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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verfeindeten Stamme angehörige junge Kaffer mußte von Anfang an der Spionage verdächtig erscheinen. Bisher hat man sein Leben noch geschont. Zum Glück für den armen Teufel ergab sich, daß er ein paar Zauberkunststückchen kannte und auf den Rang eines Propheten Anspruch machen konnte…
    – Jetzt zweifle ich keinen Augenblick mehr, daß das Matakit ist! rief Cyprien.
    – Nun, er kann sich Glück wünschen, so mit blauem Auge davongekommen zu sein, antwortete der Jäger.
    Tonaïa hat für seine Feinde eine große Musterkarte von Strafen ersonnen, die wahrlich nichts zu wünschen übrig lassen. Doch ich wiederhole Dir, Du darfst wegen Deines alten Dieners ganz ruhig sein. Ihn schützt seine Eigenschaft als Zauberer, und wir werden ihn noch heute Abend heil und gesund antreffen.«
    Wir brauchen wohl nicht hervorzuheben, daß diese Mittheilung Cyprien zur größten Befriedigung gereichte.
    Jetzt war sein Ziel so gut wie erreicht, denn er zweifelte gar nicht, daß Matakit, wenn er sich noch in Besitz des Diamanten befand, denselben ohne Widerstand herausgeben werde.
    So plauderten die beiden Freunde im Laufe des Tages weiter, während sie die Ebene durchmaßen, welche Cyprien einige Tage früher auf dem Rücken der Giraffe durchzogen hatte.
    Gegen Abend wurde die Hauptstadt Tonaïa’s sichtbar, welche halbkreisförmig auf einer Bodenerhöhung lag, die den Horizont im Norden abschloß. Es war das eine wirkliche Stadt, von zehn-bis fünfzehntausend Einwohnern, mit guten Straßen und geräumigen, fast eleganten Hütten darin, und verrieth einen gewissen, hier herrschenden Wohlstand. Das von hohen Pfahlwänden umschlossene Palais nahm selbst ein Viertel von der ganzen Oberfläche des städtischen Gebiets ein.
    Pharamond Barthès brauchte sich nur zu zeigen, da senkten sich schon alle Barrieren vor ihm und er wurde sofort mit Cyprien durch eine Reihe geräumiger Höfe geführt bis zum Ceremonien-Saale, in dem sich der »unbesiegliche Eroberer« inmitten zahlreicher Gesellschaft, in der es an Officieren und Wache nicht fehlte, gewöhnlich aufhielt.
    Tonaïa mochte etwa vierzig Jahre zählen. Er war groß und stark. Bedeckt mit einer Art Diadem aus Eberzähnen, bestand seine Kleidung aus einem Ueberwurfe von rothem Stoffe ohne Aermel, und aus einem reich mit Glasperlen gestickten Schurze von der nämlichen Farbe. An Armen und Beinen trug er viele Spangen aus Kupfer. Sein Gesichtsausdruck war geistvoll und sein, aber auch herrisch und hart.
    Pharamond Barthès, den er seit mehreren Tagen nicht gesehen, wurde höchst feierlich empfangen, und, da er einmal mit ihm kam, auch Cyprien als der Freund seines getreuen Verbündeten.
    »Die Freunde unserer Freunde sind auch die unseren!« sagte er, wie es jeder Spießbürger auch gethan hätte.
    Und als er hörte, daß sein neuer Gast leidend sei, beeilte sich Tonaïa, ihm eines der besten Zimmer seines Palastes einzuräumen und ein vortreffliches Abendessen auftragen zu lassen.
    Auf Pharamonds Rath hin wurde die Frage wegen Matakits nicht sofort berührt, sondern für den nächsten Tag aufgeschoben.
    Am nächsten Morgen hatte Cyprien seine Gesundheit vollständig wieder erlangt und war im Stande, vor dem Könige zu erscheinen. Im großen Saale des Palastes war jetzt der ganze Hof versammelt; Tonaïa und seine Gäste befanden
     

    Pharamond Barthès brauchte sich nur zu zeigen… (S. 208.)
     
    sich in der Mitte des Kreises. Pharamond Barthés führte in der ihm schon ziemlich geläufigen Landessprache die Verhandlungen.
    »Meine Basutos, sagte er zu dem Könige, haben Dir kürzlich einen jungen, von ihnen gefangenen Kaffern gebracht. Nun hat sich herausgestellt, daß dieser Kaffer der Diener meines Begleiters, des großen weisen Cyprien Méré ist, der von Deinem Edelmuthe erwartet, daß Du ihm denselben auslieferst. Aus diesem Grunde nahe ich, sein Freund und der Deinige, mich Dir mit dieser Bitte.«
    Bei den ersten Worten hatte Tonaïa geglaubt, sich ein diplomatisches Ansehen geben zu müssen.
    »Der große Weise ist mir willkommen! antwortete er. Doch was bietet er für den Austausch meines Gefangenen?
    – Eine vortreffliche Flinte, zehnmal zehn Patronen und ein Säckchen mit Glasperlen«, erklärte Pharamond Barthès.
    Ein zustimmendes Murmeln lief durch den Kreis der Zuhörer, welche dieses freigebige Angebot in Erstaunen setzte. Nur Tonaïa allein hielt noch immer an sich und schien davon gar nicht besonders berührt.
    »Tonaïa ist ein großer Fürst, fuhr er, sich auf

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