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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Johansson
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Diskussionen, die er so vor fünf oder sechs Jahren mit Vertretern der sogenannten seriösen Blätter führte – er hat diese Leute regelrecht vorgeführt. Er hat ihnen demonstriert, dass sie auch nur auf die Auflage und die Anzeigen schielen und dass sich das in ihren Zeitungen niederschlägt, massiv. Sie standen da wie Heuchler und Blender, und er war der Held, der die Sache beim Namen nennt und sich nichts vormachen lässt. Außerdem ging er ja, was jeder wusste, in den Puff. Das passte zu ihm. Er hat das nicht versteckt.«
    »Das wäre unvorstellbar in Schweden. Da darf nicht mal der König ins Bordell gehen. Dabei darf ein König doch eigentlich alles. Auch eine Mätresse haben. Kann man sich das eigentlich vorstellen: einen König, der keine Mätresse haben darf? Das gibt es nur in Schweden. Ein Glück, dass er sich wenigstens nicht an die Höchstgeschwindigkeit halten muss, wenn er Auto fährt.«
    »Ich weiß, dass euer König ein ziemlich loser Vogel war, stand auch bei uns in den Zeitungen. Willst du noch etwas essen?«
    »Hatte der Kellner nicht eben Sorbet gesagt?« Es war heiß im Lokal, die Luft schien knapp zu werden, und Ronny brauchte dringend etwas Frisches.
    Auch der Wein in der großen Karaffe war zur Neige gegangen. Lorenz bestellte.
    »Ich habe mir heute auch zwei seiner Bücher gekauft«, sagte Ronny. ›Die Welt, die wir nicht wollen‹ heißt das eine, ›Das neue Kapital‹ das andere. Ich habe auch schon hineingeschaut. Sie sind sich sehr ähnlich, nur dass das eine von Computern und das andere von der Finanzwirtschaft handelt.«
    »So überdreht finde ich diese Bücher gar nicht.«
    »Das ist es ja, sie sind gerade immer so auf der Grenze zwischen dem, was man gerade noch vertreten kann, und dem nackten Wahnsinn.«
    »So wie wir auch.«
    Ronny lachte. Er fühlte sich befreit, mitten in diesem stickigen Lokal, so als wäre er nach vielen Jahren des Exils zurückgekehrt in eine Heimat, die mit Land und Herkunft nichts zu tun hatte. Ihm selbst fiel dieses Lachen auf, und heiter schaute er seinen wiedergefundenen Kommilitonen an.
    »Es gibt da noch ein drittes Buch, das letzte«, sagte Lorenz. »Es heißt ›Die Zukunft findet ohne uns statt‹ und erschien vor etwa einem Jahr. Aber die Sache ging ziemlich schief. Ich glaube, er war zu groß geworden und hatte nicht mehr aufgepasst. Einfach eine apokalyptische Vision nach der anderen ins Buch gekippt, die Überalterung der deutschen Gesellschaft und die Gefahr einer neue Völkerwanderung, die Bakterien, die gegen Penicillin resistent sind, die Erderwärmung, die Schuldenkrise und die chinesische Bedrohung. Es ist einfach alles drin, auf eine ganz schrille, hysterische Weise. Und dann ist die Sache gekippt. Viele Leute haben einfach nur gelacht, und dann gab es eine Talkshow mit Fachleuten. Die müssen sich vorher abgesprochen haben. Ich habe nie einen solchen Untergang gesehen, vor laufenden Kameras, alle gegen einen, und es war ganz klar, dass es die anderen waren, die sich auskannten, und dass er sich nicht vorbereitet hatte. Er hat fast geweint, als die Sendung zu Ende ging. Danach hat man für einige Zeit nichts mehr von ihm gehört. Das heißt, er war natürlich noch Chefredakteur, aber er war in der Öffentlichkeit nicht mehr sichtbar, auch nicht mit Artikeln. Erst vor ein paar Monaten hat er wieder angefangen, mit kleinen Stücken.«
    »Seine Autoren haben aber offenbar nicht aufgehört, ihn zu fürchten. Sie müssen das Gefühl gehabt haben, existentiell bedroht zu werden.« Der Wein und das Sorbet kamen. Eigentlich aber hatte Ronny immer dringender das Gefühl, dass er frische Luft brauchte.
    »Nein, den Eindruck habe ich auch. Du weißt ja, dass er gefürchtet war. Nicht weil er seine Leute konsequent schlecht behandelt hat. Sondern weil er so launenhaft war. Ein guter Freund im einen Augenblick, großzügig, voller Ideen, und im nächsten ein Teufel, der einen quälen konnte bis aufs Blut. Aber alle Geschichten und Gerüchte, die es von ihm gibt, haben etwas mit der Arbeit zu tun, mit der Zeitung, mit Themen. Nie mit dem Privatleben.«
    »Und dass sich einer seiner Untergebenen gerächt haben könnte, für eine Demütigung, für eine Quälerei?«
    »Kann sein. Glaube ich aber auch nicht. Die Leute ducken sich doch eher, und wenn es überhaupt nicht mehr geht, dann gehen sie woandershin. Oder gibt es das heute noch, ich meine, moderne Menschen, die meinen, ihre Ehre verteidigen zu müssen?«
    »Weiß ich nicht. Eher

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