Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
Vom Netzwerk:
Suche anzufangen, schien der logische Weg. Aber wie, bei Gilias Gnade, sollte ich etwas ausrichten, solange ich mit Merwyn und Joelle durch die Gegend ziehen musste?
    Wenn ich eine Chance haben wollte, musste ich Hinweisen kreuz und quer durch ganz Daresh folgen. Wenn nicht mal Dagua wissen durfte, was ich suchte, dann war es eine Katastrophe, wenn ein rücksichtsloser, ehrgeiziger Einzelgänger wie Merwyn Verdacht schöpfte ...
    Langsam, langsam, jetzt tust du ihm Unrecht, bremste ich mich. Du bist einfach nur wütend auf Merwyn, weil er dir das versaut, was eine höchst angenehme Reise mit einem netten Mädchen hätte werden können. Wahrscheinlich hat er in Wahrheit ein Herz aus Gold, und am Ende der Reise sind wir die besten Freunde.
    Aber irgendwie konnte ich mich nicht recht davon überzeugen.
    Vielleicht ist es ein Test, überlegte ich. Der Rat will sehen, ob du es trotzdem schaffst, obwohl alles gegen dich steht. Ich merkte, wie der Dickschädel in mir erwachte. Ich würde beweisen, dass ich ein guter Sucher war, im Seenland und anderswo! Diese Schale zu finden, war die größte Prüfung, die ich auf diesem Weg noch zu bestehen hatte. Aber ich würde es hinkriegen.
    Mit diesem beruhigenden Gedanken schaffte ich es endlich, einzuschlafen.
    Bis ich durch einen grässlichen Schrei in der Dunkelheit erwachte. Merwyns Schrei ...

Fyona Nell
    Es kam der Tag, an dem Großfrau alle ihre Berater – die Schwarzen Kutten – zu sich rief.
    Spinnenfinger und die anderen wirkten unruhig, als sie zum Raum gingen, in den die Regentin sie gebeten hatte. Es waren keine menschlichen Diener anwesend, und nur Mi‘raela und ein Iltismensch durften bleiben, um zu bedienen.
    Mi‘raela setzte ihr dümmlichstes Grinsen auf, um nicht ebenfalls verbannt zu werden. Doch das hätte sie sich sparen können. Die Berater beachteten sie ebenso wenig wie den hölzernen Wandschrank, solange sie ihr keine Befehle erteilten.
    Großfrau schien bester Laune. »Ihr habt mich gedrängt, endlich meine Nachfolgerin zu benennen. Das werde ich demnächst tun. Natürlich möchte ich, dass ihr es als Erste erfahrt.«
    Spinnenfinger und Steinherz tauschten einen schnellen, besorgten Blick.
    »Ich habe das Mädchen Jini ausgewählt. Sie ist intelligent, weiß sich zu helfen und sagt, was sie denkt. Es wird ihr sicher gelingen, die Aufgaben einer Regentin zu erfüllen.«
    Mit versteinerten Mienen standen die Schwarzen Kutten da.
    »Habt Ihr bedacht, dass sie erst ungefähr vierzehn Winter alt ist?«, sagte einer der Dörflinge kühl. »Sie ist sehr unerfahren – außer darin, wie man Kupferkessel schrubbt – und wird noch lange nicht selbst regieren können.«
    »Natürlich nicht. Eine Weile werde ich sie noch anleiten können. Wenn ich nicht mehr bin, werdet ihr sie nach bestem Wissen und Gewissen beraten, nicht wahr?«
    »Ein Findelkind auf dem Thron der Felsenburg?« Spinnenfinger schüttelte mit einem milden Lächeln den Kopf. »Ihr habt ein weiches Herz, Regentin. Seid Ihr sicher, dass es eine weise Entscheidung ist?«
    »Ein wenig Bedenkzeit habe ich mir gelassen – erst in einem Monat werde ich meine Wahl offiziell in Daresh verkünden«, sagte Großfrau. »Und noch habe ich Jini nicht gefragt, ob sie diese Rolle überhaupt wünscht.«
    Sobald die Schwarzen Kutten unter sich waren, setzten sie sich zusammen und redeten wütend. Mi‘raela grinste in sich hinein. Jinis Ernennung hatte ganz schön eingeschlagen!
    »Völlig lächerlich, jetzt auf einmal entdeckt die Alte ihre Muttergefühle, nachdem sie ihren Sohn zu einer Amme nach der anderen abgeschoben hat«, tobte Steinherz.
    »Du hast mir versprochen, Pa, dass sie mich auswählt!«, heulte Schrillstimme mit von Tränen überströmtem Gesicht.
    »Wir kriegen das hin, und jetzt hör auf zu flennen«, sagte Steinherz. Normalerweise befolgte Schrillstimme Befehle sofort, doch diesmal tat sie es nicht. Sie schrie weiter und wurde ins Nachbarzimmer verbannt. Laute Geräusche verrieten, dass sie dabei war, die Möbel mit den Füßen zu bearbeiten. Mi‘raela wurde hineingeschickt, um ihr zur Beruhigung einen Cayoral zu bringen, und war froh, dass sie besser ausweichen konnte als ein Wandschrank.
    Spinnenfingers Wut war nicht laut, sondern eiskalt. »Wetten, die Alte wusste, dass wir Hetta als Nachfolgerin ausgewählt hatten? Es macht ihr Spaß, uns zu trotzen, weil sie krank ist und nicht mehr viel zu verlieren hat. Das werden wir ihr schon austreiben. Ihr habt es gehört. Wir haben noch einen Monat

Weitere Kostenlose Bücher