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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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bereit. Ich freute mich, als ich die Katzenfrau erkannte, die ich schon im Bankettsaal kennen gelernt hatte. »Mi‘raela«, begrüßte ich sie. Sie blickte mit freundlichen Augen zu mir auf, sagte aber nichts und führte mich nur auf samtigen Pfoten tief hinunter in die Burg. Als ich die Feuchtigkeit in der Luft spürte, schlug mein Herz schneller. Hier war Wasser in der Nähe!
    Schließlich erreichten wir einen dunklen Teich mitten in der Burg, der von einem Leuchttierchen in sanftes grünes Licht getaucht wurde. Neben dem Teich saß Jini im Schneidersitz. Scheu blickte sie mir entgegen. Es versetzte mir einen Stich, dass sie Joelle so ähnlich sah. Die Frau, die ich liebte, war so weit fort, und ich vermisste sie so fürchterlich ...
    Ich setzte mich neben Jini und ließ die Füße in den Teich hängen. Verlegen schwiegen wir beide. Schließlich sah sie mich von der Seite an und sagte: »Ich habe dich noch nie gesehen. Wieso denkst du, etwas über mich zu wissen? Oder willst du mir nur eine Falle stellen? Hat Cyprio dich geschickt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Cyprio kann mich nicht ausstehen. Nein, es geht um etwas ganz anderes. Bevor ich dir mehr erzähle, muss ich dich was fragen. Welcher Gilde gehörst du an?«
    »Luft«, antwortete sie, ohne nachzudenken.
    Ich musste lachen. Jemand von der Luft-Gilde hätte hier unten, mit Tausenden von Tonnen Fels über dem Kopf, Schreikrämpfe bekommen. Selbst, wenn er das Leben in der Burg gewohnt war.
    »Du willst dich nur über mich lustig machen«, sagte sie steif, und sofort tat mir Leid, dass ich mich nicht beherrscht hatte.
    »Entschuldige. Aber du verhältst dich überhaupt nicht wie jemand von der Luft-Gilde.«
    »Ach ja?« Sie klang gereizt.
    Ich schaute sie prüfend an, dann begann ich mit meinen Fragen. »Wie sehen deine Finger aus, wenn du eine Zeit lang im Wasser warst? Runzelig?«
    »Nein, wieso?«
    »Gut. Jetzt noch ein kleiner Test. Bist du bereit?«
    Sie nickte wortlos. Ich schöpfte eine Handvoll Wasser aus dem Becken und bedeutete ihr, das Gleiche zu tun. »Wie fühlt sich das für dich an?«
    »Gut«, sagte sie, ohne zu zögern. »Weich auf der Haut.«
    Das Wasser war sehr kalt. Jemandem aus einer anderen Gilde wären sehr schnell die Finger taub geworden davon. Auch die zweite Probe hatte sie bestanden. »So, jetzt sprich mir die Formel nach, die ich sage. Genauso, wie ich sie sage. Konzentrier dich dabei auf das Wasser in deinen Händen.«
    Deutlich sprach ich die Formel, Jini wiederholte sie stockend. Dann riss sie mit einem Schrei die Hände weg, das Wasser platschte auf den Boden. »Es ist heiß geworden!«
    Ich blickte sie lange an. Es gab keinen Zweifel mehr. Sie hatte die Formel für das Erwärmen von Wasser gesprochen, und es hatte funktioniert. Das hieß, sie hatte die Fähigkeiten meiner Leute. Ich hätte denjenigen, der ihr das mit der Luft-Gilde eingeredet hatte, am liebsten an den Zehen aufgehängt.
    Wütend sprang Jini auf. »Jetzt sag mir doch endlich, was los ist! Was sollte das eben?«
    »Kannst du es dir nicht denken? Du gehörst zur Wasser-Gilde, so wie ich. Wenn das, was ich vermute, stimmt, heißt du in Wirklichkeit Ynea und bist als Kind bei einer Gildenfehde aus Vanamee entführt worden. Deine Schwester Joelle, der du übrigens ziemlich ähnlich siehst, hat mir den Auftrag erteilt, dich zu suchen.«
    Das verschlug ihr vorübergehend die Sprache.
    »Kannst du dich nicht erinnern, was geschehen ist, wer dich entführt hat, was dir danach passiert ist?«, drängte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hatte ... angeblich ... einen Unfall, und seither kann ich mich an kaum etwas erinnern. Sie haben mich in die Felsenburg gebracht, um mich hier gesund zu pflegen. Danach habe ich hier in den Küchen gearbeitet. Brauche ich aber jetzt nicht mehr. Die Regentin mag mich, vielleicht werde ich ihre Nachfolgerin. Leider scheint kein anderer das gut zu finden, es wird immer gefährlicher für mich in der Burg.« Sie seufzte. »Und jetzt bin ich auf einmal jemand anders. Ich bin total durcheinander.«
    Ich spürte, dass sie Angst hatte. Vermutlich zu Recht. Sie hatte es hier in der Burg mit skrupellosen Leuten zu tun. »Vielleicht haben die Luft-Leute dein Gedächtnis blockiert, bevor sie dich hierher gebracht haben. Wenn du willst, können wir noch ein Experiment machen.«
    »Was denn für eins?« Inzwischen hatte sie sich soweit entspannt, dass sie ebenfalls die Schuhe auszog und die Füße ins Wasser hängte.
    Unsere Stimmen hallten

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