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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Klumpen bemerkten, der aus der Wüste hervorragte.
    »Was ist denn das für ein Ding? Sieht aus wie ein Lumpenbündel«, lästerte Merwyn.
    »... und zwar eins, das seit zehn Wintern nicht mehr gewaschen worden ist«, fügte ich hinzu und rümpfte die Nase.
    Joelle spähte in die Ferne. »Wetten, das ist ein Zelt? Und zwar das von Fyona Nell?«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich so eine blöde Wette annehme!« Sah so aus, als sei Merwyn vorerst geheilt.
    Es war tatsächlich ein großes Zelt. Als wir uns näherten, sahen wir braunfleckige Stoffbahnen im heißen Wüstenwind flattern und Stricke, die sie am Boden verankerten.
    Ein paar Menschenlängen vor dem Eingang blieben wir stehen. Instinktiv stieß ich den Begrüßungsruf aus, mit dem man sich in Vanamee ankündigt.
    Sofort erschien der Kopf einer Frau zwischen den Stoffbahnen. Sie war in mittleren Jahren, hatte ein tief gebräuntes, wettergegerbtes Gesicht und strahlend blaue Augen. Um ihren Hals hing unser vertrautes Gildenamulett mit den drei Wellen. Mir wurde ganz schwindelig vor Erleichterung. Hier, bei einer Gildenschwester, waren wir in Sicherheit!
    »Beim Feuergeist, was wollt ihr hier?«, schnauzte Fyona Nell uns an. »Sagt bloß, ihr wollt Gastrecht? Wahrscheinlich seid ihr mir zum Dank in ein halbes Dutzend Tau-Fallen getreten!«
    »Nur in eine – und die hab ich repariert«, widersprach Merwyn matt.
    Beim Feuergeist? Na toll. Das war keine Gildenschwester von der Sorte, wie ich sie kannte. Und das Problem war: Die Feuer-Leute standen etwa zehn Menschenlängen entfernt. Wahrscheinlich konnten sie nicht hören, was gesprochen wurde. Dafür beobachteten sie umso genauer, was geschah.
    Ich trat ein paar Schritte vor und zwang mich zu einem Lächeln. »Es klingt verrückt, tani , ich weiß. Aber könntet Ihr mich jetzt umarmen und so tun, als ob Ihr Euch freuen würdet?«
    »Ja, das klingt wirklich verrückt.« Sie sah mich aus zusammengekniffenen Augen an, dann blickte sie hinüber zu Joelle, Merwyn und den Feuer-Leuten. »Ah, verstehe. Ihr habt euch richtig tief in den Morast geritten, was? Und jetzt wollt ihr, dass ich euch wieder raushole?«
    Ich schaffte nur noch ein Nicken.
    »Na gut«, sagte Fyona Nell. »Aber nur, weil ich keine Lust auf eine Sauerei vor meiner Haustür habe.« Sie umarmte mich, raschelnd und trocken wie eine Bö des Wüstenwinds. Ich war überrascht, wie fest sie mich hielt, bis mir klar wurde, dass sie mich gerade schnell und geschickt nach Waffen durchsuchte. Einen Atemzug später hatte sie mir das Messer mit dem Korallengriff abgenommen.
    Kurz darauf saßen wir eingeschüchtert in ihrem Zelt. Endlich Schatten! Es war heiß hier und roch nach alter Leinwand und Sand, aber durch die offenen Seitenwände fächelte ab und zu ein angenehmer Lufthauch.
    Innen war Fyonas Behausung wie eine Luftkuppel mit verschiedenfarbigen Stoffbahnen in Zimmer abgeteilt.
    Fyona bot jedem von uns einen Becher Wasser an. »Ganz frisch – aus der Ernte von heute Morgen«, brummte sie. Das Wasser schmeckte lauwarm und schal, aber ich bedankte mich trotzdem. Ohne Begeisterung gab Fyona uns auch etwas von ihrem Essen ab.
    Unsere Begegnung mit den Feuer-Leuten war rasch geschildert. Aber danach wurde es schwierig, nicht zu viel zu verraten. Wir hatten vom Rat eine offizielle Tarngeschichte bekommen; angeblich waren wir Geschwister, die nach dem Tod ihrer Eltern auf dem Weg zu Verwandten in Alaak waren.
    Ich überließ es Merwyn, diesen ganzen Unsinn zu erzählen. Für heute hatte ich wirklich genug gelogen. Außerdem konnte ich keine Gildenschwester anschwindeln, ohne rot zu werden. Stattdessen lauerte ich auf eine Gelegenheit, allein mit Fyona Nell zu reden.
    Die Gelegenheit ergab sich, nachdem es dunkel geworden war. Fyona Nell schnappte sich ein Schwert und sagte: »Ich muss jetzt noch draußen eine Runde machen. Wenn ich nicht aufpasse, zerstören mir die Skorpionkatzen ständig Fallen, um an das Wasser heranzukommen.«
    Trotz meiner schmerzenden Füße stand ich auf. »Kann ich mit?« Meine Gefährten sahen mich erstaunt an, sagten aber nichts.
    Schweigend patrouillierten wir zwischen den Fallen entlang, deren Trichter silbrig im Mondlicht schimmerten. Zum Glück waren keine Skorpionkatzen in Sicht; das hätte mir gerade noch gefehlt.
    Bei einer Falle war die Abdeckung heruntergerutscht, und ich half Fyona, das glatte, kühle Gewebe wieder festzuzurren. Dabei überlegte ich, wie ich das Thema ansprechen konnte, das mich interessierte. »Ihr

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