Der Sucher (German Edition)
Nähe zurück und machte mich an die Arbeit. Ich hatte noch das Pergament mit Janors letzter Nachricht. Sorgfältig entfernte ich sie von dem Papier, zückte meinen Kohlestift und versuchte, mich daran zu erinnern, wie die Signatur des Kommandanten der Wache ausgesehen hatte.
Es gibt einen Notfall – kommt sofort zum kleinen Audienzsaal. Ablösung wird geschickt.
Ich drückte die Nachricht einem jungen Iltismenschen in die Pfote, der gerade vorbeikam, und bat ihn, sie zu überbringen. Er blickte mich mit rätselhaftem Blick an, murmelte etwas Unverständliches in seiner Sprache und verschwand in Richtung des Gangs.
Als ich die Ohren spitzte, hörte ich die Wachen untereinander diskutieren. Kurz darauf sah ich sie mit schnellem Schritt abrücken. Na also, es hatte geklappt. Nun galt es, keine Zeit zu verlieren. Ich flitzte in den kleinen Gang, riss die Tür auf.
Wellen der Kraft brandeten mir ins Gesicht, ließen mich taumeln, packten mich wie eine reißende Strömung. Der Raum war fast völlig leer. Aber in der Mitte stand eine Säule, auf der ein unregelmäßig runder, weißer Stein lag. Fasziniert betrachtete ich ihn. Er war nicht mal so groß wie meine Faust, aber es bestand kein Zweifel daran, dass er den Ruf aussandte – der mich immer noch so stark im Griff hatte, dass ich mich fühlte wie ein Fisch an der Angel. Ungehalten blockte ich ab, warf meine geistigen Barrieren hoch, so wie meine Mutter es mich gelehrt hatte. Sofort stellten die Kopfschmerzen sich wieder ein, sie schienen mir den Schädel zu spalten, und ich gab wieder etwas nach.
Als ich die Augen schloss, um mich zu konzentrieren, sah ich den Stein trotzdem noch, sein Bild schien hinter meinen Lidern zu brennen. Brackwasser, was war das bloß für ein Ding? Vorsichtig ging ich um den Stein herum, schaute ihn mir von allen Seiten an und untersuchte den Sockel. Nirgendwo ein Hinweis darauf, worum es sich handeln konnte. Ich musste es herausfinden! Nichts anderes war mehr wichtig. Wie in Trance streckte ich die Hand aus und nahm den weißen Stein vom Sockel, auf dem er lag.
Es war ein Schock, ihn zu berühren, beinahe hätte ich ihn fallen gelassen. Seine Kraft brandete gegen mich ... strömte in mich über, verebbte dann wie eine Welle, die auf den Strand läuft ...
»He, was ist denn hier los?« Die beiden Wachen waren zurückgekommen. Mit Verstärkung – ein Soldat nach dem anderen quoll durch die Tür. Verdammt! Als sie mich sahen, stießen die Männer einen Alarmruf aus und zogen die Schwerter.
Schlagartig verschwanden die Nebel aus meinem Kopf. Ein eisiges Gefühl durchrieselte mich, als mir klar wurde, dass ich mich gerade richtig tief in Schwierigkeiten gebracht hatte. Dass ich genau die Dummheit begangen hatte, vor der die Heilerin mich gewarnt hatte.
Blut und Silber
Sie schleiften mich die Treppe hinunter in die dunklen Regionen der Burg, in die nie Tageslicht fällt. Und in diesem Moment fiel mir wieder ein, was Janor damals gesagt hatte: Ich sehe die Felsenburg der Regentin ... einen dunklen Raum tief unter der Erde ... Warum nur hatte ich Idiot seine Prophezeiung nicht ernst genommen? Und wie hatte ich so dämlich, so unglaublich dämlich sein können, dem Ruf dieses komischen Steins zu folgen?
Mein Messer nahmen sie mir ab, aber die Schale warfen sie hinter mir her in die Zelle. »Soll er doch daraus trinken, das Ding ist ja hässlicher als die Sachen, die wir hier haben.« Gelächter.
Gefesselt brachten sie mich in einen runden, düsteren Raum aus schwarzem Stein. Außer zwei Stühlen enthielt er nichts. Dort wartete bereits ein Farak-Alit; es war derselbe, der auch Janor ins Seenland begleitet hatte. »Bringt ihn zum Reden«, befahl er kurz. »Aber er darf danach nicht zu schlimm aussehen, für den Fall, dass seine Gilde rauskriegt, dass er hier ist. Sonst haben wir wieder Proteste am Hals.«
»Wird gemacht«, sagte der vierschrötige Kerkermeister, der wie alle anderen Wachen zur Feuer-Gilde gehörte.
Also wusste niemand, dass ich hier unten war. Vielleicht nicht einmal Janor. Das gab ihnen einen Freibrief, mich verschwinden zu lassen. Wenn sie es geschickt anstellten, würde nie jemand herausfinden, was mit mir geschehen war.
Alles halb so wild , versuchte ich, mich zu beruhigen. Es gibt keinen Grund, ihnen nicht einfach die Wahrheit zu sagen und zu erzählen, was passiert ist. Vielleicht komme ich dann mit etwas Glück glimpflich davon.
Die Tür öffnete sich, und jemand kam herein. Es war Cyprio. Er nickte dem
Weitere Kostenlose Bücher