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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Johansson
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Es ist jetzt alles sehr dringend. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, ich muss hier weg. Ich bin jetzt auf dem Weg zurück. Ich habe Katarina in Älmhult abgesetzt. Ich muss mit dir reden. Kann ich vorbeikommen?«
    »Was ist mit Wille?«
    »Er lebt.«
    »Wird er überleben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du mit ihm sprechen können?«
    »Ein paar Sätze nur, mehr ging nicht. Ronny, kann ich kommen?«
    »Zu mir?«
    »Nein, wir treffen uns irgendwo.«
    »Willst du etwas essen?«
    »Das sollte ich wahrscheinlich tun.«
    »Lass uns in das Bistro am Bahnhof gehen, hinter der alten Fabrik von Brio.«
    »Gut, das kenne ich. In einer Viertelstunde bin ich da.«
    Ronny zog seine Schuhe an, nahm seine Jacke und ging die paar hundert Meter zu den Gleisen hinunter. Seitdem die Züge der Region Öresund hier hielten und die Bahn eine direkte und schnelle Verbindung nach Lund, Malmö und Kopenhagen anbot, einmal in der Stunde, waren die Straßen neben den Gleisen aufgeblüht. Auch das Bistro, eher ein Café als ein Restaurant, gehörte zu den Neugründungen. Es spielte Großstadt, mit Zeitungen und Zeitschriften, mit Caffè Latte und Cocktails, Sandwiches und kleinen Gerichten, und die hintere Wand war mit unverputzten gebrannten Ziegeln verkleidet, was irgendwie nach alter Fabrik aussah und hier sehr großstädtisch wirkte. Als Ronny hereinkam, waren nur zwei Tische besetzt. Er zog sich in einen Winkel am Fenster zurück, abseits der anderen Gäste. Ronny erkannte die Musik sofort: Es war der Pianist Bill Evans, eine Aufnahme aus dem Village Vanguard in New York, aus den frühen sechziger Jahren.
    Er hatte sich kaum an seinem Tisch eingerichtet, als Benigna hereinkam. Sichtlich in schlechter Verfassung, blass, nachlässig gekleidet, ungeschminkt, umarmte sie Ronny, schloss die Augen und drückte kurz ihre Stirn an seine. Dann ließ sie sich auf einen Stuhl fallen.
    »Ronny, ich bin in Schwierigkeiten.«
    »Wille?«
    »Auch. Ich weiß nicht, ob er überlebt. Ich glaube, er denkt, dass er stirbt. Ich glaube es, ehrlich gesagt, auch. Er war nur ganz kurz wach, als wir bei ihm waren. Er hat nur drei Sätze gesagt: Fahr nicht wieder nach Hause. Pass auf Katarina auf. Vernichte den Laptop. Dann hat er wieder das Bewusstsein verloren. Die Ärzte sagen, dass er innere Verletzungen hat. Sie sind so schwer, dass sie sich nicht zutrauen, groß zu operieren. Vielleicht ist es auch zu spät.«
    »Warum sollst du nicht nach Hause fahren?«
    »Ich weiß es nicht. Er wurde bedroht, meint er, und ich fürchte, dass es stimmt. Irgendjemand hat ihm ja die Computer zerschlagen und das Gesicht auch. Er glaubt, dass auch Katarina und ich bedroht sind.«
    »Ja, und einer war bei mir und hat Magnus’ Laptop gesucht. Das ist zwar schon eine Weile her. Aber das war Olle, das hat mir Wille heute früh gesagt. Aber da ist noch etwas anderes. Heute Morgen hat er mich vor einem Amerikaner gewarnt.«
    »Weißt du, wen er meint?«
    »Nicht sicher, aber es gibt da wohl nicht so viele Möglichkeiten. Der Amerikaner wahrscheinlich, der auch auf seiner Konferenz war, du weißt, der mit der Cloud. Auf der Konferenz war einer nicht von der Seite des anderen gewichen. Wenn es nicht um einen Deal ging, hatte es doch etwas Verschwörerisches.«
    »Ronny, wo ist das Notebook?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Woher auch? Ich kannte Magnus ja gar nicht, ich habe ihn nur einmal gesehen, bei dir.«
    »Wille hat auch bei mir danach gesucht, nach dem Tod von Magnus.«
    »War er der Motorradfahrer, der mir entgegenkam, an dem Abend nach Magnus’ Tod?«
    »Nein, das war Olle. Aber er kam aus diesem Grund.«
    »Hm.«
    »Ronny, ich habe Angst.«
    »Ich auch.«
    »Ich fürchte mich, auch wegen Katarina. Seit der Junge tot ist, hat sie sich völlig verändert. Nein, das hatte eigentlich schon vorher angefangen. Aber wenn ich sie darauf anspreche, auf Magnus und auf all das, was bei Wille passiert sein muss, dann macht sie sofort zu, sie verschließt sich total und geht aus dem Zimmer. Sie ist ja kaum noch zu Hause, sondern fast immer in Älmhult bei ihren Freunden. Obwohl – ich kenne diese Freunde kaum, ich weiß nicht, was sie da macht, und ich mache mir dauernd Sorgen.«
    »Aber sag mal, wenn Wille meint, ihr seid bedroht – was ist dann mit ihm?«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht.«
    »Benigna, ich möchte nicht, dass du mich wieder auslachst. Aber ich kenne jemanden bei der Polizei, ich könnte ihn anrufen.«
    Benigna schaute auf,

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