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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Johansson
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nicht von den Banken und nicht von der Politik. Sondern von dir und mir, von allen Bürgern, in der ganzen westlichen Welt.«
    »Warum nennst du die staatliche Garantie einen Akt der Gewalt?«
    »Nun hör mal. Wenn wir, du und ich, unser Leben lang in Haftung genommen werden für etwas, was wir weder getan noch gewollt haben – ist das keine Gewalt? Wenn wir für Dinge arbeiten und zahlen müssen, die wir weder bestellt noch verbraucht haben, und zwar viel, und lange – ist das keine Gewalt? Ein Tracht Prügel ist jedenfalls etwas viel Harmloseres.«
    »Der Sprecher der schwedischen Regierung sagte in einem ersten Kommentar, die Veröffentlichung grenze an Hochverrat. Man überlege sich, welche juristischen Maßnahmen sie gegen dich und die ›Freibeuter‹ ergreifen werden.«
    »Das sollen sie ruhig tun, diese Schwätzer. Aber dann sollen sie auch sagen, wer hier die Sicherheit der Nation gefährdet. Doch nicht ich, wenn ich den Leuten sage, was hier los ist. Sondern die Politiker, die das Land den Banken ausgeliefert haben. Das sind die wahren Verräter, denn sie verraten das Volk. Und Hochverrat, das ist etwas ganz anderes – das war mein Vorfahr, der bei der Verschwörung gegen König Gustav  III . mitgemacht hatte, diesem Despoten, und der arme Kerl musste dann den Rest seines Lebens in den Niederlanden verbringen. Pfui Teufel!«
    »Wir danken dir, Wilhelm, und schalten nun um nach Stockholm. Der Sprecher der Reichsbank ist jetzt in unserem Studio.«
    »Ich habe aber noch etwas zu sagen. Man muss diesen Leuten die Gefolgschaft kündigen, man muss …«
    »Vielen Dank, Wilhelm …« Man hörte noch, wie Wilhelm af Sthen Luft holte, dann war die Verbindung unterbrochen.
    Alle Menschen in der Scheune hatten das Rundfunkgespräch gebannt verfolgt, auch Benigna, und als Wilhelm af Sthen abgeschaltet wurde, musste sie lachen. Der Fahrer des Lieferwagens und der junge Mann schauten überrascht zu ihr herüber.
    »Wow, der hat eine Kraft«, sagte der junge Mann, »da möchte man sofort mitmachen.« Der kleine, runzlige Fahrer des Lieferwagens ballte die linke Hand zur Faust und reckte den Arm nach oben, als käme er von der kommunistischen Internationale, obwohl vermutlich das Radikalste in seinem ganzen erwachsenen Leben gewesen war, die Sozialdemokraten zu wählen. Falls er überhaupt etwas Politisches gemacht hatte. Benigna nahm ihr Mobiltelefon und drückte eine Kurzwahl.
    »Wilhelm, hier ist Benigna. Du warst großartig. Was wolltest du noch sagen?« Sie hielt das Telefon in die Luft. Aber man vernahm, aus diesem Abstand, von dort nur ein leises Schnarren und Plärren. Sie drückte das Telefon wieder an ihr Ohr.
    »Nein, ich glaube nicht, dass jetzt viel passieren wird. Das liegt alles eine Weile zurück, und die Leute haben sich an solche Nachrichten gewöhnt. Aber es kann gut sein, dass du dich jetzt für eine Weile vor lauter Sympathisanten nicht mehr retten kannst. Was macht übrigens die Börse?«
    Sie hörte eine Weile zu, nickte immer wieder und sagte schließlich: »Das denke ich mir, es hat keinen Einfluss mehr auf die laufenden Geschäfte. Politisch mag das aber anders aussehen. Bist du um sieben Uhr hier? … Ja, zum Studentenfest … – Doch, sie wollen das, unbedingt! … Viele von ihnen waren doch oft bei dir, nicht nur Katarina und Magnus. Alle freuen sich, wenn du kommst, bestimmt.«
    Benigna beendete das Gespräch und ging zu den Tischen zurück. Die Band war eingetroffen und trug ihre Instrumente herein. Die Girlanden hingen endlich. Von irgendwoher waren ein paar Mädchen gekommen, Mitschülerinnen Katarinas offensichtlich. Sie begannen, den Tisch einzudecken. Endlich war Vorfreude in der Scheune aufgekommen auf das Fest, das den hoffnungsfrohen Aufbruch in die Welt feiern sollte. Aus den Lautsprechern drang »Rolling in the Deep« von Adele, als Katarinas Mobiltelefon klingelte.
    Benigna schaute zu ihrer Tochter hinüber. Katarina war kreidebleich geworden, presste das Telefon ans Ohr, schwankte und hielt sich am Tisch fest.
    »Was ist denn?«, fragte Benigna erschrocken.
    Es dauerte eine Weile, bis Katarina antwortete, stotternd, sehr leise: »Magnus. Er ist tot. Er hat sich umgebracht. Ohne es mir zu sagen.«
    Obwohl Katarina kaum zu verstehen war, drehten sich alle zu ihr um. Der junge Mann am Mischpult zog den Lautstärkeregler nach unten.

Sechsundzwanzig
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