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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Professor Brandon.
    Nichts fügte sich jetzt mehr zusammen.

28. Kapitel
    D ie letzten Zweifel, die Chris hatte, verflogen, sobald Brandon die Schwimmhalle durch die Glastür betreten hatte und kopfschüttelnd sagte: »Bishop! Was zum Teufel tun Sie hier im College?«
    Sein Blick ging über Chris’ Schulter, er zuckte zusammen und starrte auf die Szenerie, die sich ihm auf dem Wasser bot.
    »Was soll das bedeuten?«, fragte er. »Waren Sie das? Soll das einer dieser absurden Studentenstreiche sein?« Er stieß die Luft durch die Nase aus. »Wissen Sie denn nicht, was dort draußen los ist?«
    Chris nickte. »Ja«, sagte er schneidend, »ich weiß, was hier los ist. Aber was ist mit Ihnen? Wissen Sie es?«
    Die letzte halbe Stunde hatte Chris in der Überzeugung verbracht, Professor Brandon sei nicht der Mann, für den alle ihn hielten. Er sei derjenige, der Ted Baker getötet und Julia und Debbie in seiner Gewalt hatte. Doch jetzt, als der Professor vor ihm stand, war er sich nicht mehr sicher. Brandons Blick war klar, sein Gesicht war nachdenklich und drückte – soweit Chris überhaupt noch etwas glauben konnte – echte Überraschung aus.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Wo ist Julia?«
    »Julia? Sie meinen Julia Frost?«
    »Wen sonst?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich dachte, Sie sind alle weggefahren!« War es eine Lüge?
    Spielte der Professor ihm etwas vor und er fiel darauf herein?
    Was, wenn es die Wahrheit war?
    Für einen Moment hatte Chris den Wunsch, sich auf ihn zu stürzen, ihn einfach zu Boden zu schlagen. Es hatte eine Zeit in seinem Leben gegeben, da hätte er genau das getan.
    Brandon hatte die Schwimmhalle durch die Seitentür geöffnet, offensichtlich hatte er einen Schlüssel dafür. Mit den Fragen strömte kalte Luft herein, aber Chris beachtete sie nicht. Er hatte keine Zeit für lange Erklärungen. Er musste Julia finden, und wenn sie nicht bei Brandon war, wo dann? Wer hatte sie in seiner Gewalt? Warum hatte man ihn hierhergelockt?
    Er ging die Ereignisse des Tages noch einmal im Schnelldurchlauf durch. Sie wirbelten in seinem Kopf durcheinander wie die Schneeflocken, die nun nur noch vereinzelt vom Himmel fielen und die erst in dem Moment, wenn sie den Boden erreicht hatten, miteinander verschmolzen. Ebenso hatte sein Gehirn jedes einzelne Detail gespeichert und sein Verstand versuchte vergeblich, sie miteinander zu verbinden, aber er spürte keinen Boden unter den Füßen mehr und fürchtete, es würde für immer so bleiben und es würde ihm nie gelingen, sie in Einklang zu bringen.
    Sekunden vergingen. Er verlor wertvolle Zeit. Und immer wieder tauchte ein Name auf, eine Person, die mit all den Ereignissen in Verbindung zu stehen schien. Der einzige Name, der an der Oberfläche blieb.
    Steve Mason.
    Der Steve, der Julia die ganze Zeit angemacht hatte. Der Steve mit seinen plump vertraulichen Scherzen. Der Steve, der über weite Strecken des Tages spurlos verschwunden gewesen war, aber sie ausgerechnet aus dem Kino befreit hatte. Und der Steve – Chris wurde eiskalt –, den er heute Morgen in der Schwimmhalle gesehen hatte!
    Benjamin und Rose waren auf der Suche nach ihm.
    Brandon legte nun die Hand auf seine Schulter und fragte: »Bishop, Sie sehen ja aus wie ein Gespenst! Was ist los? Was ist passiert?«
    Er stieß die Hand weg und wollte sich an dem Professor vorbeischieben, doch der hielt ihn fest.
    »Ich muss sie suchen, sonst wird wieder etwas Schreckliches passieren.«
    »Wen müssen Sie suchen? Was soll das hier alles bedeuten?«
    Chris riss sich los und rannte hinaus ins Freie.
    Er hörte, wie Brandon hinter ihm herrief, doch er wandte sich nicht um.
    Vor ihm erstreckte sich die schneebedeckte Straße, deren rechte Seite begrenzt wurde durch die Glasfassade der Schwimmhalle. Er wandte sich nach links und rannte den Weg entlang, der zu den Bungalows führte. Kein Wind verwehte mehr die Spuren, die überall zu sehen waren.
    Rose und Benjamin waren ihm in das Gebäude gefolgt. Chris vermutete, dass sie als Erstes zurück ins Büro der Security gegangen waren. Vielleicht waren sie noch dort, vielleicht hatten sie versucht, über das Überwachungssystem Steve zu finden.
    Nun hatte er die Höhe der Bungalows erreicht und sein Blick ging nach links, wo die Tür zu Brandons Haus noch immer offen stand. Ihm erschien es eine Ewigkeit her, dass sie es verlassen hatten. Er überquerte die Straße, stapfte durch den Schnee.
    Das Tor zum Hinterhof stand offen.
    Durch wie viele Türen war er

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