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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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sie mich trotzdem Kate nennen und darauf bestehen, daß ich Arabella sage.«
    »Ms. Fansler«, sagte Humphrey. »Wenn ich nicht sehr irre, wissen Sie nicht, was Sie als nächstes tun sollen. Könnte das stimmen?«
    »Nicht ganz. Als nächstes werde ich mich mit einer Studentin treffen, die früher einmal Sekretärin in Adams’ Fachbereich war und eine Menge über ihn zu sagen weiß, allerdings nur Schlechtes. Sie hat gekündigt, studiert jetzt fulltime und steht kurz vor dem Examen.
    Außerdem hat sich eine von Adams’ Schwiegertöchtern zu einem Gespräch bereit erklärt, und wenn ich Glück habe, bekomme ich auch den anderen Sohn mitsamt Frau zu Gesicht. Vielleicht treffe ich mich sogar noch einmal mit der köstlichen Witwe und lerne von ihr Finanzakrobatik. Sie hält ihre Klage gegen die Universität aufrecht.
    Adams starb, ehe sie sich alles bis zum letzten Pfennig unter den Nagel reißen konnte, und das verzeiht sie nicht. Ich verstehe zwar nicht, wieso die Universität fahrlässig gehandelt haben soll, wenn ein Professor aus welchen Gründen auch immer aus einem Fenster fällt, aber schließlich bin ich kein Jurist, ich bin nur mit einem verheiratet 96

    und mit ungefähr hundert verwandt. Mit all dem vor mir, wie sollte ich da nicht wissen, was ich als nächstes tun soll? Ich werde allen brav zuhören und dann zu dem Schluß kommen, daß irgendein au-
    ßerplanetarisches Wesen, das mit einem UFO landete, der Täter war.
    Wahrscheinlich war an der Stelle, wo das UFO aufsetzte, ein runder Abdruck zu sehen; wir alle haben ihn nur übersehen. Wirst du dir einen mexikanischen Nachtisch bestellen?«
    »Ich werde dich nach Hause fahren. Du brauchst ein langes Tele-fongespräch mit Reed und deinen Schlaf. Da du die hellste Professorin bist, die ich kenne, mußt du doch erraten haben, daß die Verwaltungsleute dich nur deshalb mit der Ermittlung beauftragten, weil sie wissen, daß die Sache nicht aufzuklären ist. Dein Scheitern ist der Beweis dafür, daß sie es versucht haben, aber der Fall unlösbar ist.
    Dann werden sie einen ihrer Anwälte beauftragen, die Klage wegen Fahrlässigkeit abzuwenden. Du kannst nicht alle Fälle aufklären, Kate, aber ich finde, du darfst trotzdem bei dieser Sache ein gutes Gefühl haben. Ohne dich hätte die Polizei die Sache Arabella, Verzeihung, Ms. Jordan und ihren Freunden angehängt. Und ohne dich –
    wer weiß, vielleicht wäre noch ein Professor aus einem Fenster gestoßen worden.«
    »Sie sind ein lieber Kerl, Mr. Edgerton, und außerdem haben Sie recht. Ich sollte früh zu Bett und ausschlafen.«
    Aber Humphrey hatte doch nicht so recht, wie beide hofften. Es wurde noch jemand aus einem Fenster gestoßen. Kein Professor.
    Arabella Jordan.
    Ihre Leiche wurde im Hof ihres Wohnblocks Riverside Drive, Ecke 140. Straße gefunden. Achtundvierzig Stunden vergingen, ehe jemand von der Universität benachrichtigt wurde. Die Studentenzeitung erfuhr als erste von Arabellas Tod. Einer ihrer Kommilitonen hatte in der Redaktion angerufen, die fest entschlossen war, die Geschichte zu bringen, was sie auch tat, aber nicht ohne vorher die Verwaltung in Gestalt von Matthew Noble zu informieren. Matthew Noble sprach mit den anderen Mitgliedern des Verwaltungsrats, sowie es ihm gelungen war, sie aus den Sitzungen herausholen zu lassen, auf denen anscheinend alle Dekane, Vizepräsidenten und Rektoren ihre Zeit verbringen. Sie hatten ungefähr eine Stunde miteinander verhandelt, bevor ihnen schließlich Kate einfiel – immerhin, sie fiel ihnen ein, was bewies, wie Kate später zu Reed sagte, daß die Herren ihre Ermittlung in irgendeiner Schicht ihres Bewußt-seins zumindest wahrnahmen. Das schmeichelte Kates Ego, hob ihre 97

    Stimmung aber in keiner Weise.
    Diesmal war Kate das Opfer nicht gleichgültig; sie war wütend, verzweifelt und konnte an nichts anderes mehr denken. Reed erfand eine Entschuldigung – welche, sollte Kate nie erfahren-, und kam sofort zurück. Kate brauchte ihn und war erleichtert, ihn wiederzu-haben. Sie bat um Erlaubnis, mit der Polizei zu sprechen. Sie wurde ihr gewährt. Kein Zweifel, Reeds lange Zugehörigkeit zur Bezirksstaatsanwaltschaft zahlte sich immer noch aus. Seinem Druck hatte sie es zu verdanken, aber ihr war egal, woher der Druck kam. Sie hatte sich verwandelt – sie war nicht mehr jemand, der eine Herausforderung angenommen hatte; nun war sie entschlossen, Gerechtigkeit oder zumindest Rache zu üben. Noble versuchte nicht, sie zu beschwichtigen, und

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