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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Johansson
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Idee gekommen?«
    »Es war nur so ein Gefühl, weißt du. Ich hatte so viel mit diesem toten deutschen Chefredakteur zu tun. Und der war nicht nur ein Journalist, sondern ein Apokalyptiker, einer mit ganz großen Ideen vom Untergang der Welt. Das war ein richtiger Verschwörungstheoretiker. Ich fand ihn interessant. Und dann dachte ich mir: Wenn einer weiß, wie der wirklich war und was das alles zu bedeuten hat, dann ist es Lorenz. Es war leicht, ihn zu finden, er lebt in Berlin und ist Professor für Philosophie.«
    »Toll, Ronny. Lorenz war der Klügste von uns allen. Erinnerst du dich? Man konnte ihm zwei, drei Beobachtungen geben, und in drei Minuten hatte er seine komplette Theorie beieinander. Eine, wo alles hineinpasste, wo alles seinen festen Ort hatte, so dass man das Gefühl hatte, der Deckel passt auf den Topf.
    Und seltsam, mir geht es auch so. Ich muss in letzter Zeit viel an diese Jahre denken, an die in Lund und noch mehr an die in Paris. Nicht sentimental, ich möchte das nicht noch einmal erleben, so viel verschwendete Zeit und so viel verschwendete Kraft. Aber spannend war es doch.«
    »Das Gefühl kenne ich«, sagte Ronny. »Gestern Morgen rief ein Leser an und war ganz empört, weil er in seinem Garten einen Igel gefunden hatte, den jemand mit Lackfarbe besprüht hatte, in Rosa. Das erzählte ich dem Chef, als Witz. Da pfiff der mich an, ich hätte kein Gespür für Themen, die wirklich interessant sind. Wirklich absurd. Dann musste ich den Igel besuchen fahren, das war irgendwo bei Hästveda, und dann musste ich einen Biologen im Naturkundemuseum anrufen, in Stockholm. Dieser Biologe versicherte mir, ganz ernst, es bestehe keine Gefahr, dass der Igel jetzt von anderen Igeln gemobbt wird. Und dann ist noch ein Fotograf hinausgefahren, zu dem Mann mit dem Igel. Vorhin habe ich gesehen, dass dieser Artikel in der Internet-Ausgabe heute die mit Abstand höchsten Klick-Zahlen hat. So viel zum Stand der Bildung in Schweden. Ein Kindergarten ist nichts dagegen.«
    Schon wieder musste Benigna lachen, und lachend zog sie den Hügel hinunter, ihr kleines Taschenmesser in der Hand. Ronny, vom Eifer des Sammelns gepackt, kniete im Gehölz, als das Mobiltelefon seiner Freundin im Morchelkorb leise klingelte. Er zögerte, sah, dass Benigna zu weit weg war, um das Telefon zu hören.
    »Benigna«, sagte eine Männerstimme, ohne darauf zu warten, dass sich die Angerufene meldete, »der Junge kriegt sich nicht mehr ein. Redet nur noch von Mord und Totschlag, schläft nicht mehr, isst nicht mehr, rast in einem Augenblick wie wild durch die Gegend und ist im nächsten Augenblick wie tot. Ich weiß nicht, was ich mit ihm tun soll.«
    »Einen Augenblick«, sagte Ronny, »ich hole Benigna.« Im Bruchteil einer Sekunde war das Gespräch abgebrochen. So überrascht war er, dass er lange nichts mehr sagte, sondern sich ausschließlich den Pilzen widmete. Was Benigna tat, wenn er nicht da war, das irritierte ihn, doch wissen wollte er es nicht. Auf keinen Fall.

Einundzwanzig
    Bertil Cederblad stand in einem schmutzigen blauen Overall auf einem mit Farbklecksen übersäten Schemel vor der Veranda und versuchte, mit einer Drahtbürste und einem kleinen Schaber die alte Farbe von den Sprossen zu kratzen. Sie hätten schon lange neu gestrichen werden müssen. Eigentlich gefielen ihm diese alten Glasveranden mit ihren kleinen Scheiben und ihren Ornamenten. Sie sind Elemente der Verschwendung, des Vergnügens an der Form wie an den Möglichkeiten des Handwerks mitten in einer kargen Umgebung. »Snickarglädje« nennt man sie, »Schreinerfreude«, und sie gehören zum Norden Schonens und zu Småland wie die Mauern aus lose geschichteten Steinen an den Rändern der Felder. Jetzt aber hasste Bertil die vielen Sprossen und Stäbe. Diese Arbeit, das wusste er, würde ihn noch mehrere Tage kosten, am kommenden Wochenende würde er weitermachen müssen. Die Nachmittagssonne brannte ihm auf den Rücken, und die Mücken hatten ihn auch gefunden.
    Er hatte gehört, wie sich ein Auto auf der Schotterstraße von Osby näherte, aber er drehte sich erst um, als es auf den Hof fuhr. Pelle Larsson nahm die Hände vom Lenker des Volvo-Kombi, öffnete die Tür und griff mit der Linken ins Dach, um sich aus dem Fahrersitz zu wuchten.
    »Tja«, sagte er, als er Bertil in seinem schmutzigen Overall begrüßte, »Eigentum verpflichtet.« Und bevor der Angesprochene etwas sagen konnte, fuhr er fort: »Ich war auf einer Konferenz in Jönköping. Auf

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