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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Durchreise«, antwortete ich schnell. »Ihr seid uns heute noch los.«
    Eine der Frauen kickte gegen Joelles Tasche, sodass der Inhalt sich auf dem Boden verteilte, und stocherte dann mit der Spitze ihres Schwerts in Merwyns Gepäck. »He! Hände weg!«, knurrte er und hob drohend seine Salisar-Klaue. Nur leider ruinierte die alberne Nachthose, die er trug, die Wirkung völlig.
    »Nettes Spielzeug«, sagte die Frau – und schlug ihm die Klaue mit einem blitzartigen Schwertstreich aus der Hand. »Was hast du da für komisches Zeug in deinem Rucksack?«
    »Geht Euch gar nichts an«, sagte Merwyn. Er war blass, und ohne seine Waffe wirkte er längst nicht mehr so stark und verwegen.
    Ich wagte nicht, den Blick von dem Anführer zu lösen, aber mit halbem Ohr hörte ich interessiert zu. Komisches Zeug?
    »Innerhalb von zehnmal zehn Atemzügen seid ihr von hier verschwunden«, befahl der Mann mit dem roten Bart. »Marsch, Marsch, zurück nach Vanamee. Ihr habt in unserer Provinz nichts verloren. Weil ihr noch jung seid, lassen wir euch diesmal am Leben.«
    Wahrscheinlich wäre es am klügsten gewesen, sofort zu gehorchen und heimlich einen anderen Weg durch Tassos auszukundschaften. Aber ich hatte einen schrecklichen Tag hinter mir und ertrug den Gedanken nicht, die ganze grauenhafte Strecke noch mal gehen zu müssen. »Wir haben sehr wohl ein Recht, hier zu sein«, gab ich hitzig zurück. »Wir sind auf dem Weg nach Roar, zu Fyona Nell. Sie wird wütend sein, wenn sie hört, dass ihr uns zurückgeschickt habt!«
    Alle glotzten mich an. Die Feuer-Leute, die wohl nie mit Widerspruch gerechnet hatten, aber auch Merwyn und Joelle. Zum Glück waren sie klug genug, nichts zu fragen.
    Mir schien, dass die Feuer-Leute auf einmal auf der Hut waren. »Fyona Nell, die Tausammlerin?«, fragte eine der Frauen und blickte mich misstrauisch an. »Was habt ihr mit ihr zu schaffen?«
    »Sie ist meine Tante«, log ich und dachte mir auf die Schnelle noch ein paar rührselige Familiengeschichten darüber aus, wie lange wir uns alle nicht gesehen hatten, wie sehr ich sie vermisste und wie entsetzt unsere Eltern sein würden, wenn uns auf der Reise zu ihr etwas passierte.
    »Schon gut, es reicht«, sagte der Anführer angewidert. Es gab eine geflüsterte Besprechung zwischen den fünf Feuer-Leuten, bei denen ich besorgte Mienen erkannte. So langsam wurde ich neugierig. Diese Fyona Nell schien eine ungewöhnliche Frau zu sein.
    »So. Dass eins klar ist ...« Mit einer weit ausholenden Bewegung deutete der Bärtige mit dem Schwert nach Norden. »Ihr müsst ...«
    Eine Säurekugel zischte neben meinem Kopf vorbei und zerplatzte an einem der Felsen direkt neben dem Anführer. Ich fuhr herum, um festzustellen, wer das gewesen war. Joelle! Sie war gerade mit wildem Blick dabei, eine zweite Säurekugel von ihrem Gürtel zu nesteln. Zum Glück stand sie nicht weit von mir entfernt. Ich erreichte sie mit ein paar Schritten – und kam damit zwei Feuer-Leuten zuvor. Im Handgemenge gingen wir alle vier zu Boden, und ich versuchte verzweifelt, Joelle mit meinem Körper zu schützen.
    »Es war ein Versehen!«, brüllte Merwyn. »Nur ein Versehen!«
    Ein paar Atemzüge später standen ich, Joelle und Merwyn mit dem Rücken gegen einen Felsen, vor uns fünf blitzende Klingen. Es roch nach Schweiß und Angst. Die Sonne stand schon drei Hände hoch über dem Horizont, als ich es endlich geschafft hatte, uns aus dem Schlamassel herauszuquatschen.
    »Genug jetzt«, wütete der bärtige Anführer, »ihr verdammten Schlammratten verderbt mir noch komplett den Tag. Geht meinetwegen nach Roar. Aber denkt dran – wir beobachten euch! Und Gnade euch der Feuergeist, wenn ihr auch nur einmal vom Weg abweicht oder sich rausstellt, dass das mit Fyona Nell gelogen war!«
    Wir rafften hastig unsere Sachen zusammen und machten, dass wir fortkamen.
    »Was, zum Brackwasser, sollte das eben?«, raunzte ich Joelle an, als wir außer Hörweite waren. »Du hättest uns beinahe alle umgebracht! Bist du in Panik geraten, oder was?«
    Doch Joelle antwortete nicht und ging nur noch schneller. Diesmal war sie es, die vorauslief und Merwyn und mich zurückließ. Besorgt blickte ich ihr nach. Wer hätte gedacht, dass sie so unberechenbar sein konnte?
    »Ihr seid beide vollkommen durchgedreht«, sagte Merwyn staunend. »Wer, bei Zarbas Rache, ist eigentlich diese Fyona, und woher kennst du sie? Sie ist nicht wirklich deine Tante, oder?«
    »Nein, ich kenne sie gar nicht«, gestand ich

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