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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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würde. Ich mochte mir noch gar nicht ausmalen, was es bedeuten würde, so lange nicht zu schwimmen. »Kommen deshalb die besten Sucher Dareshs alle aus Vanamee?«
    »Ja. Wer es hier schafft, der schafft es überall.« Udiko stand auf und ging hinüber zu dem Stapel seiner Merkwürdigkeiten und begann, darin zu kramen. »Hast du gewusst, dass die Berufung des Suchers angeblich sogar im Seenland erfunden wurde?«, erzählte er dabei abwesend. »Nirgendwo gehen Menschen und Dinge so leicht verloren wie in einer Welt des Wassers ...«
    Schließlich fand er, wonach er gekramt hatte. Vorsichtig hielt er es in den Händen. »Ich möchte dir etwas geben«, sagte er. »Es gehört zu den wertvollsten Dingen, die ich besitze.«
    Neugierig betrachtete ich das, was er hielt – und war enttäuscht. Ein dünnes Band aus grünem, gelbem und schwarzem Seegras, das in einem komplizierten Muster geflochten war. Die Farben waren schon ausgeblichen, es sah sehr alt und unscheinbar aus. Und dieses Ding gehörte zu den wertvollsten Dingen, die Udiko besaß? In diesem Stapel hatte er Gegenstände aus massivem Gold, dicht an dicht mit Edelsteinen besetzt! Nur seinem Ruf hatte er es zu verdanken, dass wir nicht ständig ungebetenen Besuch von Langfingern bekamen.
    »Was ist das?«, fragte ich. »Sieht ganz schön alt aus.«
    »Das ist es«, meinte er, als er mir das Ding vorsichtig um das rechte Handgelenk knotete. »Was es bewirken kann, wirst du merken, wenn du es brauchst. Was hoffentlich nie der Fall sein wird. Verlier es nicht!«
    Na, hoffentlich war es nicht schon morsch und ging bei erster Gelegenheit kaputt. Ich zog vorsichtig daran, testete die Stärke – und war erstaunt darüber, dass sich das Seegras zwar seidig auf der Haut anfühlte, aber so fest wie Metalldraht war. »Na, dann vielen Dank«, sagte ich.
    Zum Abschied umarmten wir einander zum ersten Mal. »Pass auf dich auf, Kleiner«, sagte Udiko. Ich nickte und brachte kein Wort heraus.
    Dann schwamm ich zum Treffpunkt mit meinen beiden Reisegefährten, einer der Brücken über den Grenzfluss zwischen Vanamee und Tassos. Joelle winkte mir schon von weitem zu und rief: »He, Tjeri, hier sind wir!«
    Ich winkte zurück und kletterte zur Brücke hoch. Merwyn nickte mir nur kurz zu und tat ansonsten so, als wäre ich gar nicht vorhanden. Was mir ganz recht war. Ich hatte auch keine Lust, mit ihm zu reden.
    »Wir sind spät dran«, brummte Merwyn. »Besser, wir machen uns auf den Weg.«
    Mir war ein bisschen feierlich zu Mute, als wir die Grenzbrücke überschritten und zum ersten Mal den Fuß in eine fremde Provinz setzten.
    Das Abenteuer hatte begonnen.



II. Quer durch Daresh: Prolog
    Der machtlose Gott spürte, wie der Gegenstand, in dem er eingeschlossen war, durch viele Hände ging. Gestohlen und verkauft und nochmals verkauft wurde er, vererbt, vergraben und wieder entdeckt. Schließlich verschenkt und als nutzlos in einer Ecke vergessen. Der Gott prägte sich genau ein, wessen Hände ihn berührten, um später Rache nehmen zu können. An Frau und Mann und Kind. Alle würde er in die Tiefe reißen. Später, wenn er wieder frei wäre ...

Der Junge von der Lilieninsel
    Die erste Zeit im Trockenland, wie meine Gilde den Rest von Daresh nennt, war grauenhaft. Es fing damit an, dass wir von nun an Schuhe tragen mussten. Zum ersten Mal in unserem Leben – im Seenland braucht man so etwas nicht. Wir hatten uns für ein paar Ruma von einem Grenzlandhändler drei Paar Lederstiefel gekauft. Merwyn zog sich die seinen kommentarlos an, sie passten anscheinend gut. Ungeschickt versuchte ich, mir ebenfalls mein Paar überzustreifen, und verzog dabei das Gesicht. »Damit soll man laufen können?«
    »Hm, angeblich schon.« Joelle schob die Hand in einen ihrer Stiefel und tastete misstrauisch die Sohle ab.
    Nach kaum einem halben Sonnenumlauf Wanderung hinkte ich schon. »Brackwasser, meine Füße fühlen sich an, als würde ich über glühendes Eisen laufen!«
    »Bist du immer so wehleidig?«, fragte Joelle ungerührt.
    »Nur, wenn‘s mir schlecht geht«, stöhnte ich und schleppte mich weiter. Merwyn war schon weit voraus, und er schaute nicht zurück. Der würde einfach weiterwandern, egal, ob er uns abschüttelte oder nicht! »Wieso kommst du eigentlich so gut klar?«
    »Ich hab mit meiner Familie meistens in der Nähe von Inselgruppen gewohnt, wir sind alle paar Tage an Land gegangen.«
    »Ach so. Wahrscheinlich war es bei Merwyn ähnlich.«
    »Hast du nicht gewusst, dass seinen

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