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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Kerkermeister zu, sagte »Lasst euch nicht stören« und lehnte sich bequem gegen die Wand. Was wollte er hier? Hören, was ich gestand? Oder sichergehen, dass sie nicht zu nett zu mir waren?
    »Also, was wolltest du da drin, bei der Quelle ?«
    Quelle hieß der Stein also. Sie hatten mir mehr verraten, als sie wollten. »Ich war neugierig. Sie hat mich gerufen. Ich wollte sie nur anschauen.«
    »So ein Blödsinn!« Eine Faust landete in meinem Magen. Schmerzen schossen durch meinen ganzen Körper, ich kippte auf den Boden und wurde wieder hochgezerrt.
    »Wolltest du sie stehlen?«
    »Nein! Ich wusste ja nicht mal, was es ist!«
    Cyprio beobachte, was geschah. Ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Jetzt wusste ich, warum er hier war – er genoss es einfach.
    »Wer sind deine Kumpane? Was war euer Plan?«
    »Es gibt weder Kumpane noch einen Plan. Ich war einfach neugierig, beim Brackwasser!«
    Die Geschichte war ihnen zu simpel. Sie wollten mindestens eine Verschwörung.
    »Bist du Agent? Gesteh schon, los! Was wolltest du hier auskundschaften?«
    Eines war klar: Ich durfte ihnen auf keinen Fall verraten, dass ich für den Hohen Rat arbeitete. Sonst wurde es richtig gefährlich. Ich musste bei meiner Geschichte bleiben.
    »Nein. Nichts, verdammt noch mal! Nein!«
    Schnell und hart schlug der Kerkermeister zu. Das Nächste, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich auf dem Boden lag und nicht wusste, wie ich dahin gekommen war. Sie brachten mich in die Zelle zurück. Kühler Stein unter meiner Wange und der Geruch von fauligem Stroh. Der Stein war feucht von meinem Blut. Aber ich nahm es kaum wahr, ich war gefangen in einem Universum der Schmerzen. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht sprechen, nur mit Mühe schaffte ich es zu atmen. Vermutlich hatten sie mir ein paar Rippen gebrochen.
    Zuerst dachte ich, dass ich mir die leise Stimme einbildete. »Halt durch, Bruder, halt durch!«, flüsterte jemand, dann hörte ich ein Davonschleichen, und es kehrte wieder Stille ein.
    Bruder. Wen gab es hier, der mich Bruder nannte?
    Und es gab auch jemanden, der mich Freund nannte hier drin, und ich wusste nicht mal, wer. Ich hörte es in meinem Kopf – aber hier war niemand!
    Halluzinationen dachte ich und schloss die Augen wieder, driftete davon. Wahrscheinlich wurde ich immer wieder ohnmächtig. Als ich das nächste Mal wach wurde, wusste ich nicht, ob es Tag war oder Nacht. Das war bedeutungslos hier unten. Sie holten mich wieder. Packten mich unter den Achseln, zogen mich auf die Füße.
    »Ich habe verdammt noch mal alles gestanden, was es zu gestehen gibt«, murmelte ich, aber die Wachen beachteten es gar nicht, schleiften mich weiter. Im Kerker wartete schon Meister Cyprio; er ließ sich keines meiner Verhöre entgehen.
    Irgendwann kam Janor vorbei, kniete auf einmal neben mir und berührte mich erschrocken an der Schulter. »O nein. Tjeri! Ich und Jini haben ihnen gesagt, sie sollen dich hier schnellstens wieder rausholen. Aber da ist nichts zu machen, wir haben‘s versucht, nur hört meine Mutter nicht auf mich, und Jini hat auch auf Granit gebissen.«
    »Hast du ihr gesagt, dass du ... mich in die Burg ... geholt hast, dass wir Freunde sind?«
    »Ja, aber dann hat sie gesagt: Und wieso kommt dein Freund dazu, meine Quelle zu berühren?«
    »Wie wahr«, stöhnte ich. Natürlich, ich hatte selbst Schuld, dass ich im Verlies gelandet war, und trotzdem hätte ich ihm in diesem Moment am liebsten gesagt, wohin er sich seine Freundschaft stecken könnte, die von Anfang an nichts als ein Hirngespinst gewesen war.
    »Könntest du ... bitte ... versuchen ... meiner Gilde Bescheid zu sagen ... dass ich hier bin ...«
    »Das wird schwierig, hier in der Gegend sind keine von deinen Gildenbrüdern. Ich müsste die Burg verlassen, und das könnte mich in arge Schwierigkeiten bringen ...«
    »Ach, wirklich«, sagte ich – und er hörte wohl die Verachtung in meiner Stimme, denn er stand mit hängenden Schultern da und ging schließlich ohne ein weiteres Wort.
    Jini ließ sich nicht blicken, ich vermutete, dass sie keine Erlaubnis erhalten hatte, in die Kerker zu kommen. Dafür stieg Hetta, die Tochter von Nemur, in die Tiefen der Felsenburg herab und stand blass und still neben Cyprio, als ich mal wieder zur Befragung geholt wurde. An diesem Tag war ich wütend auf alle Welt, auf mich, auf die Menschen in der Felsenburg. Besonders wütend machte mich, dass Cyprio Hetta mitgebracht hatte. Ich wollte nicht, dass

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