Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sturm aus dem Nichts

Der Sturm aus dem Nichts

Titel: Der Sturm aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James G. Ballard
Vom Netzwerk:
Metallgehäuse zurückgeworfen. Die Flamme blitzte von allen Fernsehschirmen herüber, und einer davon, direkt neben Patricia, zerbarst in tausend Scherben. Der Mann mit der Mauser blieb stehen, die Beine gespreizt, und hob von neuem die Waffe.
    Lanyon ließ sich auf die Knie nieder, streckte den Arm stützte den Ellbogen mit der Linken und drückte ab. Wie eine Explosion zerriß der Schuß die Luft, und die beiden Männer hinten duckten sich blitzschnell nieder. Der Mann mit der Mauser wurde von der Gewalt der Kugel zu Boden gerissen und blieb unbeweglich liegen. Träge rann Blut über die Steine.
    Lanyon bückte sich, um zu sehen, ob Patricia etwas passiert war, sah aber noch aus dem Augenwinkel, wie sich jemand über ihn beugte. Er konnte sich gerade noch zur Seite ducken, so daß der Schlag nur sein Ohr traf, fiel jedoch zu Boden. Als er aufstehen wollte, trat ihn der Mann roh in die Rippen und Lanyon sank zurück. Der Schmerz war fast unerträglich doch abermals versuchte er, die Automatik zu heben.
    Dann waren die anderen beiden über ihm. Sie zwangen ihn zu Boden und schlugen ihm die Fäuste ins Gesicht. Ein schwerer Stiefel stieß die Waffe fort, dann wurde er auf die Füße gerissen und gegen eine der großen Kisten gedrückt. Ein kräftiger rotgesichtiger Mann schlug ihm heftig den Lauf der 45er gegen die Stirn. Lanyon sackte zusammen und fiel zu Boden. Der Große packte die Waffe am Kolben und legte auf Lanyon an.
    Die beiden anderen standen wartend da. Lanyon rollte sich schlaff zur Seite und versuchte, sich das Blut von der Stirn zu wischen.
    Plötzlich stutzte der Große, ließ den Lauf sinken und riß Lanyons Windjacke auf. Mit beiden Händen packte er die Aufschläge der Uniformjacke und betastete die goldenen USN-Abzeichen. Er steckte die Automatik in den Gürtel, schob Lanyons Kopf zurück und strich ihm mit kräftigen Fingern über das zerschundene Gesicht.
    Er klopfte ihm sanft die Wangen, packte Lanyon bei den Schultern und schüttelte ihn leicht.
    »Eh, Capitano!« rief er. »Sie okay, Boy?«
    Als Lanyon ihn ansah, trat er beiseite und winkte seinen Männern, Patricia aufzuhelfen. Dann grinste er Lanyon an, nahm einen seiner Männer bei der Schulter und sprach in raschem Italienisch auf ihn ein, wobei er mit dem Daumen auf Lanyon zeigte.
    Der Mann nickte und sagte zu Lanyon: »Sie helfen Luigi in Viamillia. Er fragt, wie Sie fühlen.«
    Lanyon sah Luigi an und rieb sich den schmerzenden Nacken. Undeutlich erinnerte er sich an den riesigen, aufgeregten Italiener in der zerstörten Kirche, der wie ein Rasender die Steintrümmer aus dem Gestühl geschleudert hatte.
    Patricia kam zu ihm herübergestolpert. Er legte den Arm um sie und drückte ihren Kopf an seine Schulter.
    »Steve, bist du verletzt?« flüsterte sie. »Wer sind die? Was wollen sie von uns?«
    Lanyon nahm sich zusammen und lächelte Luigi zu. Er wandte sich an den Dolmetscher, einen kleinen, schmalgesichtigen Mann in gestreiftem Hemd.
    »Natürlich erinnere ich mich an ihn. Sagen Sie ihm, ich bin noch einigermaßen heil, könnte aber einen Schluck Wasser gebrauchen.« Während der Schmalgesichtige übersetzte, klopfte Lanyon Patricia beruhigend auf die Schulter. »Wir sind ihnen in einer kleinen Stadt bei Genua über den Weg gelaufen. Seine Familie war in einer Kirche verschüttet. Wir haben ihm geholfen, sie 'rauszuholen.«
    Luigi nickte dem Dolmetscher zu und winkte sie alle durch den Raum zur Tür. Langsam machten sie sich auf den Weg. Luigi hob die Mauser auf und steckte sie zu Lanyons 45er in den Gürtel. Sie betraten den Gang und kamen durch eine schmale Tür in einen niedrigen Raum, wo über einem rohen Holztisch eine einzelne Lampe brannte. In die Wände eingelassen waren vier Kojen. Das Bettzeug sah zerwühlt und schmutzig aus.
    Einer der Männer knipste das Flurlicht aus und schloß die Tür, doch trotzdem hatte Lanyon auf dem Karren draußen eine kleine Druckerpresse gesehen.
    Luigi zog einen Stuhl an den Tisch, und Lanyon nahm vorsichtig Platz. Patricia setzte sich auf den Bettrand hinter ihm. Luigi rief den beiden Männern einen Befehl zu, und einer ging hinaus und kam kurz darauf mit einem Krug Wasser wieder. Der kleine Dolmetscher holte von einem Brett über dem Kamin ein schmutziges Glas. Luigi nahm es, zog den Korken aus einer Flasche Chianti, schenkte ein und reichte das Glas Patricia. Die Flasche schob er Lanyon hin.
    Lanyon rieb sich mit Wasser Gesicht und Hals ab riß sich die Tasche vom Hemd und klebte sie auf

Weitere Kostenlose Bücher