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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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ich mich ihnen näherte, bekam ich ein paar Worte mit.
    »... wie stolz ich auf dich bin, Merry! Du bist zehnmal so begabt wie jeder andere Junge hier! Ich habe ja immer gesagt, du hast den Segen von Zarbas selbst! Ich wette, diesmal gratulieren uns sogar die hochnäsigen Leute vom Irawai zu deinem Erfolg ...«
    »... wenn du Geld brauchst, um dich niederzulassen, ist das gar kein Problem, dein Pa baut dir die beste Luftkuppel der ganzen Gegend ... Na, ist das nichts?«
    »Doch, Pa.« Merwyn wirkte, als würde er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlen.
    »Ich weiß genau, dass du es schaffen kannst, du wirst es bis ganz nach oben bringen, du zeigst ihnen, wer der Beste ist, nicht wahr?«
    »Ja, Pa.«
    Besser, ich rede später mit ihm, dachte ich peinlich berührt und wandte mich zum Gehen. Doch in diesem Moment sah mich Merwyn. Er sah erst verlegen, dann ärgerlich aus. »Was willst du?«, fragte er schroff, und seine Eltern betrachteten mich wie ein mindestens zehnbeiniges Insekt.
    »Ach, nichts Wichtiges. Wollte nur fragen, was du für eine Aufgabe hattest ...«
    »Geht dich das was an?«
    Ich zuckte mit den Schultern und ging. Es gab noch genügend andere Gesprächspartner hier. Die nächsten Tage verbrachte ich damit, die Residenz des Rates, den Spiegelsee und die Umgebung gründlich zu erkunden. Meine Versuche, mich mit den Krötenmenschen zu unterhalten, waren allerdings ein Fehlschlag. Offensichtlich hatten sie Befehl, nicht mit Besuchern zu sprechen. Wieder einmal verfluchte ich mich dafür, dass ich die Einladung von Uu‘war versehentlich zerstört hatte.
    Ich bekam auch so heraus, welche Aufgabe Merwyn gestellt worden war. Er hatte den Auftrag gehabt, in einem nahe gelegenen Ort einen Spitzel zu enttarnen, der sich als Mann der Wasser-Gilde ausgegeben hatte, aber keiner gewesen war. Soweit Merwyn einem anderen Lehrling erzählt hatte, hatte er durch genaue Beobachtung geahnt, wer der Verdächtige gewesen war, und ihm dann eine ausgeklügelte Falle gestellt.
    Nach drei Tagen waren vier Fünftel der Sucherlehrlinge wieder eingetroffen. Diejenigen von uns, die erfolgreich gewesen waren, wurden in den Hauptsaal der Residenz geführt, einer riesigen Luftkuppel, in der man sich durch die seltsamen Eigenschaften des Sees wie in einer Spiegelschüssel fühlte. Der Boden war ganz mit einem dunkelblauen, mit Silberfäden durchwobenen Buntalgenteppich ausgelegt, der noch schöner war als jener Udikos. Sonst enthielt der Saal kaum etwas. Inzwischen war es Nacht geworden, und die an den Seitenwänden aufgestellten Lichter spiegelten sich in der silbernen Kuppel. Es roch nach teuren Duftkräutern.
    Ich trug meine besten Sachen, eine dunkelblaue, mit Silber bestickte Tracht mit einer schmalen silbernen Borte am Kragen. Udiko hatte sie mir gekauft und als mein persönliches Zeichen – zusätzlich zu meinem Namenszeichen – auf den linken Ärmel einen Salamander hineinsticken lassen. Sehr bequem war die Tracht nicht, die Stickerei kratzte auf der Haut, aber ich war zu aufgeregt, um viel davon zu merken.
    Dagua leitete die feierliche Zeremonie, bei der wir zu Meistern ernannt wurden, und legte mir mein neues Gildenamulett um den Hals. Danach erfuhren wir die wahrhaft mächtigen Formeln unserer Gilde, die zu bewahren die Verantwortung eines Meisters ist. Udiko hatte mir schon von ihnen erzählt, sie dienten dazu, riesige Flutwellen heraufzubeschwören und den Druck des Wassers bis zur Unerträglichkeit zu steigern. Dreimal wiederholte Dagua die alten Worte. Wir mussten sie im Chor nachsprechen und dann schwören, sie niemals zum Schaden eines anderen zu verwenden.
    Ich schwamm förmlich auf einer Welle des Glücks. Dass ich nicht Erster meines Jahrgangs geworden war, interessierte mich nicht. Hauptsache, ich hatte bestanden. Ich war ein Sucher! Es war ein unbeschreibliches Gefühl.
    Nun konnte ich alles machen, was ich wollte! Reisen. Leute kennen lernen. Endlich wieder mit Mädchen flirten. Vielleicht würde ich so wie Udiko erst als gewöhnlicher Sucher arbeiten und später, wenn ich mehr Erfahrung hatte, als Spezialist für schwierige Fälle ...
    Etwas – jemand – berührte mich am Arm. Eine feuchte Pfote. Es war eine der Krötenmensch-Wachen. »Du sollst zuuum Hohen Rat kommen, Jederfreund, das sollst duuu«, sagte er, sah mich scheu an und blickte dann wieder zu Boden.
    Verblüfft starrte ich ihn an. Woher kannte er den Namen, den mir Uu‘war gegeben hatte? Anscheinend verständigten die Halbmenschen sich

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