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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Johansson
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ausharren, während eine Studentin ihn in der Redaktion vertrat, die beiden Wochen, in denen sich ganz Schweden wie in jedem Jahr im sommerlichen Ausnahmezustand befand. Aber es regnete fast jeden Tag, auf den Feldern stand das Wasser, und die Kartoffeln faulten schon vor der Ernte. Die deutschen Touristen sammelten Pfifferlinge, die es jetzt, seltsam aufgedunsen und wässrig, in großen Mengen gab, und in ihren kleinen roten Holzhäusern in den Wäldern machten sie jeden Abend das Feuer im Kamin an, um sich überhaupt über etwas freuen zu können. Wahrscheinlich versprachen sie einander gegenseitig, nie wieder nach Schweden zu fahren und den nächsten Urlaub in der Türkei zu verbringen. Ronny schlief lange, hörte Musik, vorzugsweise im grauen Frottee-Morgenmantel, während er auf seinem Sofa mehr lag als saß – er hatte sich einen neuen Vorverstärker gekauft und ein neues Notebook, beides auf Kredit. Und er hatte angefangen, seine digitale Schallplattensammlung neu aufzubauen, mit den Sicherheitskopien, die er in der Cloud deponiert hatte.
    Immer wieder lief nun Bob Dylans »Beyond Here Lies Nothin’«. Mehrmals sah er sich das Video zu diesem Stück an: die Geschichte eines einsamen, armen Mannes und einer nicht minder verlorenen jungen Frau, die sich bis auf den Tod bekämpfen, bis sich das Gemetzel in einem Kuss auflöst. Und Ronny fuhr durch die Gegend, ohne Ziel, durch Glimåkra und Emmaljunga, durch Östra Göinge und Vittsjö. Am See von Vesljunga ging er, als für ein paar Stunden die Sonne schien, einmal baden und schaute den fast nackten jungen Frauen nach, im Volkspark von Lönsboda stand er am Rand der nassen Tanzfläche und betrachtete einige Paare mittleren Alters, die sich langsam zu Schlagern der sechziger Jahre bewegten, in Älmhult sah er die Lastwagen zum Zentrallager von Ikea fahren: »Beyond Here Lies Nothin’«. Auf einer dieser Fahrten kam er beinahe zufällig an Visseltofta vorbei und sah Bertil Cederblad einen Teil der Scheune mit dunkelroter Farbe streichen. Ronny hielt an, wendete und fuhr das Auto auf den Hof.
    »Hej, Bertil, wie geht es dem Dachs?«, fragte Ronny, etwas aufgesetzt forsch und fröhlich, wie es ihm manchmal ging, wenn er zu lange mit niemandem mehr gesprochen hatte.
    Aber auch Bertil schien lange allein gewesen zu sein. Er freute sich offensichtlich über den unerwarteten Besuch. Geduldig ging er mit seinem Gast in die Scheune, zeigte ihm die frisch gegossenen Fundamente, das erneuerte Ständerwerk und die drei weiteren Eingänge in den Dachsbau, die er im Laufe der Zeit entdeckt hatte.
    »Aber da gibt es noch mehr, bestimmt.«
    Zusammen gingen sie hinunter zum Fluss, und Bertil verwandelte sich wieder in den Biologielehrer und erzählte, mit der Begeisterung eines guten, von seinem Fach völlig durchdrungenen Pädagogen, von den Graureihern, die in den Baumwipfeln leben und sehr viele, möglichst große Fische brauchen, um sich zu ernähren.
    »Dass sie hier leben, zeigt, dass die Natur in dieser Gegend noch einigermaßen intakt ist«, sagte Bertil. »Glücklicherweise gibt es hier keine Fischer, die sich über die Graureiher ärgern.«
    Hufabdrücke von Elchen fanden sie am Ufer, Rohrsänger schmatzten im Schilf, und manchmal berührte ein Fisch die Oberfläche des ruhig dahinziehenden Wassers, worauf sich Ringe bildeten, die langsam flussabwärts schwammen. Bertil berichtete von den Schülergruppen, die er früher jedes Jahr auf seinen Hof mitgenommen hatte.
    »Sie mussten Projekte ausarbeiten«, erzählte er, »zum Beispiel zur Rohrdommel. Das ist ein großer, mittlerweile seltener Vogel, der sehr verborgen lebt. Die Kinder sind um drei Uhr nachts aufgestanden, um seinen Ruf aufzunehmen. Wenn du ihn einmal gehört hast, vergisst du ihn nie: ›Uwuump‹, sagt die Rohrdommel, ›uwuump‹, so als bläst da einer über den Spund einer leeren Weinflasche. Einmal haben die Kinder sogar eine Rohrdommel fotografiert, und das ist sehr schwierig, weil sie sich mit eingezogenem Hals in das Schilf stellen, ganz steif. Dann sieht der Vogel aus, als wäre er selbst ein Rohr.«
    »Bist du gern mit deinen Schülern hier gewesen?«
    »Früher, ja. Es waren immer einige dabei, die man richtig begeistern konnte. Aber es wurden immer weniger.«
    »Du denkst bestimmt oft daran, wer die Leiche hier abgelegt haben könnte.«
    »Hm.«
    »Ich meine, es kennt doch kaum einer diesen Hof. Und wer immer das getan hat – er war doch wahrscheinlich schon einmal hier gewesen, oder

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