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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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hatte keine Ahnung, ob und welche Rolle Steve bei den Ereignissen dieses Tages spielte. Die Tatsache, dass Brandon irgendwo hier oben war, hatte ihn völlig verwirrt.
    »Lassen Sie mich . . .!« Wütend versuchte er, sich aus dem Griff zu lösen.
    »He, ich muss Bescheid wissen, wer sich hier wo aufhält, also verarschen Sie mich nicht. Sie treiben sich doch nicht zum Vergnügen hier draußen herum.«
    Sie standen sich gegenüber.
    Keine Zeit für Erklärungen. Argumente.
    In diesem Moment beschäftige Chris nur die Frage, ob Julia sicher und wohlbehalten oben im Apartment war.
    »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten!«, schrie er.
    »Alles, was auf diesem Gelände passiert, gehört zu meinen Angelegenheiten!«
    Der Mann vor ihm strahlte eine Arroganz aus, die auf einer Uniform beruhte und...
    Ein Windstoß traf Chris hart im Gesicht.
    »Wissen Sie eigentlich, was hier oben los ist?«
    »Ja«, fauchte der Mann zurück und plötzlich war alle Jovialität und Coolness in seiner Stimme verschwunden. »Kleine Scheißer wie du treiben sich bei einem Sturm draußen im Freien herum, der schon mehrere Menschenleben gefordert hat. Wenn einem von euch Genies etwas zustößt, dann wird man mich verantwortlich machen.«
    Chris hörte kaum, was der andere sagte. »Sie haben doch eine Waffe, oder?«, schrie er. »Geben Sie sie mir!«
    »Du bist verrückt geworden, was?« Der Griff um Chris’ Schulter wurde fester. »Hat der Sturm irgendwas mit deinem wertvollen Gehirn angestellt? Ich soll dir meine Waffe geben? Hast du zu viel Actionfilme gesehen? Oder willst du mich erschießen, Kleiner?«
    Das wäre eine Option, die Chris in der unbändigen Wut, die in ihm kochte, nicht einmal ausschließen würde. Stattdessen rief er: »Haben Sie Ihren Kollegen inzwischen gefunden? Nein, oder? Können Sie auch nicht!«
    »Was soll das denn jetzt heißen?«
    »Vielleicht gehen Sie mal ins Untergeschoss. Und zwar ins dritte. Und dort schauen Sie bei den Duschen nach!«
    Der Druck auf seiner Schulter lockerte sich ein wenig. Ein Schatten huschte über Steves Gesicht. »In den Duschen?«, fragte er lauernd.
    »Ja, dort wo Ihr Spind steht. Dort werden Sie Ihren Kollegen finden. Und wenn Sie ihn sehen, dann kapieren Sie trotz des Plastikgehirns in Ihrem texanischen Dickschädel vielleicht auch, was los ist. Dass nämlich der Sturm nur ein Lufthauch ist im Vergleich zu dem, was hier oben passiert. Vor lauter Schnee haben Sie keinen blassen Schimmer davon, was in dem Gebäude hinter uns, das Sie angeblich so gut bewachen, vor sich geht!«
    Steve ließ ihn los und Chris nutzte die Überraschung des Mannes vor ihm, um sich umzudrehen, den Schlüssel in das Schloss zu stecken und die Tür aufzustoßen.
    Und bevor der Wachmann ihn noch zurückhalten konnte, war er bereits im Gebäude und schlug die Tür hinter sich mit voller Wucht zu.

    Chris durchquerte die Eingangshalle und hetzte mit Riesenschritten die Treppen nach oben zum zweiten Stockwerk, wo ihm Rose völlig aufgelöst entgegenkam.
    »Julia!«, schrie sie ihm entgegen. »Ich hab sie überall gesucht. Sie ist verschwunden.«
    Als er ihr in die Augen sah und darin las, was er die ganze Zeit befürchtet hatte, erstarrte er für einen Moment.
    Dieses Gefühl von Bedrohung. Diese nicht greifbare Ahnung. Dieses Nicht-Wissen. Es lag nicht nur in dem Sturm, der den ganzen Tag über im Tal getobt hatte, es war auch in ihm und wieder einmal sah Chris sich etwas ausgesetzt, das er zutiefst hasste.
    Machtlosigkeit.
    Chris versuchte, der dumpfen Angst, die unter der Oberfläche seines Bewusstseins brodelte, nicht nachzugeben. Er konzentrierte sich darauf, gleichmäßig zu atmen, einfach nur zu atmen. Und erst als Rose seinen Namen sagte, fiel die Starre endlich von ihm ab. Wortlos stieß er sie zur Seite und rannte den Korridor entlang. Die Tür des Apartments 213 stand weit offen.
    Julias Zimmer war leer. Bis auf Ike, der noch immer auf dem Boden vor ihrem Bett lag. Jemand hatte inzwischen sein Bein mit einem dicken Verband versehen. Neben ihm lagen die blutgetränkte Decke und Handtücher, in einer Ecke der zerknüllte Duschvorhang. Die Augen geschlossen, hechelte Ike leise. Er würde überleben. Dieser verdammte Köter würde es überleben. Aber wo war Julia?
    »Seit wann bist du hier oben?«
    »Vielleicht zehn Minuten. Als ich kam, war nur Benjamin da und hat Ike verbunden.«
    »Und er hat Julia auch nicht gesehen?«
    »Nein!« Rose rieb sich die Stirn. »Sagt ihr mir jetzt endlich, was hier

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