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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatten die meisten Arbeiter ihr Tagewerk auf dem Grunde der Mine noch nicht begonnen – sonst wäre die halbe Bewohnerzahl des Lagers begraben gewesen unter diesen Riesentrümmern.
    Cypriens erster Gedanke galt seinem Theilhaber Thomas Steele. Er hatte aber bald die Freude, diesen unter einer Gruppe Männer zu bemerken, welche sich über die Ursache des Zusammensturzes Rechnung zu geben suchten Sofort lief er auf ihn zu und redete ihn an.
    »Ja, da wären wir mit blauem Auge davon gekommen! sagte der Lancashiremann und drückte ihm herzhaft die Hand.
    – Und Matakit?« fragte Cyprien.
    – Der arme Kerl liegt unten! antwortete Thomas Steele, nach dem Haufen zeigend, der sich über ihrem gemeinschaftlichen Eigenthum gebildet hatte.
    Ich ließ ihn kaum hinabsteigen und wartete nur, bis er den ersten Eimer gefüllt hatte, als der Einsturz vor sich ging.
    – Wir können hier aber nicht unthätig stehen bleiben, ohne einen Versuch zu seiner Rettung zu machen! rief Cyprien. Vielleicht lebt er doch noch!…«
    Thomas Steele schüttelte den Kopf.
    »Daß er unter fünfzehn bis zwanzig Tonnen Erdreich noch leben sollte, ist doch unwahrscheinlich, meinte er. Uebrigens müßten wenigstens zehn Mann zwei bis drei Tage arbeiten, um die Mine zu entleeren.
    – Das thut nichts! erwiderte entschlossen der junge Ingenieur. Es soll Niemand sagen, wir hätten ein menschliches Wesen in seinem Grabe verschüttet gelassen, ohne den Versuch, es daraus zu befreien!«
    Dann wandte er sich durch Vermittlung Bardiks an einen der Kaffern, der sich in ihrer Nähe befand, versprach diesem den hohen Lohn von fünf Schilling für den Tag und sicherte denselben auch allen Anderen zu, die sich verpflichten würden, seinen Claim unter seiner Anführung wieder freizulegen.
    Etwa dreißig Neger erklärten sich sofort dazu bereit, und nun ging es, ohne eine Minute zu verlieren, an die Arbeit. An Hacken, Spitzäxten und Schaufeln fehlte es nicht; Eimer und Taue waren genug zur Hand und Schuttkarren ebenfalls. Eine ganze Anzahl Weißer erbot sich, als sie vernahmen, daß es sich darum handle, einen unter der Schuttmasse begrabenen armen Teufel zu erlösen, zur freiwilligen Hilfsleistung. Elektrisirt durch den Feuereifer Cypriens, zeigte sich auch Thomas Steele nicht lässig, diese Rettungsversuche zu leiten.
    Gegen Mittag waren schon mehrere Tonnen über dem Claim abgelagerten Sandes und Gesteins herausgeschafft.
    Um drei Uhr stieß Bardik einen heiseren Schrei aus; er hatte unter seiner Hacke einen schwarzen, aus der Erde vorstehenden Fuß bemerkt.
    Jetzt wurden die Anstrengungen verdoppelt, und wenige Minuten später war der ganze Körper Matakits ausgegraben. Der unglückliche Kaffer lag auf dem Rücken, regte sich nicht und war allem Anscheine nach todt. Durch merkwürdigen Zufall hatte sich einer der Ledereimer, die er bei der Arbeit brauchte, ihm über das Gesicht gestürzt und bedeckte dieses wie eine Larve.
    Dieser Umstand, der Cyprien sogleich auffiel, weckte in ihm den Gedanken, daß es doch möglich sei, den Verunglückten in’s Leben zurückzurufen; in der That erschien diese Hoffnung nur schwach, denn das Herz schlug nicht mehr, die Haut fühlte sich ganz kalt an, die Glieder waren ziemlich steif, die Hände
     

    Der unglückliche Kaffer lag auf dem Rücken. (S. 79.)
     
    wie im Todeskampfe zusammengeballt – und das Gesicht – mit seiner bläulichen Blässe, welche man an todten Negern beobachtet – war durch den Erstickungstod entsetzlich verzerrt.
    Cyprien verlor deshalb den Muth noch nicht Er ließ Matakit in die Hütte Thomas Steele’s schaffen, welche der Unglücksstätte am nächsten lag Hier legte man ihn auf den Tisch, der gewöhnlich zum Auslesen der Kiesel diente und nun wurde der Körper systematischen Reibungen und jenen passiven Bewegungen des Brustkastens unterworfen, welche eine Art künstliche Athmung erzeugen und die man gewöhnlich anwendet, um Ertrunkene wieder zu beleben. Cyprien wußte, daß diese Behandlungsweise sich überhaupt für alle Arten der Erstickung eignet, und im vorliegenden Falle hatte er auf nichts Anderes zu achten, da weder eine Verwundung, noch ein Knochenbruch, ja nicht einmal eine ernsthafte Erschütterung nachzuweisen war.
    »Da sehen Sie, Herr Méré, er hat noch einen Erdkloß in der Hand!« bemerkte Thomas Steele, der sein Möglichstes that, den großen schwarzen Körper zu frottiren.
    Und wie ging er dabei in’s Zeug, der wackere Sohn von Lancashire! Und wenn er die Pleuelstange einer

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