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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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mir eine Karte der Gegend ins Gedächtnis. Es war ein schwieriger Auftrag, das war klar. Der Kivaan-Fluss war berüchtigt für seinen schlammigen Grund und sein trübes Wasser; an den Topas-Felsen herrschte dazu noch eine starke Strömung. In dieser Brühe einen Ring zu suchen, würde kein Vergnügen werden, und ob es in drei Tagen möglich war, ihn zu finden, wussten nur die sieben Götter der Tiefe. Ich las mir die Schriftrolle noch einmal durch und stutzte bei der Stelle, an der von der Legierung die Rede war. Selbst ich wusste, dass dies ein seltenes Metall war. Wieso hatten sie gerade diesen Ring versenkt? Hm, dachte ich. Vielleicht, weil sie sich ein Hintertürchen offen lassen wollten. Weil sie eine Möglichkeit haben wollten, den Ring schnell selbst wieder zu beschaffen, falls es mir nicht gelingen sollte, ihn zurückzubringen. Aber worin bestand der Trick? Ich hatte da so eine Ahnung, und ich erinnerte mich an etwas, das Udiko mir über die Feuer-Gilde erzählt hatte ...
    Inzwischen war ich fast allein im unterirdischen Saal. Nur der Prüfer stand noch da, ein älterer Meister mit kurzen grauen Haaren und humorvollen blauen Augen. Er beobachtete mich genau. Ohne mich davon stören zu lassen, riss ich eine Ecke von der Schriftrolle ab und schrieb eine Nachricht darauf. Dann pflückte ich den Salamander von meiner Schulter und friemelte die Botschaft in die kleine silberne Kapsel, die er am Hals trug.
    »So«, sagte ich. »Die bringst du für mich zu einem der Schmiede im Grenzland, ja? Beeil dich.«
    Ich schlenderte nach draußen, schwamm zur Seeoberfläche und machte mich auf den Weg zum Kivaan-Fluss. Unterwegs organisierte ich mir ein Auslegerboot. Als ich eine halbe Tagesreise später am Kivaan eintraf, wartete der Schmied bereits am Treffpunkt. Verächtlich blickte er auf mich herunter. Aber wie ich gehofft hatte, war er auf meine Wette angesprungen. »Natürlich können wir Feuer-Leute Metalle spüren, Fischkopf«, brummte er. »Eigentlich mag ich euch Pack aus den Seen ja nicht. Nur ... wenn du wirklich einen Wasserdiamanten einsetzt, bin ich dabei.«
    »Na, dann los«, sagte ich fröhlich. Wir durften zwar von keinem Wasser -Gilden-Meister Unterstützung annehmen ... aber von Feuer hatte niemand etwas gesagt.
    Ein paar Atemzüge später waren wir mit dem Auslegerboot auf dem Fluss unterwegs. Nachdem der Schmied seine Angst vor dem Wasser etwas in den Griff bekommen hatte, schloss er die Augen; sein Gesicht wurde ruhig und konzentriert. Es dauerte nicht lange, bis er die Hand hob. »Unverwechselbar«, meinte er genießerisch. »Telvarium hat eine reine, leicht würzige Aura. Ich glaube, die Wette hast du verloren, Junge!«
    Ich tauchte an der Stelle, die er mir zeigte, und brauchte trotz der Strömung nicht lange, bis ich den Ring gefunden hatte. Silbrigviolett schimmerte das Metall in meiner Hand. Vergnügt händigte ich dem Schmied meinen Wasserdiamanten aus und machte mich auf den Rückweg. Noch stand die Sonne hoch – ich konnte es schaffen, noch am selben Tag zur Residenz des Gildenrates zurückzukehren. Nach nur einem Tag Suche. Vielleicht wäre ich sogar als Erster zurück und würde Jahrgangsbester! Das war ein aufregender Gedanke. Ob dieser Widerling Merwyn es auch schon geschafft hatte – oder war ich schneller gewesen?
    Nachdem ich das Boot wieder losgeworden war, kam ich schnell voran. Bald lag der See des Gildenrats vor mir. Doch ich sah sofort, dass die am Ufer wartenden Meister jemanden umringten, ihm gratulierten und auf die Schulter klopften. Brackwasser, einer der anderen hatte es vor mir geschafft! Und natürlich war es Merwyn.
    Erstaunt glotzte der Junge mich an, als ich zu dem Prüfer ging und ihm den Ring übergab. Der Prüfer lächelte. »Ich habe mir schon gedacht, dass du bald zurück sein würdest«, sagte er. Jetzt erst wurde mir klar, dass er ein Mitglied des Hohen Rates war, obwohl er keine Insignien und nur eine schlichte dunkelblaue Schwimmhaut trug. Es musste Dagua sein. Schon seit meiner Kindheit war er einer der Hohen Meister, aber ich hatte natürlich nie zuvor die Ehre gehabt, ihm zu begegnen. Er war mir sehr sympathisch.
    Nach den ersten Glückwünschen und meinem üblichen Bericht an Udiko versuchte ich, mit Merwyn ins Gespräch zu kommen. Natürlich interessierte mich, was für eine Aufgabe er gehabt und wie er sie gelöst hatte. Ich fand ihn am Ufer, wo zwei ältere Leute in teuren gemusterten Schwimmhäuten auf ihn einredeten; wahrscheinlich seine Eltern. Als

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