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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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er.
    »Es ist zu gefährlich, Chris«, widersprach Julia.
    »Nicht gefährlicher, als hier draußen zu sein, wenn es richtig losgeht.«
    »Richtig losgeht? Ist das nicht jetzt schon die Hölle?«
    Chris umschlang Julia mit einem Arm. »Süße, du hast keine Vorstellung, was ein Schneesturm in den Rockies bedeutet. Glaub mir, das ist allenfalls ein stürmischer Wind. Aber wenn es so wird, wie sie es im Wetterbericht vorhergesagt haben, dann haben wir hier draußen keine Chance. Wir könnten sterben.«
    Er spürte, wie sie zusammenzuckte, aber er bereute seine Worte nicht. Das war nun einmal die Wahrheit, er konnte es verdammt noch mal nicht ändern.
    »Jungs!« Rose lachte spöttisch. »Immer mit dem Kopf durch die Wand, oder? Denkt lieber nach! Wäre es nicht naheliegender, es erst einmal in einem der Bungalows zu versuchen? Wie ich unsere Profs kenne, haben die ihre Schlüssel unter der Fußmatte abgelegt. Und ich für meinen Teil hätte kein schlechtes Gewissen, dort mal kurz Asyl zu suchen.«
    Chris biss sich auf die Lippen. Wo Rose recht hatte, hatte sie recht. »Okay, das übernehmen Ben und ich.«
    »Ihr könnt uns doch nicht hier alleine lassen! Ihr müsst bei uns bleiben!« Debbie war plötzlich wieder aus ihrer Lethargie erwacht.
    »Damit wir alle zusammen erfrieren? Nein danke«, erwiderte Benjamin.
    Chris sah sich um. »Am besten, ihr stellt euch unters Vordach. Falls wir es doch über die Schwimmhalle probieren müssen. Dort seid ihr vom Wind geschützt.«
    Rose überlegte nicht lange, sondern zog einen dicken Pulli aus ihrem Rucksack und legte ihn Debbie auf den Schoß. »Also, Debbie, den ziehst du jetzt unter deine Jacke, damit dir wärmer wird. Nicht mehr lange und du bist im Warmen. Dann legst du dich erst einmal hin, schläfst und...«
    Julia sah ihn an und schüttelte langsam den Kopf. »Tu es nicht, Chris, es ist zu gefährlich!«
    Er zögerte nur wenige Sekunden und dann deutete er auf den dunklen Himmel: »Gehen wir, bevor der Sturm richtig loslegt.«

    Chris stapfte wütend durch den dichten Schnee.
    Sturmgitter!
    Überall Sturmgitter!
    Das konnte doch nicht wahr sein! Und ihr Versuch, zu den Bungalows der Seniors-Studenten und Professoren zu gelangen, war sofort gescheitert. Der Bereich war durch ein massives Tor abgesperrt. Im normalen Collegebetrieb stand es immer offen, aber jetzt, wo der Campus leer war, hatte man es verschlossen. Für einen Moment dachte er daran, dass sein Vater irgendwann einmal in einem dieser Häuser gewohnt hatte.
    »Das hat keinen Sinn, Chris!« Benjamin blieb stehen und wischte sich den Schnee aus dem Gesicht. »Da haben einige ihre Häuser verbarrikadiert, als ob sie eine Reinkarnation von Hurrikan Katrina erwartet hätten. Wir müssten über das Tor klettern und dann jeden einzelnen Bungalow prüfen. Vertrau mir! Der Weg über die Schwimmhalle ist besser.«
    Chris holte tief Luft.
    Vielleicht hatte Benjamin recht. Okay, er war ein Spinner, aber nicht lebensmüde. Und das Sportcenter hatte einen weiteren Vorteil. Von dort konnte man unterirdisch hinüber in den Hauptflügel gelangen, wo auch die beiden Security-Männer sein mussten.
    Er nickte.
    Sie duckten sich und rannten an der rückwärtigen Fassade des Hauptgebäudes in Richtung Sportcenter. Immer wieder sah Chris hoch, auf der Suche nach irgendeinem Fenster oder einer Tür, die man vergessen hatte abzuschließen. Aber er konnte nichts entdecken.
    Vielleicht hatte dieses Scheißgebäude ja so etwas wie eine Zentralverriegelung. Und einer von diesen Typen der Security, deren Intelligenzquotient niedriger war als der eines Affen, musste einfach nur einen Knopf drücken und zack – das Gebäude war auf einen Schlag dicht. Es hätte Chris nicht gewundert, wenn es so wäre.
    Als sie aus dem Windschatten des Hauptflügels traten und quer über das freie Gelände rannten, fiel es ihnen noch schwerer, vorwärtszukommen. Und beim Anblick der Schwimmhalle überfielen ihn wieder Zweifel.
    Die Halle erinnerte an einen gigantischen Wintergarten. Die Konstruktion bestand aus einer Stahlfassade, in die Glasscheiben eingesetzt waren. Die einzelnen Elemente waren nicht größer als einen Meter auf einen Meter fünfzig. Und jetzt wurde die Glasfront durch heruntergelassene Außenjalousien verdeckt, die immer wieder laut im Wind schepperten.
    Chris schaute zurück zum Hauptflügel. Dort drüben kauerten sich Julia, Debbie und Rose jetzt zusammen und verließen sich darauf, dass Ben und er einen Weg ins Innere fanden.
    Der Wind

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