Ermittlungsgruppe Winter nimmt. Ich bin, mit Verlaub, von allen Kollegen in der Inspektion A am besten vertraut mit diesem Fall.«
    »Ich werde Oberkommissar Böhm nicht vorschreiben, wie er die Arbeit zu verteilen hat. Es gibt genug zu tun! Nur weil die Presse sich auf diesen Fall mit der Schauspielerin stürzt, können die anderen Arbeiten nicht einfach liegen bleiben. Erledigen Sie die Arbeit, die Böhm Ihnen gegeben hat und entschuldigen Sie sich bei ihm. Sie haben gehört, was Doktor

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