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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Der Alte hatte Recht gehabt. Ich durfte auf keinen Fall noch mal auf das Essen verzichten, sonst würde ich schnell schwächer werden. Morgen würde ich behaupten, dass meine Schale undicht geworden sei, und versuchen, mir eine neue geben zu lassen.
    Im Laufe dieser Nacht kam mir noch ein anderer Gedanke. Einer, der mich auf einen Schlag hellwach machte.
    Mochte sein, dass es keine weiße Magie war. Aber vielleicht war es Magie, die mir helfen könnte, aus dem Kerker zu entkommen.

Eisige Kraft
    So stark hatte mich die Schale beschäftigt, dass ich anfangs gar nicht bemerkt hatte, dass die Halbmenschen an diesem Tag nicht gekommen waren. Was war los? Hatte ein Offizier der Wache sie ertappt? Hoffentlich war ihnen nichts passiert! Enttäuscht versuchte ich zu erspüren, wo das Schneehörnchen sich befand, doch es war zu weit entfernt. Zum ersten Mal fühlte ich mich wirklich einsam im Kerker.
    Erst kurz, bevor sie mich das nächste Mal zum Verhör holten, kam Mi‘raela zu mir geschlichen. Ich merkte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. »Wir spüren etwas«, sagte sie. »Etwas ist nicht gut hier, Jederfreund. Es riecht nach Gefahr!«
    »Gefahr von einem Menschen?«
    »Nein, viel, viel schlimmer!«
    Ich ahnte, dass sie die Schale gespürt hatten. Als sie wieder zum Leben erwacht war, schien sie Schockwellen durch die ganze Burg geschickt zu haben. »Es gibt hier ein ... eigenartiges Ding. Vielleicht kann ich es benutzen, um auszubrechen.«
    »Was du vorhast, ist großviel gefährlich«, flüsterte Mi‘raela, und ich hörte die Angst in ihrer Stimme.
    »Hier zu bleiben ist auch gefährlich«, flüsterte ich zurück. Heute sollte Cyprio von seiner Inspektionsreise zurückkommen, das hatte mir einer der Iltisse verraten.
    Starr blickte mich die Katzenfrau durch das vergitterte Fenster an. Und mir kam auf einmal eine Idee. »Wieso fliehst du nicht mit mir?«, fragte ich sie. »Du bist unglücklich hier in der Burg, oder etwa nicht? Du hast draußen ein Leben zurückgelassen, genau wie ich.«
    Sie wurde ganz still, und ich ahnte, dass ich voll ins Schwarze getroffen hatte. Das war nicht schwer gewesen. In der Burg geboren worden, war sie sicher nicht, sie kannte eine andere Welt als die unterirdische der Regentin.
    Schließlich hob Mi‘raela den Kopf. Das schwache Licht glänzte in ihren großen Augen. »Ja, ich hatte mal ein Leben draußen. Drei Kinder musste ich zurücklassen, drei. Aber wie soll ich der Quelle trotzen? Sie ist wieder stark wie eh und je.«
    »Ich glaube, ich weiß einen Ausweg«, sagte ich. Seit ich wusste, was die Quelle bewirkte, hatte ich lange über diese Frage nachgedacht. »Wenn du ohnmächtig bist und dich jemand aus der Burg bringt, kann die Quelle nichts dagegen ausrichten. Vielleicht gibt es ein Kraut, das dich in tiefen Schlaf versetzt.«
    »Aber wer soll mich dann aus der Burg bringen?« Mi‘raela klang skeptisch. »Keiner meiner Brüder wird mir helfen können.«
    »Doch. Ich. Sobald ich aus der Zelle draußen bin.«
    Ich erfuhr nicht, wie Mi‘raela darüber dachte, denn in diesem Moment kamen die Wachen zum Verhör, und die Katzenfrau huschte lautlos davon.
    Als ich zurück in meiner Zelle war, dauerte es eine Weile, bis ich es schaffte, mich aufzusetzen und die Schale hervorzuholen. Ich blickte sie lange an. Vielleicht hatte Mi‘raela Recht. Schon einmal hatte mich ein magischer Gegenstand in Schwierigkeiten gebracht – ohne die Quelle wäre ich jetzt nicht hier ...
    Wenigstens versuchen muss ich es , dachte ich. Vorsichtig tupfte ich Blut auf die Oberfläche, bis ein münzgroßer Teil der Oberseite silbern schimmerte. Besser, klein anzufangen. Ich legte die Fingerspitze auf die Stelle. Das Silber fühlte sich sehr kalt an. Tief in seinem Inneren fühlte ich eine Kraft, vibrierend, lebendig. Dann ein langsames Aufsteigen. Etwas kam an die Oberfläche! Ich versuchte, mich auf die Schale einzustimmen, mich in die Kraft einzuklinken. Meinen Geist hinauszuschicken, damit er mit ihr verschmolz. So, wie ich es machte, wenn ich eine Gildenformel sprach. Doch das funktionierte nicht, die Kraft blieb in der Schale gefangen, ich kam einfach nicht an sie heran. Eine Blockierung umgab sie. Das innere Geheimnis der Schale war wie mit Stahl ummantelt.
    Ich probierte es so lange, bis ich völlig erschöpft war. Es half nichts, beim nächsten Versuch würde ich ein größeres Stück der Oberfläche freilegen müssen. Vielleicht wirkte das ...
    »Willst du diesmal was essen?«
    Erschrocken

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