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Der Sturm aus dem Nichts

Der Sturm aus dem Nichts

Titel: Der Sturm aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James G. Ballard
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Lieferantenkorridor mit den Fernsehmonitoren verstellt. Sobald Crighton und das Mädchen sahen, daß Kroll ihn öffnete, würden sie durch das dünne Holz feuern, bis ihre Waffen leer waren.
    Marshall bog um die letzte Ecke des Schachtes und fand ihn zu seinem Erstaunen leer. Die Tür des Büros stand halb offen; ein schmaler Lichtstreifen fiel über den Flur.
    Marshall spähte hindurch.
    Der Raum war leer. Die Fernsehschirme waren noch matt erhellt, doch Crighton und das Mädchen waren fort.
    Plötzlich fielen im Hauptkorridor zwei Schüsse. Ein Schrei ertönte, und dann, eine grauenvolle Sekunde später, ein dritter Schuß. Die Luft vibrierte. Die Glasscheiben der offenen Tür reflektierten grelle Blitze.
    Marshall, die Tür aufstoßend, trat einen Tisch mit zwei Monitoren beiseite und durchquerte im Laufschritt den Raum.
    Crighton und das Mädchen lagen nebeneinander im Flur. Crighton mit dem Gesicht nach unten, die Hände wie abwehrend erhoben, das Mädchen zusammengekrümmt daneben, das wirre Haar im Gesicht.
    Weiter hinten stand die schwarze Gestalt Krolls, die Automatik schußbereit in der Hand, in Erwartung Marshalls.
    »Danke für die Deckung«, sagte er heiser. Er wies auf das Büro neben der Treppe. »Ich war da drin. Dachte mir, daß sie einen Ausbruchsversuch machen würden, als ich Sie hinten herumschleichen hörte.«
    Die dumpfe Luft im Bunker war angefüllt mit erstickendem Qualm, der Marshall in die Augen biß. Er beugte sich über die Toten und untersuchte sie sorgfältig. Die Hand des Mädchens umkrampfte ein feuchtes, zerknülltes Taschentuch. Sekundenlang starrte er darauf hinunter, dann endlich bemerkte er Krolls Stiefel, zwei, drei Fuß von ihm entfernt.
    Er wollte aufstehen, sah jedoch, daß die Automatik in Krolls Hand direkt auf sein Gesicht zielte. Der schwere Lauf folgte unerbittlich jeder seiner Bewegungen. Kroll hatte den Kopf tief zwischen die Schultern gezogen, seine Augen lagen unter dem Helmrand verborgen.
    Marshall verlor den Mut. »Was soll das, Kroll?« brachte er noch in ziemlich ruhigem Ton heraus. Er ging auf Kroll zu, der zurücktrat und ihn vorbeiließ, die 45er stetig auf Marshalls Kopf gerichtet.
    »Tut mir leid, Marshall«, sagte er trocken. »R. H.«
    »Was? Hardoon?« Marshall blieb stehen. Er schätzte die Entfernung bis zur Treppe. Kroll stand ein paar Schritte hinter ihm. So, Hardoon wollte ihn also loswerden, nun, da er seine Schuldigkeit getan hatte! Das hätte er eigentlich erraten müssen, als Kroll geschickt wurde, sie abzuholen. »Machen Sie keine Geschichten, Mann«, sagte er. »Sie sind wohl verrückt geworden!«
    Als er noch etwa sechs Fuß von der Treppe entfernt war, sprang er plötzlich vor und lief im Zickzackkurs, bis er mit der Hand das Treppengeländer berührte.
    Sorgfältig zielend drückte Kroll zweimal ab; eine Kugel traf Marshall in den Rücken. Der Aufprall schleuderte ihn auf die erste Stufe hinauf und warf ihn zu Boden. Der zweite Schuß traf ihn in den Magen, als er herumwirbelte, hilflos tun sich schlagend. Er stolperte an Kroll vorbei, fiel gegen die Wand und brach in einer Ecke zusammen.
     
    »Simon!«
    Das Mädchen kauerte hinter der Tür, die Hände vors Gesicht geschlagen. Als sie Kroll sah, schrie sie auf und wich zurück. Fast wäre sie über Andrew Symington gestolpert, der halb bewußtlos neben dem Sofa auf dem Boden lag.
    Kroll steckte die 45er in seine Jacke zurück, ging auf Deborah zu und trieb sie in eine Ecke hinter dem Schreibtisch.
    »Wo ist er?« schrie sie ihn an. »Wo ist Simon? Was haben Sie mit ihm ...«
    Kroll warf sie mit einem Schlag des Handrückens an die Wand und zwang sie zu Boden.
    »Halt deinen Mund!« fauchte er. »Weibergewäsch!«
    Aufmerksam lauschte er auf die Geräusche in dem Bunker und nahm schließlich den Telefonhörer auf.
    Während er wartete, sah er auf Deborah hinunter, und seine Rechte schob sich langsam auf die Automatik zu. Die Finger schlossen sich um den schweren Kolben und zogen die Waffe heraus.
    Sein Blick suchte Deborahs Nacken, blieb aber an den rotbraunen Locken hängen, die ihr in die Stirn fielen. Sie waren weich und glänzend und zarter als alles, was Kroll bisher gesehen hatte.
    Der Griff seiner Hand lockerte sich. Er ließ die Waffe stecken.
    »Alles erledigt«, sagte er langsam in die Sprechmuschel. »Nur eine noch.« Er warf Deborah einen Blick zu. »Ich komme in etwa zehn Minuten.«
     
    Vor Schmerzen gekrümmt, schleppte sich Marshall in den dunklen Nachrichtenraum zog sich

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