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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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zu, ich weiß nur, dass ich zur Schwimmhalle muss.«
    Er wird Debbie töten.
    Diesen Satz verschwieg er.
    Rose schüttelte den Kopf. »Du kannst dort nicht alleine hingehen!«
    »Julia hat gesagt: Alleine.«
    »Und wir? Wir können doch nicht einfach hier herumsitzen und warten!«
    »Werdet ihr auch nicht. Benjamin und du, ihr müsst Steve finden. Wenn er wirklich kapiert hat, was ich ihm gesagt habe, dann muss er die Leiche von Ted Baker bereits gefunden haben. Er wird wissen, was zu tun ist.«
    Rose wollte ihn unterbrechen, doch Chris hob die Hand: »Wir bleiben ständig über das Handy in Kontakt. Vielleicht sind sie wirklich dort, vielleicht ist es eine Falle. Ich weiß es nicht, aber ich tue, was Julia gesagt hat.«
    Ohne Rose’ oder Benjamins Antwort abzuwarten, wandte sich Chris um und durchquerte rasch den Korridor von Brandons Haus. Er sah sich nicht einmal um.
    Als er die Treppe vor dem Haus hinunterstieg, stellte er fest, dass der Himmel aufklarte. Den ganzen Tag war es nie richtig hell geworden. Doch jetzt, wo die dunklen Wolken über das Tal hinweggezogen waren und stückweise klarer Himmel erschien, begriff Chris, dass es noch nicht so spät war, wie er vermutet hatte. Es dämmerte gerade. Wäre er abergläubisch gewesen, hätte er dies und die einzelnen Schneeflocken, die leicht durch die Luft schwebten, als ein gutes Vorzeichen gesehen.

    Draußen auf der tief verschneiten Straße zögerte er. Welchen Weg sollte er nehmen? Wenn er durch das Tor links ging, wäre er in wenigen Sekunden am Ziel. Dann könnte er mit einem Blick sehen, was ihn in der Schwimmhalle erwartete. Doch ebenso würde man ihn schon von Weitem erkennen.
    Hatte Julia vielleicht heimlich telefonieren können?
    Oder würde Brandon ihn dort erwarten?
    Diese Vorstellung bewirkte, dass Chris sich nach rechts wandte. Er würde durch den Tunnel gehen, auch wenn es ein Umweg war. Er hörte wie aus weiter Ferne, wie Rose und Benjamin ihm folgten, aber er blendete ihre Gegenwart völlig aus. Seine Gedanken waren nur auf das gerichtet, was vor ihm lag.
    In der Eingangshalle richtete er nicht den Blick auf das Chaos, das der Sturm angerichtet hatte, sondern wandte sich zum Treppenhaus, stürzte die Treppen hinunter, raste den Flur entlang und bog dann in den kahlen, etwa fünfzig Meter langen Tunnel ein, der zum Sportcenter führte, vorbei an den grauen, schmucklosen Betonwänden, wo weder Fenster noch Türen eine Fluchtmöglichkeit boten.
    Ja, es klang alles nach einer Falle. Aber egal. Julia hatte ihn angerufen. Sie brauchte ihn.
    Während er rannte, dachte er an die Kameras, die den Tunnel überwachten und jede seiner Bewegungen aufzeichneten. In seiner Fantasie wurden sie zu Augen, die ihn verfolgten. Er war diesen Weg schon hundert Mal gegangen, doch noch nie war ihm der Tunnel so lang und düster erschienen.
    Er erreichte das Sportcenter, raste dort die Treppen wieder hoch und gelangte, ohne sich weiter umzusehen, zum Eingang der Schwimmhalle.
    Drei Schritte nur trennten Chris von der Metalltür. Wenn er sich recht erinnerte, hatten sie die Tür heute Morgen offen gelassen, oder? Jetzt war sie geschlossen.
    Nur noch ein Schritt.
    Er holte tief Luft und stieß die Tür auf.

    Dunkelheit umfing ihn wie ein schwerer Stoff, fast glaubte er, sie zu fühlen, zu riechen. Und tatsächlich, ein schwerer Geruch lag in der Luft. Es roch nicht wie sonst nach Chlor, sondern – Chris musste sich einen Moment konzentrieren, um den Duft zuordnen zu können – wie in einer Kirche.
    Nichts war so, wie Chris es erwartet hatte. Alles erschien ihm völlig irreal.
    Die Halle war nicht vollkommen dunkel, das war sein erster Eindruck. Und dann, als er sich im Schein eines merkwürdig flackernden Lichtes umsah, bekam er die Gewissheit, dass sie leer war.
    Und bevor sein Verstand noch richtig begriff, was das bedeutete, fiel sein Blick auf die glatte Oberfläche des Wassers.
    Und Chris wusste schon jetzt, dass er das Bild vor sich nie vergessen würde. Ein fast unwirklicher Glanz verwandelte das dunkelblaue Wasser in eine goldene Fläche, die durch leichte Wellenbewegungen in allen möglichen Facetten schimmerte. Und dieses Lichtspiel kam nicht durch die wenigen Lampen, die im Boden des Schwimmbeckens eingelassen waren, sondern von unzähligen Lichtern, die in der Mitte des Beckens kaum wahrnehmbar hin und her schaukelten.
    Kerzen! Hunderte von Kerzen, die ihr warmes Licht über die Wasseroberfläche schickten. Im ersten Moment schien es Chris Zufall zu sein,

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