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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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von den Wänden des dunklen Saales. »Ich könnte deinen Geist sondieren. Das ist nicht gefährlich und tut auch nicht weh, man nimmt nur bestimmte Kräuter und wird in Tiefenentspannung versetzt. Vielleicht schaffen wir es, die Blockade so zu durchbrechen.«
    Hoffnung leuchtete in Jinis Gesicht auf. »Welche Kräuter sind das? Ich könnte versuchen, sie einer der Heilerinnen abzuschwatzen.«
    Nachdem ich ihr die Liste diktiert hatte, umarmte sie mich schnell. »Danke«, sagte sie. »Ich werde gleich morgen versuchen, das Zeug zu bekommen. Nächste Nacht, gleicher Ort, gleiche Zeit?«
    »Schläfst du überhaupt nicht?«, stöhnte ich.
    »Ist doch nur Zeitverschwendung«, grinste sie, sprang auf und huschte mit einem kurzen Abschiedswinken davon, die Katzenfrau ebenso aufgeregt dicht hinter ihr.
    Sie hatten ganz vergessen, mich zu meinem Zimmer zurückzubringen. Aber das machte nichts. Ich hatte mir den Weg gemerkt.
    * * *
     
    Alle redeten über Janors Gast. Auch Spinnenfinger und Steinherz. Aber was sie am nächsten Abend über ihn sagten, gefiel Mi‘raela gar nicht.
    »Dieser Tjeri ke Vanamee ist ein Unruhestifter erster Ordnung«, beklagte sich Spinnenfinger. »Er ist dafür verantwortlich, dass unser Plan mit den Miramaos schief gegangen ist! Wir müssen diesen Kerl so bald wie möglich erledigen.«
    »Ich fürchte, das wird der Sohn der Alten nicht dulden. Wir müssen warten, bis der Fischkopf einen Fehler macht. «
    »Hm. Das kann dauern. Irgendwelche Ideen?«
    »Vielleicht. Gestern ist eine der Heilerinnen zu mir gekommen, du weißt schon welche. Sie hat gemeldet, dass der Mann aus der Wasser-Gilde die Quelle zu spüren scheint.«
    »Wunderbar! Glaubst du, er wird versuchen, sie zu berühren?«
    »Möglich. Das wäre die Lösung unserer Probleme. Wir werden es ihm leicht machen. Nur zwei Wachen, dafür erhöhte Aufmerksamkeit und zehn Leute in Reserve, die bei einem Zwischenfall sofort eingreifen können.«
    Mi‘raelas Schnurrhaare zitterten vor Aufregung. Jederfreund konnte die Quelle spüren! Oh, das waren wunderbare Neuigkeiten. Wenn jemand die Quelle berührte, dann schwächte das den Stein so stark, dass die versklavten Halbmenschen fliehen konnten.
    Aber es war schlimm, dass sie Jederfreund eine Falle stellen wollten! Sie musste ihm sofort Bescheid geben. Er würde die Quelle berühren, aber auf die Falle vorbereitet sein und sich nicht erwischen lassen. Ihre Brüder würden ihm dabei helfen, und sie alle würden zur Flucht bereit sein ...
    Doch dann kam Mi‘raela ein schrecklicher Gedanke. Wenn Jederfreund wusste, dass es eine Falle war ... Was war, wenn er sich dann entschied, es lieber doch nicht zu tun? Die Quelle doch nicht zu berühren?
    Wie gelähmt kauerte sie auf den kalten Steinen vor Spinnenfingers Tür, während die beiden Gedanken in ihr kämpften. Endlich Freiheit, so nah! Der Gedanke berauschte sie. Sie wusste, dass Menschen wie Jederfreund selten waren – nach ihm würde sich so bald keine solche Gelegenheit mehr bieten, aus der Burg zu entkommen. Vielleicht war es besser, sie verriet ihm nicht, dass es eine Falle war. Schließlich war er nur ein Dörfling. Was zählte sein Leben, wenn sie endlich ihre Kinder wieder sehen konnte?
    Doch dann erinnerte sie sich daran, wie sie ihm das erste Mal begegnet war, dort im Bankettsaal der Burg. Plötzlich wusste Mi‘raela, dass sie ihn nicht im Stich lassen konnte. Nicht ihn, nicht Jederfreund. Sie durfte ihn nicht blind ins Verderben laufen lassen!
    Lautlos stand sie auf und wollte davonsausen. Doch sie hatte zu lange gewartet. Spinnenfingers Tür flog auf, und eine harte Hand packte sie im Nackenfell, schüttelte sie. »Schon wieder liegt das verdammte Vieh faul hier herum. Diesmal reicht‘s! Du wirst deinem Namen Ehre machen, Staubflocke. Putz meine Räume, bis sie blitzen – mit deinem eigenen Fell!«
    Die Hand schleuderte sie in die Räume, dann knallte die Tür hinter ihr zu, wurde verriegelt. Entsetzt warf sich Mi‘raela gegen das harte Holz, schlug ihre Krallen hinein. Vergeblich. Sie war eingeschlossen.
    * * *
     
    Es war eigenartig, wie meine Kopfschmerzen stärker oder schwächer wurden, je nachdem, wo ich mich in der Burg aufhielt. Und als ich mit Janor zum Audienzsaal ging, veränderte sich das Gefühl. Auf einmal spürte ich, dass etwas versuchte, mich zu erreichen. Vielleicht tat es deshalb so weh, weil ich unbewusst abblockte, mich dagegen sperrte.
    Einen Versuch war es wert. Ich atmete tief, öffnete mich ganz, ließ alles

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