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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dann merkwürdig still wurde. Bald darauf begann aber das Höllenconcert vom Neuem, um bis zum Tagesgrauen fortzudauern.
    Unter diesen Bildern wäre Cyprien sicherlich, ohne eine Empfindung davon zu haben, zur ewigen Ruhe eingegangen, wenn nicht ein höchst eigenthümlicher Zwischenfall, auf den hier gewiß kein Mensch gerechnet hätte, dem natürlichen Laufe der Dinge Einhalt that.
    Als der Morgen kam, regnete es nicht mehr, und die Sonne stand schon ziemlich hoch am Himmel, als Cyprien die Augen aufschlug. Da bemerkte er, ohne besondere Ueberraschung, einen sehr großen Strauß, der auf ihn zukam und zwei oder drei Schritte vor ihm stehen blieb.
    »Sollte das vielleicht der Strauß Matakits sein?« fragte er sich, noch immer seiner fixen Idee nachhängend.
    Der Stelzfüßler selbst übernahm es da, ihm Antwort, und was gewiß noch merkwürdiger war, in französischer Sprache zu geben.
    »Ich täusche mich nicht! Cyprien Méré!… Mein armer Kamerad, was zum Teufel machst denn Du hier?«
    Ein Strauß, der seine Muttersprache redete, ein Strauß, der seinen Namen kannte, das hätte gewiß jeden Mann mit gesundem Verstande in das größte Erstaunen versetzt. Cyprien wurde durch dieses unwahrscheinliche Phänomen nicht im Geringsten erregt, und fand es vielmehr ganz natürlich. Er hatte im Laufe der letzten Nacht in seinen Träumen noch ganz Anderes gesehen! Das Ganze erschien ihm höchstens als eine Folge seiner augenblicklichen geistigen Verwirrung.
    »Sie sind nicht besonders höflich, Madame Strauß!« antwortete er »Wer gibt Ihnen das Recht, mich zu dutzen?«
    Er sprach mit dem trockenen, kurz abgebrochenen Tone, der Fieberkranken eigen ist und keinen Zweifel über deren Zustand aufkommen läßt, was dem Strauße hier sehr zu Herzen zu gehen schien.
    »Cyprien!… Alter Freund!… Du bist krank und allein in dieser Einöde!« rief das Thier und sank neben ihm in die Knie.
    Das war eine nicht minder abnorme physiologische Erscheinung wie die Sprachfähigkeit eines Stelzsüßlers, denn die Kniebeuge ist eine Bewegung die ihm gewöhnlich von der Natur versagt ist. In seinem Fieber erstaunte Cyprien auch hierüber nicht weiter. Er fand es sogar ganz einfach, daß der Strauß unter seinem linken Flügel eine Art Lederflasche mit frischem, mit etwas Cognac vermischtem Wasser hervorlangte und ihm die Oeffnung derselben an den Mund brachte.
    Das Einzige, was ihn doch zu verwundern anfing, war, daß das merkwürdige Thier plötzlich aufstand, dann eine Art mit Marabuts bedeckten Pelzes zur Erde warf, der sein natürliches Gefieder zu bilden schien, und nachher ebenso einen langen Hals, auf dem ein Vogelkopf saß. Dieser erborgten Zieraten entkleidet, zeigte er sich ihm dann als ein großer, kräftiger Bursche, der kein Anderer war, als Pharamond Barthès, der große Jäger vor dem Herrn und den Menschen.
    »Nun ja, ich bin es! rief Pharamond. Hast Du mich denn nicht bei den ersten Worten, die ich an Dich richtete, erkannt?… Du erstaunst über meine Vermummung?… Das ist eine Kriegslist, die ich den Kaffern nachgeahmt habe, um richtige Strauße aufzusuchen und sie mit dem Wurfspieße zu erlegen. Doch reden wir jetzt von Dir, armer Freund!… Wie kommst Du krank und verlassen hierher?… Nur infolge großen Zufalls hab’ ich Dich aufgefunden, als ich diese Seite des Berges umwanderte, und wußte ja nicht einmal, daß Du hier im Lande warst.«
    Cyprien, der ja kaum sprechen konnte, vermochte seinem Freunde natürlich nur sehr dürftige Auskunft über sich selbst zu geben. Pharamond sah auch zeitig genug ein, was hier am nöthigsten zu thun sei, das heißt, dem Kranken mußte die Hilfe werden, die er bis jetzt entbehrt, und er ging denn sofort daran, ihn so gut wie er konnte, in Behandlung zu nehmen.
    Der kühne Jäger hatte in der Wüste schon hinreichende Erfahrungen gesammelt und von den Kaffern eine sehr wirksame Heilmethode des Sumpffiebers, von dem sein armer Freund befallen war, kennen gelernt.
    Pharamond Barthès begann also in der Erde eine Grube auszuheben, die er mit Holz anfüllte, wobei er eine Röhre aussparte, um der freien Luft den Eingang zu gestatten. Als das Holz entzündet und verbrannt war, hatte es die Grube zu einem wirklichen Backofen umgewandelt. Pharamond Barthès steckte den sorgfältig eingewickelten Cyprien dann so hinein, daß nur dessen Kopf noch frei blieb. Zehn Minuten waren noch nicht verflossen, als sich schon reichlicher Schweiß zeigte, eine Absonderung, welche der improvisirte Doctor

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