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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihn dann gar an die Luft setzten! Die Engländer würden schon Anhaltspunkte finden, ihm nachzuweisen, daß das Land eigentlich ihnen gehöre.
     

    Die Armen stammten aus dem Berglande. (S. 69.)
     
    Wenn sich solche düstere Vorstellungen seines Gehirns bemächtigten, schnürten sie ihm fast die Kehle zu. Wenn er unglücklicher Weise einen »Prospecteur« 1 sah, der um sein Gehöft umherirrte, so konnte er weder essen noch trinken, und dennoch wurde der Mann alle Tage dicker.
    Einer seiner hartnäckigsten Verfolger war jetzt Annibal Pantalacci. Der boshafte Neapolitaner – der nebenbei sehr gut zu gedeihen schien, denn er ließ drei Kaffern in seinem Claim arbeiten und trug einen sehr großen Diamanten im Brustlatze des Hemdes – hatte bald die Schwäche des unglücklichen Boers herausgefunden So machte er sich wenigstens einmal jede Woche das ziemlich zweifelhafte Vergnügen, in der Umgebung der Farm Pretorius Bodenuntersuchungen anzustellen oder wenigstens die Erde oberflächlich aufzugraben.
    Das Gebiet dieser Farm erstreckte sich am linken Ufer des Vaal etwa zwei Meilen über das Lager hinaus und enthielt Alluvialboden, der in der That recht wohl Diamanten bergen konnte, obwohl bis auf den heutigen Tag dafür kein weiterer Beweis erbracht worden war.
    Um diese alberne Komödie desto wirksamer zu machen, hielt Annibal Pantalacci darauf, stets in Sicht und vor den Fenstern Mathys Pretorius’ Aufstellung zu nehmen, und meist schleppte er auch mehrere Kameraden mit, um denselben durch seine Neckereien einen Spaß zu bereiten.
    Dann konnte man sehen, wie der, hinter den Baumwollenvorhängen halb erstarrte Mann ängstlich ihren Bewegungen folgte, jede Miene der Leute belauschte und sich immer bereit hielt, nach dem Stall zu laufen, um seinen Strauß einzuspannen und zu entfliehen, wenn er einen feindlichen Einfall in sein Gebiet befürchten zu müssen glaubte.
    Warum hatte er aber auch das Unglück gehabt, einem seiner Freunde anzuvertrauen, daß er Tag und Nacht seinen Zugvogel angezäumt halte und die Sitzkasten seines Wagens schon mit Mundvorrath versehen habe, um bei den ersten entscheidenden Erscheinungen Reißaus nehmen zu können?
    »Dann gehe ich zu den Buschmännern! sagte er. Schon vor zehn Jahren trieb ich mit ihnen Elfenbeinhandel, und ich versichere Ihnen, es ist hundertmal besser, inmitten der Wilden und der Löwen und Schakals zu leben, als unter diesen unersättlichen Engländern zu wohnen!«
    Der Vertraute des unglücklichen Farmers hatte aber – nach unveränderlicher Gewohnheit aller Vertrauten – nichts Eiligeres zu thun, als diese seine Projecte aller Welt auszuschwatzen. Es braucht also kaum darauf hingewiesen zu werden, daß Annibal Pantalacci sich das zu nutze machte, die Leute in der Kopje weidlich zu amüsiren.
    Ein anderes gewöhnliches Opferlamm der schlechten Späße des Neapolitaners war und blieb der Chinese Lî.
    Auch dieser hatte sich bei der Vandergaart-Kopje niedergelassen und eine Waschanstalt gegründet. Es ist ja bekannt, daß die Kinder des Himmlischen Reiches sich auf das Geschäft als Wäscher vortrefflich verstehen.
    Der berüchtigte rothe Kasten, der Cyprien so viel Kopfzerbrechen verursacht hatte, als er sich in den ersten Tagen auf der Reise nach dem Griqualande befand, enthielt nichts als Bürsten, Soda, Seifenriegel und Neublau. Für einen intelligenten Chinesen reichte das schon aus, um hier zu Lande sein Glück zu machen.
    Cyprien konnte sich wirklich nicht enthalten, aufzulachen, wenn er Lî ganz ernsthaft und schweigend und beladen mit einem großen Korbe begegnete, in welchem dieser seinen Kunden die Wäsche überbrachte.
    Dagegen ärgerte es ihn, zu sehen, wie wahrhaft roh sich Annibal Pantalacci gegen den armen Teufel benahm. Er warf ihm Tintenflaschen in seinen Waschzuber, spannte vor seiner Thür Seile aus, um ihn zu Falle zu bringen, und befestigte ihn an seiner Bank, indem er einen Nagel durch seine Blouse trieb. Vor Allem verfehlte er niemals, ihn, wenn sich irgend die Gelegenheit bot, mit einem Fußtritte zu regaliren und ihn »Hund von einem Heiden« zu schimpfen. Und wenn er ihm die eigene Kundschaft aufgenöthigt hatte, so geschah das nur, um wenigstens wöchentlich einmal solche Rohheiten ausführen zu können. Niemals fand er seine Wäsche in gutem Zustande, obgleich Lî sie mit größter Sorgfalt wusch und bügelte. Das kleinste falsche Fältchen setzte ihn in den wildesten Zorn und er behandelte den bedauernswerthen Chinesen, als ob dieser sein

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